Chinas Währung in ruhigen Gewässern

Chinas Anstrengungen, sich von einer exportorientierten Industrie zu einer von Inlandsnachfrage getriebenen Dienstleistungsvolkswirtschaft zu transformieren, bleiben nicht ohne Folgen für die Konjunktur. Der Ausblick auf die Währung ist nach der Abwertungen gegen den US-Dollar im Vorjahr für 2017 wieder eher unaufgeregt. Raiffeisen Capital Management | 21.06.2017 13:15 Uhr
Stefan Grünwald, Fondsmanager, Raiffeisen Capital Management
Stefan Grünwald, Fondsmanager, Raiffeisen Capital Management
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Stefan Grünwald, Fondsmanager im Team „Anleihen, CEE & Global Emerging Markets“ bei Raiffeisen Capital Management:

"Die Internationalisierung der chinesischen Festlandwährung, des Renminbi, schreitet voran. Im Herbst 2016 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Währung in seinen Währungskorb aufgenommen. Seither ist der Renminbi neben Dollar, Pfund, Yen und Euro die fünfte Weltreservewährung. Ein wichtiger Schritt in der Integration der chinesischen Wirtschaft in das globale Finanzsystem. Gleichzeitig befindet sich Chinas Wirtschaft in einem der größten Transformationsprozesse der Geschichte. Denn das Land will sich weg von Export, Schwerindustrie und schuldenfinanzierter Investitionen hin zu Hochtechnologie, Dienstleistung und Inlandskonsum entwickeln. Dieser Prozess wird Jahre dauern und am Ende zu weniger Abhängigkeit vom Ausland führen, aber auch dazu, dass die Wachstumsraten nicht mehr so exorbitant hoch sein werden, wie in der Vergangenheit.  –  Eine durchaus normale Entwicklung bei so einer gravierenden strukturellen Umstellung. Die Wachstumsrate des vergangenen Jahres betrug 6,7 %, was den niedrigsten Stand seit 1990 bedeutet. Im Jahr 2015 hatte die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft noch ein Wachstum von 6,9 % erreicht. In den Boomjahren im vergangenen Jahrzehnt waren es zeitweise sogar rund 14 %. Doch auch wenn zweistellige Wachstumsraten nicht mehr zu erwarten sind, ist China dennoch für knapp ein Gutteil des weltweiten Wachstums verantwortlich. War die Währung zwischen 2008 und 2013 noch von einer deutlichen Aufwertungsentwicklung gegenüber dem US-Dollar geprägt – insgesamt hat der Renminbi in dieser Zeit gegenüber der US-Währung 20 % an Wert zugelegt – so hat sich dieses Bild inzwischen deutlich geändert. Mit dem Tapering der Fed, das Ende 2013 eingeleitet wurde, und der damit verbundenen Erstarkung des US-Dollars, hatte die Entwicklung ein Ende gefunden. Zudem lockerte die Notenbank ab 2015 die Geldpolitik und leitete eine Abschwächung der Währung gegen den US-Dollar ein. Die tieferen Zinsen, das schwächelnde Wachstum und die quasi sichere Aussicht auf eine schwächere Währung, führten 2016 zu massiven Kapitalabflüssen. Um den leicht trüberen Wachstumsausblick abzufedern, setzte die Regierung auf kurzfristige Fiskalmaßnahmen und eine wieder anziehende Kreditvergabe, was Warnungen ob des schon hohen Kreditvolumens in der chinesischen Wirtschaft zur Folge hatte. So beklagte beispielsweise der IWF, dass die Wirtschaft noch immer zu sehr von Stimulusmaßnahmen der Regierung abhängig sei und das Risiko der hohen Verschuldung in China, mitausgelöst durch den nur zeitweise unterbrochenen Immobilienboom im Falle steigender Zinsen.

Der Wiederanstieg der Rohstoffpreise ließ über höhere Margen in der Schwerindustrie die Privatinvestitionen im zweiten Halbjahr 2016 unerwartet anziehen. Dieser Investitionszyklus sollte sich erst im Laufe des zweiten Halbjahres 2017 abschwächen. Zudem zeigte der Immobilienmarkt trotz regulatorischer Eingriffe ein unerwartet robustes Wachstum. Jedoch ist die Kerninflationsrate(auch aufgrund der Rohstoffpreise, aber nicht nur)gestiegen, daher setzt die Zentralbank seit mehreren Monaten auf eine vorsichtige Verknappung der Geldpolitik. Einerseits müssen die inflationären Tendenzen und der Immobilienmarkt gedämpft werden, andererseits darf das Wachstumsziel nicht in Gefahr geraten. Die starke Wachstumsüberraschung im ersten Quartal 2017 gibt der Notenbank jedoch Spielraum, die Geldpolitik weiter zu straffen. Zudem hat der Druck auf die Währung in den letzten Wochen etwas abgenommen.

Der Liberalisierungsprozess der chinesischen Kapitalbilanz und der Währung ist 2016 etwas in den Hintergrund gerückt, könnte aber recht bald wieder aufgenommen werden. Ein erster Schritt wäre ein erleichterter Zugang für ausländische Investoren, um an der Entwicklung des chinesischen Anleihemarkts partizipieren zu können. Dies würde die Aufnahme in globale Emerging Markets-Lokalwährungs-Anleihen-Indizes nach sich ziehen und globale Investoren aufgrund der im Vergleich zu entwickelten Anleihenmärkten höheren Verzinsung anlocken. Eine zur Gänze internationalisierte Währung bleibt vorläufig jedoch ein längerfristiges Ziel.

Fazit: Die chinesische Währung zeigt aktuell – verglichen mit anderen Emerging Markets Währungen – nur geringe Ausschläge und steht daher seitens der Investoren eher „unter Beobachtung“ als dass sie ein „attraktiver Trade“ wäre. Raiffeisen Capital Management ist, vor allem was die Lokalwährungsseite betrifft, vorsichtig abwartend. Wenn der Liberalisierungsprozess jedoch weiter voranschreitet, dann könnte China für Anleiheinvestoren schon bald wieder ein interessanter Markt sein."

Stefan Grünwald, Fondsmanager, Raiffeisen Capital Management

Hinweis: Dieser Kommentar ist in gleicher Form auch bereits als Gastkommentar in der "Börsen-Zeitung" erschienen.

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