Zukunft der bAV in Europa - Experten Umfrage

Allianz Global Investors AG hat zusammen mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) 216 Experten aus den sechs wichtigsten Altersvorsorgemärkten in Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz und Niederlande) über die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) in den kommenden zehn Jahren befragt. Allianz Global Investors | 10.11.2009 12:40 Uhr
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„Es liegt in der Natur der Sache, dass die Zukunft schwer vorauszusagen ist, aus den Erkenntnissen dieser Umfrage erhalten wir jedoch fundierte Anhaltspunkte, in welche Richtung sich beitragsorientierte bAV-Modelle in Europa voraussichtlich entwickeln werden und welche Trends sich bereits heute abzeichnen,“ sagt Brigitte Miksa, Head of International Pensions bei Allianz Global Investors, über die Umfrage.

Wachstum bei beitragsorientierten bAV-Lösungen

Trotz der Finanzkrise rechnen 89 % der Befragten mit weiterem Wachstum im Bereich der beitragsorientierten betrieblichen Altersversorgung (defined contribution bzw. DC-Modelle). Die meisten Teilnehmer (81 %) bestätigen, dass es einen Trend weg von leistungsorientierten Vorsorgemodellen (defined benefit bzw. DB), in denen den Arbeitnehmern eine feste Rentenzahlung zugesichert wird, hin zu beitragsorientierten Lösungen in der bAV gibt. Besonders akzentuiert ist diese Erwartung in Großbritannien (97 %) und der Schweiz (93 %). Insgesamt gehen drei Viertel der interviewten Experten von einer Dominanz der beitragsbezogenen Systeme in der Zukunft aus, eine Ausnahme bilden die Niederlande, wo eine Koexistenz beider Modelle oder hybride Lösungen erwartet werden.

Kosten sind für Arbeitgeber wichtiges Entscheidungskriterium

Die Kalkulierbarkeit der Kosten ist nach der Erhebung der wichtigste Grund (85 % der Befragten) für Arbeitgeber, sich für eine beitragsorientierte bAV-Lösung zu entscheiden. In Deutschland stimmen 89 % der Teilnehmer dieser Aussage zu. In den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien findet dieser Punkt sogar noch höhere Zustimmung. Die direkte Einsparung von Kosten wird demgegenüber als weniger wichtig erachtet (63 % der Teilnehmer), in Großbritannien allerdings sehen über 90 % Kosteneinsparungen als wichtigen Treiber für DC-Pläne. Nicht so häufig wurden in den meisten Ländern die Verringerung des Kapitalanlagerisikos, die Reduzierung des Langlebigkeitsrisikos sowie die höhere Transparenz über die Leistungen des Arbeitgebers genannt. In Deutschland sehen 57 % der Befragten auch die Rechnungslegung als Treiber an. Tobias Pross, Geschäftsführer Pension Markets bei Allianz Global Investors KAG, sagt: „Gemessen am Veränderungsdruck, den das ab kommendem Jahr für alle nach HGB bilanzierenden Unternehmen gültige BilanzrechtsModernisierungsGesetz (BilMoG) auf die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland ausübt, ist der Wert erschreckend niedrig. Durch die Einführung des BilMoG müssen Unternehmen ihre Pensionsverpflichtungen mit dem Marktzins diskontieren und auch Gehalts- und Rentendynamik berücksichtigen, was bei erstmaliger Anwendung zu einem Anstieg der Pensionsverpflichtung um die Hälfte führen kann.“

Rahmenbedingungen und Nachfrage für pan-europäische bAV-Lösungen

Die Umfrage lässt keine klare Aussage zu, ob sich in den kommenden zehn Jahren ein einheitlicher europäischer Markt für betriebliche Altersvorsorge entwickeln wird (42 % ja, 40 % nein). Sollte sich dieser Markt jedoch entwickeln, gehen die Experten von einer Dominanz von DC-Plänen aus. Weitgehende Einigkeit besteht unter den Experten (70 %), dass ein einheitlicher europäischer Markt nur nach weiteren Veränderungen der Sozial-, Arbeits- und Steuergesetzgebung zu erreichen sei. Die Nachfrage für pan-europäische Lösungen sehen die Experten: Mehr als 70 % sehen multinationale Unternehmen als wichtigen Treiber für grenzüberschreitende bAV-Lösungen. Pross bestätigt das: „Ein europaweit einheitliches bAV-Regime steht auf dem Wunschzettel vieler international operierender Unternehmen“, und fasst damit die Aussagen vieler Arbeitgeberkunden zusammen.

