Mobius: Emerging Markets Kommentar

Franklin Templeton stellt Ihnen im Folgenden einen aktuellen Kommentar zu den Emerging Markets von Dr. Mark Mobius zur Verfügung. Erfahren Sie mehr Aktuelles aus den Regionen und einen Ausblick hier: Franklin Templeton | 11.07.2011 13:59 Uhr
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Templeton Emerging Markets

Überblick

Im Berichtsquartal entwickelten sich die Aktienmärkte zunächst positiv. Nach zwei aufeinanderfolgenden Monaten mit Nettoabflüssen drehten die Kapitalströme in die Schwellenmärkte im April ins Plus. Im Mai verzeichneten die Märkte aber eine Trendwende, als sich die Aufmerksamkeit auf die Umschuldungsprobleme in der Eurozone verlagerte. Angesichts der Sorge vor einem möglichen Übergreifen der Schuldenkrise auf größere Volkswirtschaften wie Spanien und einer Herabstufung der griechischen Bonität zeigten sich die Investoren zunehmend risikoscheu. Die verzögerte Auszahlung von Mitteln der Europäischen Union (EU) an Griechenland führte im Zusammenspiel mit politischer Unsicherheit in dem Land im Juni zu verstärkter Marktvolatilität. Ein erneuter Marktumschwung erfolgte, als Premierminister Giorgos Papandreou das Vertrauen ausgesprochen wurde, das griechische Parlament Sparmaßnahmen verabschiedete und die EU für Juli neuerliche Finanzhilfen zusagte. Unter diesen Bedingungen beschlossen die Schwellenländer das Quartal in US-Dollar mit einem Minus von 1,0%.

Aktuelles aus den Regionen

Die chinesische Wirtschaft wuchs im 1. Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr um 9,7%. Das entsprach in etwa den im letzten Quartal 2010 erzielten 9,8%. Zu den wichtigsten Wachstumstreibern zählten Handel und Investitionen. In dem Bemühen, Liquidität und Inflation zu begrenzen, setzte die People´s Bank of China die einjährigen Einlagen- und Kreditzinsen um 25 Basispunkte (0,25%) auf 3,25% bzw. 6,31% herauf. Dies war die zweite Zinsanhebung der Bank in diesem Jahr. Die Mindestreservesätze wurden ebenfalls angehoben, und zwar um 150 Basispunkte auf 21,5% für Großbanken und 19,5% für kleinere Banken. Der Inflationsdruck erreichte ein Rekordhoch. Die Verbraucherpreise wiesen für April und Mai einen Anstieg von 5,3% bzw. 5,5% im Jahresvergleich aus. Die Zunahme ausländischer Direktinvestitionen in China verlangsamte sich von März bis April von 32,9% auf 15,1% im Jahresvergleich. Insgesamt beliefen sich die Investitionen im April auf 8,5 Mrd. US-Dollar.

Etwa 25% davon flossen in den Immobiliensektor. Zur Abkühlung des Immobiliensektors will die Regierung das Landangebot, das dieses Jahr für den Wohnungsbau zur Verfügung steht, gegenüber den beiden Vorjahren verdoppeln.

Das südkoreanische BIP legte in den ersten drei Monaten 2011 gegenüber dem Vorjahr um 4,2% zu, was starken Exporten und auflebender Binnennachfrage zu verdanken war. Dies entsprach jedoch einem Rückgang gegenüber dem BIP-Wachstum von 4,7% im Jahresvergleich im 4. Quartal 2010. Der Hauptgrund hierfür sind rückläufige Investitionen. Durch die höhere Inlandsnachfrage erholten sich die Einzelhandelsumsätze im März im Jahresvergleich um 4,9%. Im Februar waren sie 0,8% zurückgegangen. Die Arbeitslosigkeit fiel von 4,3% im März auf 3,7% im April, vor allem dank der Schaffung von Stellen im Privatsektor. Das Exportwachstum schwächte sich im Mai gegenüber dem Vorjahr ab, blieb mit 23,5% aber solide. Im April waren es noch 25,1% gewesen. Der Inflationsdruck ließ im April und Mai nach, was fallenden Treibstoffpreisen im Einzelhandel zu verdanken war. Die vier südkoreanischen Ölraffinerien erklärten sich für die drei Monate bis Juli zu einer Senkung der Benzin- und Dieselpreise bereit. Der Verbraucherpreisindex stieg im April und Mai gegenüber dem Vorjahr nur mehr um 4,1%. Im März hatte er noch 4,7% zugelegt. Die Zentralbank erhöhte im Juni den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25%) auf 3,25%, um den Inflationsdruck und das Wachstum bei Hypothekendarlehen zu bremsen. Dies war dritte Zinsanhebung der Bank in diesem Jahr. Das südkoreanische Parlament ratifizierte das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union, das am 1. Juli in Kraft tritt.

