Reformen bei Altersvorsorge bedroht

Eine aktuelle Untersuchung von Allianz Global Investors AG (Allianz GI), zeigt, dass der Rentenreformprozess durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise nicht konsequent fortgeführt werden könnte. Erfahren Sie mehr über diese Analyse im Folgenden: Allianz Global Investors | 22.06.2009 15:26 Uhr
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Zu den Kernaussagen gehört: • Der Wert der Vermögensanlagen von Privathaushalten in Westeuropa fiel im Jahr 2008; einige Länder waren hiervon stärker betroffen als andere.
• Die Wirtschaftskrise wird die staatlichen Haushaltsdefizite vergrößern und die Schuldenlasten steigen lassen, was die Notwendigkeit von Rentenreformen erhöht.
• Es besteht aber die Gefahr, dass Regierungen in ihrem Reformeifer nachlassen. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich viele europäische Regierungen bemüht, die Finanzierung der Altersversorgung durch Umlagesysteme und kapitalgedeckten Systemen neu zu gewichten. Die gegenwärtige Wirtschaftskrise droht jedoch, diesen Prozess zu lähmen einerseits weil Regierungen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise andere Prioritäten setzen und andererseits weil sie den politischen Willen verlieren könnten, weitere Reformschritte umzusetzen.

Der Reformprozess des vergangenen Jahrzehnts war in den Ländern besonders ausgeprägt, die steuerbegünstigte Formen der privaten Altersvorsorge eingeführt haben. Die wachsende Bedeutung dieser Produkte zeigt sich an ihrem zunehmenden Anteil am Vermögen der Privathaushalte. Die globalen Turbulenzen jedoch haben die Aktienmärkte im Jahre 2008 nach unten gezogen und zu einer massiven Abwertung von Aktien und Immobilien geführt. Nach Berechnungen von Allianz Global Investors haben die Finanzvermögen privater Haushalte in Westeuropa im Jahre 2008 rund 8,5 Prozent an Wert verloren. Aber dieser Gesamtwert verdeckt beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, die sich aus dem spezifischen Investitionsverhalten und den Rentensystemen ergeben. Beispielsweise berichteten die zuständigen Schweizer und niederländischen Stellen von Vermögensverlusten der Pensionsfonds in Höhe von fast 18 Prozent. Die Verluste im Vereinigten Königreich dürften wegen des drastischen Absturzes der Immobilienpreise und ihrer Auswirkungen auf die Vermögensanlagen sogar noch höher ausgefallen sein.


Brigitte Miksa, Leiterin Pensions International bei Allianz GI, erklärt: „Die gegenwärtige Finanzkrise hatte eine drastische Auswirkung auf die Finanzen der privaten Haushalte in Westeuropa. Als Folge davon könnte die Rolle der kapitalgedeckten Altersbezüge auf den Prüfstand gestellt werden, in Ländern mit entwickelten kapitalgedeckten Rentensystemen aber auch in Ländern, in denen die ergänzende private Altersvorsorge noch im Aufbau begriffen ist. Dort wird nun die erfolgreiche Umsetzung des Reformprozesses eine besondere Herausforderung darstellen.“

Steigende Staatsschulden verstärken Reformdruck

Aber können es sich Regierungen leisten, Rentenreformen zurückzunehmen oder sie zu stoppen? Diese Reformen sollten hauptsächlich die durch die rapide Alterung der Gesellschaft steigenden Kosten für die erste Säule, die gesetzliche Rente, senken. Das gilt noch immer. Zusätzlich haben die öffentlichen Finanzen die vielfältigen Auswirkungen der Finanzkrise aufzufangen. So sind die direkten Kosten der Rettungs- und Konjunkturpakete und die beispielsweise mit einer höheren Arbeitslosigkeit verbundenen indirekten Kosten zu finanzieren. Weiterhin besteht die Gefahr, dass die öffentlichen Finanzen auch im Bereich der Altersversorgung Krisenfolgen auffangen müssen. Das kann der Fall sein, wenn Garantien übernommen werden müssen, die staatliche Pensionsfonds über ihre Investments nicht decken können oder in einer Rettungsfunktion, wenn Mitglieder privater Altersvorsorgepläne, die besonders schwer von der Krise betroffen sind, nicht genügend Alterseinkommen zur Verfügung haben.

Dazu Brigitte Miksa: „Die Bewältigung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise wird die staatlichen Haushaltsdefizite ausweiten und die Schuldenlast vergrößern, die in den nächsten Jahren reduziert werden muss. So werden die Regierungen die Rentenreformen zwar nicht zurücknehmen können. Andererseits aber besteht die Gefahr, dass sie weiter erforderliche Reformanstrengungen auch nicht fortsetzen.“

In Zukunft wird die Entwicklung des Geldvermögens in vielen europäischen Ländern durch größere Sparanstrengungen zur Alterssicherung getrieben werden, weil die privaten Haushalte die Lücke schließen wollen, die durch die Finanzkrise in ihre Portfolios gerissen wurde. Dies wird nicht nur in Ländern mit entwickelten kapitalgedeckten Rentensystemen wie dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden oder der Schweiz der Fall sein. Auch in Staaten, in denen die Reformen von umlagefinanzierten Systemen in Zukunft zu einem niedrigeren Rentenniveau führen muss die Lücke durch den Aufbau von Kapital ausgeglichen werden, um einen adäquaten Lebensstandard zu gewährleisten.

Es ist zu vermuten, dass die meisten Länder dann höhere Sparquoten aufweisen als in der jüngsten Vergangenheit. Allerdings werden sich wegen zweier gegenläufiger Effekte kaum wieder die Niveaus der frühen neunziger Jahre erreichen lassen. Einerseits ersetzen zusätzliche Sparmaßnahmen zur Alterssicherung vermutlich Sparanstrengungen aus anderen Vorsichts- und  Vorsorgemotiven. Andererseits wird sich mit der steigenden Zahl älterer Menschen deren persönliche Sparleistungen mit ihrem Ausstieg aus dem Berufsleben verringern.

Europäer werden mehr in Altersvorsorgeprodukte investieren

Für Westeuropa erwartet daher Allianz Global Investors, dass sich die Struktur des Geldvermögens der privaten Haushalten weiter zugunsten von Versicherungen und Altersvorsorgeprodukten verändert. Der Portfolio-Anteil dieser Produkte könnte bis Ende 2020 um ungefähr 6 Prozentpunkte auf 40 Prozent ausgeweitet werden. Kapitalmarktprodukte, vor allem Aktien und Fonds, werden nach dem kursbedingten Anteilsverlust am Ende dieses Jahrzehnts wahrscheinlich ihr Gewicht in den Haushaltsportfolios bis 2020 zurückgewinnen können und dann rund ein Viertel des privaten Geldvermögens in Europa ausmachen, so die Prognose von Allianz Global Investors.

„Das Klima für ein langfristiges Sparen bleibt schwierig“, folgert Brigitte Miksa, „ die extremen Schwankungen der Kapitalmärkte im vergangenen Jahrzehnt haben zu einem massiven Vertrauensverlust bei denen geführt, die für ihre Alterssicherung sparen. Dies ist leider genau in der Zeit geschehen, in der der Aufbau von kapitalgedeckten Rentensystemen in allen Industriestaaten ein immer dringlicheres Problem darstellt.“

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