Dabei scheint eine Grundsatzfrage immer noch nicht ausdiskutiert: Handelt es sich bei der im März 2009 begonnenen Aufwärtsbewegung um eine kurzfristige Bärenmarktrallye oder um eine Bärenfalle, in der nun alle sitzen, die nicht rechtzeitig eingestiegen sind?
Positive Marktsignale erhöhen Risikobereitschaft der Anleger
Die steigende Risikobereitschaft der Investoren sowie ein stabileres konjunkturelles Umfeld bewertet Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, als wichtige Indizien bei der Beantwortung dieser Frage. Aktuell hätten Neuemissionen bei Unternehmensanleihen und Aktien wieder an Umfang zugelegt und würden gut aufgenommen, während Risikozuschläge am Interbankengeldmarkt oder bei Unternehmensanleihen weiter gesunken wären. Das gelte auch für sogenannte „Junk Bonds“ – Unternehmensanleihen schlechter Bonität. Naumer ist überzeugt: „Das sind gute Zeichen. Es scheint, als weiche der Konjunkturpessimismus langsam einem Konjunkturrealismus. Dafür sprechen auch stimmungsgetriebene Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes für China, Europa und die USA, die trotz düsterer Lageeinschätzung weiter gestiegen sind.“
Verbesserung der realökonomische Faktoren zeichnet sich ab
Dennoch betont Naumer, dass der neue „Konjunkturrealismus“ bisher auf vorläufigen Stimmungsindikatoren basiere und weniger auf „harten“ realökonomischen Fakten. Allerdings scheine sich auch hier eine leichte Verbesserung abzuzeichnen. „Interessant ist vor allem der amerikanische Immobilienmarkt. Die durchschnittlich erzielten Preise für verkaufte Eigentumswohnungen haben sich zuletzt bei gleichzeitiger Zunahme der Bauausgaben erhöht. Auch die Preise für Öl und Kupfer sind gestiegen. Kupfer ist ein äußerst sensibler Konjunkturindikator, der schnell von einer Verbesserung der Nachfrageseite profitiert, da Kupfer in vielen Zwischen- und Endprodukten enthalten ist.“, meint Naumer.
Achtung vor dem Zuschnappen der Bärenfalle
Solange die harten Fakten jedoch nicht klarer auf einen Wachstumspfad hinweisen, kann die Frage „Bärenmarktrallye oder Bärenfalle?“ nicht eindeutig beantwortet werden. Sobald die Situation jedoch zu Gunsten der Bullen entschieden wird, sitzen die Bären auf hohen Beständen liquider Mittel, während die Performance vorweg gelaufen ist. Nicht zuletzt vor diesem Aspekt lohnt sich die Überlegung, den Anteil renditestarker, aber auch risikoreicherer Anlageklassen, sukzessive wieder auszubauen.
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