Die indische Wirtschaft wuchs in dem im März 2011 abgelaufenen Haushaltsjahr im Jahresvergleich um 8,5%. Im vorangegangenen Haushaltsjahr waren es 7,4% gewesen. Das BIP nahm im Quartal bis März gegenüber dem Vorjahr um 7,8% zu. In den letzten drei Monaten des Jahres 2010 hatte das Plus 8,3% betragen. Die Abschwächung war hauptsächlich dem Produktions- und Dienstleistungssektor zuzuschreiben.

Finanzdienstleistungen und Landwirtschaft gaben dagegen Wachstumsimpulse. Die Reserve Bank of India erhöhte den Leitzins im Juni um 25 Basispunkte (0,25%) auf 7,5%, um den Inflationsdruck zu bekämpfen. Dem ging eine Anhebung um 50 Basispunkte (0,5%) im Mai voraus. Der Zinsschritt vom Mai war der größte im aktuellen Straffungszyklus. Seit Anfang 2010 hat die Bank die Zinsen damit um 2,75% heraufgesetzt.

Die Großhandelspreise erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vorjahr um 9,1%, was in erster Linie den hohen Ölpreisen und der kräftigen Inlandsnachfrage zuzurechnen war. Das Wachstum der Industrieproduktion betrug im April nur mehr 6,3% gegenüber dem Vorjahr. Im Vormonat waren es noch 8,8% gewesen. Schuld war schwächeres Wachstum im produzierenden Gewerbe. Der Output-Zuwachs ging im Jahresvergleich von 10,4% im März auf 6,9% im April zurück.

In Brasilien verringerte sich das BIP-Wachstum im 1. Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr auf 4,2%, nachdem es im letzten Quartal 2010 noch 5,0% betragen hatte. Hauptgrund für die rückläufige Entwicklung war schwächere Nachfrage aus dem In- und Ausland. Konsumausgaben, Exporte und Anlageinvestitionen stiegen in den ersten drei Monaten des Jahres langsamer. Der Verbraucherpreisindex durchbrach die Obergrenze des Zielbands der Regierung von 2,5% bis 6,5%. Die Preise stiegen im Mai im Jahresvergleich um 6,6%. Im April waren es 6,5% gewesen. Im Monatsvergleich verringerte sich die Inflation von 0,8% auf 0,5%, da niedrigere Spritpreise die Transportkosten senkten. Die Leitzinsen wurden im Quartal um 50 Basispunkte (0,5%) auf 12,25% angehoben. Um der Inflation Einhalt zu gebieten, hat die Zentralbank die Zinsen dieses Jahr schon vier Mal erhöht. In dem Bemühen um die Ausweitung von Handel und Investitionen sowie um größere regionale Sicherheit traf sich US-Präsident Barack Obama bei seinem Brasilienbesuch im März mit Präsidentin Dilma Rousseff. Es wurde eine Reihe bilateraler Verträge unterzeichnet. Außerdem fuhr Präsidentin Dilma Rousseff im April nach China, wo beide Länder diverse Vereinbarungen zur Zusammenarbeit, zu Wirtschaft und Investitionen trafen.

Das BIP-Wachstum in Südafrika beschleunigte sich im 1. Quartal 2011 im Quartalsvergleich auf 4,8%. Im Jahresvergleich wuchs die Wirtschaft um 3,6% (4. Quartal 2010: 3,8%). Den größten Beitrag zum Wachstum leistete das verarbeitende Gewerbe mit einem Wachstum von 14,5% gegenüber dem Vorquartal. Nach drei Zinssenkungen im Jahr 2010 beließ die Zentralbank die Leitzinsen im Quartal erneut unverändert, obwohl der Inflationsdruck zunahm. Der Leitzins verharrte bei 5,5% und damit auf dem niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. Damit soll die Binnenwirtschaft gestützt werden. Der Verbraucherpreisindex kletterte im Mai im Jahresvergleich auf ein Zwölfmonatshoch von 4,6% gegenüber 4,2% vom April. Das war vor allem höheren Treibstoffpreisen zuzuschreiben. Der Satz liegt aber noch im Zielbereich der Bank von 3% bis 6%. Auf der politischen Bühne gewann der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) die Kommunalwahlen mit 62% der Stimmen. Auf die Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) entfielen etwa 22% der Stimmen.

