Meiner Überzeugung nach bieten islamische oder Scharia-konforme Anlageprodukte, die auf die Investitionsbedürfnisse der 1,6 Milliarden Muslime in der Welt eingehen, Chancen. Erst vor kurzem besuchte ich eine Konferenz zum Thema islamische Investitionen, die Franklin Templeton in Dubai organisiert hatte. Seine königliche Hoheit Sultan Nazrin Muizzuddin Shah, Sultan von Perak Darul Ridzuan und königlicher Schirmher der malaysischen Islamic Finance Initiative (islamische Finanzinitiative), hielt die Eröffnungsansprache und ging dabei auf die Fortschritte ein, die das islamische Finanzwesen in den letzten Jahren erzielen konnte, aber auch auf die Herausforderungen, die nach wie vor bestehen. Ich glaube, die Anwesenheit solch eines bemerkenswerte nund respektierten Vertreters der islamischen Finanzwelt bei unserer Konferenz sagt viel über die Arbeit unseres Teams in Malaysia und aller anderen Mitarbeiter unseres Unternehmens aus, die hart daran gearbeitet haben, unser Scharia-Angebot zu einem der besten einer führenden internationalen Investmentgesellschaft zu machen.
Die Teilnahme des königlichen Schirmherrender malaysischen islamischen Finanzinitiativean unserer Konferenz in Dubai war kein Zufall, denn Malaysia und Dubai zählen zu den weltweit größten Befürwortern eines Schariahkonformen Finanzsystems. Beide Länder haben aktiv institutionelle Strukturen entwickelt, die den Weg für die internationale Entwicklung Scharia-konformer Produkte bereiten, darunter auch Scharia-Aktien und Sukuk, wie islamische Anleihen genannt werden. Insbesondere die malaysischen Behörden gehen bei der Förderung der Entwicklung eines umfangreicheren Angebots an Scharia-konformen Finanzprodukten proaktiv vor. Dubai ist Sitz einer der ersten islamischen Banken und wurde 1975 gegründet. Dubai ist auf dem Weg, das erste große, globale Zentrum des islamischen Finanzwesens zu werden. Die Bestrebungen der Befürworter Scharia-konformer Anlagen in Malaysia, Dubai und anderenorts haben 2014 begonnen, Früchte zu tragen – diverse Sukuk Angebote kommen aus nicht-muslimischen Ländern, darunter Großbritannien, Hongkong, Südafrika und Luxemburg. Für ein Produkt, das in der Vergangenheit von Natur aus sehr lokal geprägt war und nur in einigen wenigen islamischen Nationen emittiert wurde, stellt dies einen großen Durchbruch dar.
Im Verhältnis zu den globalen Finanzmärkten ist das Volumen von Scharia-konformer Aktien und Sukuk-Investitionen nach wie vor relativ gering. Im Vergleich zu ihrem konventionellen Gegenstück ist das islamische Finanzwesen eine immer noch junge Branche. Sie wächst zwar schnell, stellt aber immer noch nur einen geringen Teil unter den globalen Finanzwerten dar. Das größte Branchenvermögen besteht nach wie vor in Form von Bareinlagen bei islamischen Banken. Aspekte des islamischen Rechts wirken sich auch auf Investitionen aus, so zum Beispiel das Verbot der Zahlung von Zinsen, das sogenannte Riba, und mehrere andere Aktivitäten und Produkte, die Muslimen verboten sind, wie Alkohol, Waffen und eine Reihe von Lebensmitteln und Aktivitäten im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Diese Verbote scheinen prinzipiell recht einfach. In der Praxis kann aber die Auslegung, was Scharia-konform ist und was nicht, recht komplex sein. Das macht die aktive Miteinbeziehung islamischer Gelehrter erforderlich, insbesondere bei der Entwicklung neuer Investmentprodukte zur Erweiterung des Angebots der islamischen Investmentbranche. Dieses Thema bedarf noch ausführlicherer Diskussionen. Außerdem ist die Auslegung von Scharia-Grundsätzen Ansichtssache, die sich innerhalb der Islamwissenschaftler unterscheiden kann, wobei eine Meinung nicht unbedingt besser ist als die andere. Die Schaffung einheitlicher Standards für Produkte kann daher problematisch sein und es bestehen von Land zu Land Unterschiede. Viele Produkte erfüllen dann möglicherweise nicht überall die gesetzten Standards. Während Unternehmen zunehmend versuchen, komplexe Schariainstrumente zu entwickeln, zum Beispiel als Derivate oder im Bereich der Währungsabsicherungen, können Interpretationsfragen ein Hindernis bei der Marktakzeptanz darstellen.
Meiner Meinung nach finden zunehmend aber auch viele der in der islamischen Investmentphilosophie implizierten Gedanken zunehmend Verbreitung in konventionellen Märkten durch die Auffassung von ethischen oder sozialverträglichen Anlagen. Das erzeugt eine offensichtliche Schnittstelle zwischen der Scharia-konformen Finanzwelt und einem immer größer werdenden Bereich des herkömmlichen Finanzwesens. Außerdem dienen Scharia-konforme Anlagen einer würdigen Funktion und sie haben soziale Auswirkungen, die dem Gemeinwesen zugutekommen. Dieser Aspekt scheint potenziell gut zu dem hohen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen in weiten Teilen der Schwellenmärkte sowohl in der islamischen Welt, als auch in anderen Ländern zu passen. Diese Investitionen benötigen Finanzierungsquellen, die weit über die Kapazitäten individueller Staaten hinausgehen. Viel Arbeit wird der Schaffung von Infrastruktur-Sukuk mit internationaler Akzeptanz gewidmet und ich glaube, dieser dringende globale Bedarf könnte eine ausgezeichnete Gelegenheit darstellen. Ich glaube auch, wir bei Franklin Templeton könnten gut aufgestellt sein, um Anteil daran zu haben.
Franklin Templetons eigene Schariakonformen und Sukuk Investementvehikel sind das Ergebnis von viel Arbeit, die unsere Teams in Malaysia, Dubai und anderenorts geleistet haben. Und sie entwickeln auch weiter neue und attraktive Produkte, während sie darauf achten, dass unsere bestehende Angebote konform bleiben. Die islamischen Nationen gehören zu den bevölkerungsreichsten und am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass Scharia-Investitionen zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Sie stellen außerdem ein äußerst ehrenwertes Bestreben dar, das auch den Idealen meines Mentors Sir John Templeton gerecht wird.
Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group®