Keine Renaissance der staatlichen Rente durch Finanzkrise

„Im Nachgang der Finanzkrise überdenken Regulatoren, Arbeitgeber und Pensionsfonds ihre Herangehensweise an die betriebliche Altersvorsorge,“ sagt Dr. Alexander Börsch, Senior Pension Analyst von Allianz Global Investors und Autor der Publikation. Laut der Befragung rechnen 65 % der Experten mit einem beschleunigten Wechsel von DB- zu DC-Modellen, ausgelöst durch die Finanzkrise. Besonders ausgeprägt ist diese Erwartung in Großbritannien (94 %), eher gering ausgeprägt ist sie in Deutschland (46 %). Umgekehrt gehen europaweit gerade einmal 20 % der Befragten von einer Abkehr von der kapitalgedeckten Altersvorsorge und Hinwendung zur umlagefinanzierten staatlichen Rente aus. Stattdessen werden Sicherungsmechanismen eine größere Rolle in DC-Plänen spielen: Über 75 % der Experten erwarten, dass es zu einer verstärkten Einbettung von Risikomanagement-Komponenten in DC-Plänen kommen wird. Europaweit erwarten 56 % (Deutschland 80 %), dass die Absicherung durch ein stärkeres Gewicht risikoärmerer Anlageklassen in DC-Plänen erfolgen wird. Rund die Hälfte rechnet mit der Einführung formeller Garantiezusagen. „Dynamische Risikosteuerung gewinnt im Pensionsmanagement immer stärker an Bedeutung und kann gleichzeitig dazu beitragen, die Nettofinanzierungskosten in der betrieblichen Altersvorsorge zu senken“, erläutert Pross.

Geringe finanzielle Bildung als Hemmnis

Der Mangel an finanzieller Bildung sowie an sachgerechter Beratung werden – mit unterschiedlicher Gewichtung auf Länderebene – als größte Hindernisse für die Fortentwicklung des DC-Marktes gesehen. Während in Frankreich 93 % (Deutschland 80 %) der Befragten die finanzielle Bildung als große Herausforderung sehen, scheint dies in den Niederlanden und der Schweiz kein vorrangiges Thema zu sein. In Deutschland geben 55 % der Befragten die geringe Beteiligung der Arbeitnehmer als Hemmnis an.

Gestaltung der Auszahlungsphase

Börsch weist darauf hin, “dass mit der Aufwärtsentwicklung bei DC-Plänen die Frage nach der optimalen Gestaltung der Auszahlungsphase und damit der Umwandlung des Kapitalstocks in Einkommensströme für die Rentenbezieher virulent wird.” Die Präferenz der befragten Experten liegt bei einer inflationsindexierten Verrentung des Kapitals, wohingegen Einmalzahlungen zu Rentenbeginn kaum Zustimmung finden (23 %).

Zwischen Regulierung und finanzieller Bildung

Brigitte Miksa fasst zusammen: „Aufgrund der Ergebnisse können wir also mit einem weiteren Anstieg kapitalgedeckter und beitragsbezogener Rentenmodelle rechnen, über die in Zukunft ein wachsender Teil des Alterseinkommens der Rentner in Europa bestritten wird. Dieses Alterseinkommen wird damit Kapitalmarktschwankungen und Inflationsrisiken stärker ausgesetzt sein und bedarf der Absicherung. Regulierung ist dabei nur eine von mehreren Möglichkeiten, das System zu stabilisieren. Von großer Bedeutung – wenngleich nicht in der öffentlichen Debatte – ist die finanzielle Bildung, wie die Befragung zeigt.”

Studie im Internet

Die Ergebnisse der Umfrage “Defining the Direction of Defined Contribution in Europe: Results of an Expert Survey“ stehen zum Download im Internet bereit unter:
http://publications.allianzgi.com/en/PensionResearch/Pages/PensionStudiesandPapers.aspx

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