Bank of Japan wird ihre geldpolitische Ausrichtung vorerst wohl beibehalten

Allianz Global Investors | 26.04.2024 09:18 Uhr
Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors
Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors

  • Die Bank of Japan wird ihre geldpolitische Ausrichtung im April wahrscheinlich beibehalten, nachdem sie im März umfassende Änderungen an ihrem monetären Kurs vorgenommen hat
  • Während der Sitzung wird ein neuer Bericht zu den Wirtschaftsaussichten veröffentlicht. Wir halten es für möglich, dass die Formulierungen in Bezug auf die Inflationsrisiken leicht verstärkt werden
  • Gouverneur Ueda hat in seinen jüngsten Reden die Normalisierung der Geldpolitik hervorgehoben. Der nächste Bereich, auf den sich der Markt konzentrieren wird, könnte daher das Tempo der Staatsanleihen-Käufe sein

Nach den umfassenden Anpassungen während der geldpolitischen Sitzung im März erwarten wir, dass die Bank of Japan (BOJ) die Geldpolitik im April unverändert lässt und sich Zeit nimmt, um neu eintreffende Daten auszuwerten. Jüngste Daten zeichnen ein gemischtes Bild: In dem Bestreben, einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aus Lohnerhöhungen und Inflation zu erreichen, haben die Shunto-Lohnverhandlungen im Frühjahr zu einem robusten Ergebnis geführt (+5,2%)1. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie das Lohnwachstum bei kleineren Unternehmen ausfallen wird und wie sich die Reallöhne entwickeln, die bis zuletzt im negativen Bereich lagen. Für die Wirtschaftsaussichten der BOJ, aber auch für die politischen Akteure, ist ein Anstieg der Reallöhne von entscheidender Bedeutung. Derweil bleiben die Inflationsraten deutlich über dem Ziel der BOJ, wenngleich ein kontinuierlicher Abwärtstrend zu verzeichnen ist (Verbraucherpreisindex ohne Nahrungsmittel & Energie im März 2,9% gg. Vj., nach 3,2% im Februar)2. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt drängt aber keiner der beiden Faktoren die BOJ kurzfristig zu weiteren Maßnahmen.

BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda betont einen Kurs der kontinuierlichen geldpolitischen Normalisierung, was die Marktteilnehmer möglicherweise noch nicht ganz verstanden haben. Unserer Ansicht nach deutet dies auf einen künftig stärker datenabhängigen Ansatz hin, der die Bedeutung der Wirtschaftsprognosen der BOJ und der darauf aufbauenden Daten steigert. Zwar wird der allgemein akkommodierende geldpolitische Kurs auf absehbare Zeit beibehalten, doch stellen weitere Zinserhöhungen oder eine Verringerung der Japanese Government Bonds (JGB)-Käufe mögliche Maßnahmen dar. Beides brächte zudem Vorteile für die Funktionsfähigkeit des Marktes mit sich.

Dennoch dürfte im April kein unmittelbarer Handlungsdruck bestehen. Ein Risikofaktor hierfür ist die anhaltende Schwäche des japanischen Yen. In der Vergangenheit hat sich die BOJ gegenüber den Auswirkungen einer JPY-Abwertung zurückhaltend gezeigt. In den jüngsten Äußerungen ist die Bank diesbezüglich jedoch mehrdeutig geworden. Dies deutet darauf hin, dass sie Handlungsdrück sieht für den Fall, dass sich die JPY-Schwäche nachteilig auf ihre Wirtschaftsszenarien auswirkt. Angesichts der Hoffnung auf ein positives Reallohnwachstum ab Sommer dürfte ein zusätzlicher importkostenbedingter Inflationsschub für die BOJ nicht wünschenswert sein. Unserer Einschätzung nach sind die Auswirkungen bisher aber noch nicht groß genug.

Bei japanischen Staatsanleihen halten wir an unserer Untergewichtung fest. Nach der Beendigung der meisten unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen haben wir bisher nur eine mäßige Kursanpassung gesehen. Unserer Erwartung nach dürfte diese Anpassung noch weitergehen, insbesondere in einem Umfeld, in dem die globalen Renditen ebenfalls gestiegen sind.

Bei japanischen Aktien bleiben wir hingegen übergewichtet. Wir interpretieren die allgemeine Kursschwäche der letzten Wochen, die auch auf dem japanischen Markt zu spüren war, als einen gesunden technischen Rücksetzer, auf dessen Grundlage sich die Märkte wieder stabiler entwickeln können. Denn die grundlegenden fundamentalen Faktoren bleiben intakt.

Mit Blick auf das Währungspaar Japanischer Yen/US-Dollar sind wir neutral eingestellt. Das kurzfristige Marktmomentum bleibt negativ, und bisher hat bei diesem Währungspaar die Fed das Ruder in der Hand gehabt. Zwar ist der Yen nach wie vor historisch unterbewertet, doch solange es keinen stärkeren Impuls gibt (z. B. Daten, die einen schneller als erwarteten Kurswechsel der Fed untermauern, oder eine entschlossene Defensivreaktion der BOJ), halten uns die hohe Zinsdifferenz und das Potenzial einer weiteren leichten Abschwächung davon ab, eine andere Position einzugehen.

Von Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI

1 Japanese Trade Union Confederation, März 2024
2 Statistics Bureau of Japan, April 2024

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