In Russland verringerte sich das BIP-Wachstum im 1. Quartal 2011 gegenüber dem Vorjahr auf 4,1%, nachdem es im letzten Quartal 2010 noch 4,5% betragen hatte. Der Hauptgrund für das gebremste Wachstum war die Schwäche im Investmentsektor. Die russische Zentralbank erhöhte die maßgeblichen Sätze für Refinanzierung und Einlagen um 25 Basispunkte (0,25%) auf jeweils 8,25% bzw. 3,5%, um den Inflationsdruck zu bekämpfen. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai gegenüber dem Vorjahr um 9,6% an. Die Arbeitslosigkeit fiel auf den tiefsten Stand seit über zwei Jahren, da in Russland durch den kräftigen Aufschwung mehr Arbeitsplätze entstanden. Die Arbeitslosenquote sank von 7,2% im April auf 6,4% im Mai. Mehr Beschäftigung steigerte außerdem den Konsum. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten erneut robuste Wachstumsraten. Im Mai legten sie im Jahresvergleich um 5,5% zu, was in etwa den im April ausgewiesenen 5,6% entsprach. Durch die hohen Ölpreise stieg der Export im Mai gegenüber dem Vorjahr sprunghaft an – um 37,6% auf 46,1 Mrd. US-Dollar. Auch der Import legte infolge stärkerer Binnennachfrage im Jahresvergleich ganze 39,9% zu und erreichte 26,8 Mrd. US-Dollar. Daraus ergab sich für den Monat ein redkordhoher Handelsüberschuss von 19,3 Mrd. US-Dollar, der im April noch bei 17,3 Mrd. US-Dollar gelegen hatte.

Während die türkische Zentralbank ihren Leitzins unverändert bei 6,25% hielt, hob sie den Mindestreservesatz für kurzfristige Lira-Verbindlichkeiten um 100 Basispunkte (1,0%) auf 16,0% an. Auch der Mindestreservesatz für kurzfristige Verbindlichkeiten in Fremdwährungen wurde heraufgesetzt. Der Verbraucherpreisindex schnellte im Mai auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Die Preise stiegen im Mai im Jahresvergleich um 7,2%. Im April waren es 4,3% gewesen. Die Teuerung war höheren Preisen für Nahrungsmittel, Transport, aber auch Bekleidung und Schuhe geschuldet. An der politischen Front ging die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) mit rund 50% der Stimmen im Juni siegreich aus den Parlamentswahlen hervor. Der kräftige Wirtschaftsaufschwung des Landes nach der Finanzkrise gilt als einer der Gründe für die Popularität der Partei. Die türkische Wirtschaft wuchs 2010 um robuste 8,9% im Jahresvergleich, während sie 2009 noch um 4,8% geschrumpft war. Trotz ihres überlegenen Siegs verfehlte die Partei aber die Dreifünftelmehrheit im Parlament, die es ihr ermöglicht hätte, Verfassungsänderungen ohne die Unterstützung der Opposition durchzusetzen.

Ausblick

Marktvolatilität ist heute eine Realität und angesichts des fortgesetzten Wachstums im Kredit- und Derivatesektor dürfte sie künftig noch zunehmen. Wie es scheint, hat der Begriff „Volatilität“ seine eigentliche Bedeutung in den letzten Jahren eingebüßt. Viele Marktteilnehmer meinen damit einen Abwärtstrend oder Bärenmarkt. Dabei findet Volatilität in beide Richtungen statt, nach oben und nach unten, und kann durchaus auch vorteilhaft sein, da sie Investoren Gelegenheit gibt, Aktien bei starken Kurseinbrüchen billig zu kaufen und nach kräftigen Ausschlägen teuer zu verkaufen. Einer der Gründe für das aktuelle (und wohl auch künftige) Volatilitätsniveau ist der sporadische Missbrauch von Derivaten. Dieser trug 2008 wesentlich zur globalen Finanzkrise bei und es werden immer noch Derivate eingesetzt. Der Gesamtwert aller globalen Derivate belief sich Ende 2010 auf über 600 Bio. US-Dollar. Das ist das Zehnfache des globalen Gesamt-BIP.

Wir können nicht genau vorhersagen, wann uns die nächste Marktkorrektur bevorsteht, und wir wissen auch nicht, wie groß sie ausfällt, doch etwas ist uns klar: Es wird weiterhin Volatilität geben. Nur wenige der Ursachen für die Finanzkrise von 2008 sind inzwischen ausgeräumt – die Banken sind größer denn je, der Markt für Derivate wächst weiter und komplexe Derivate sind nach wie vor weitgehend intransparent und illiquide. Dass die internationale Politik auf globale Regulierungsstandards hinarbeitet, macht Mut, doch solange diese Probleme nicht wirklich und langfristig gelöst sind, dürfen wir eine weitere durch Derivate ausgelöste Finanzkrise nicht ausschließen.

Wir können uns aber an das alte englische Sprichwort halten und das Beste hoffen, während wir uns aufs Schlimmste einstellen. Jede Krise birgt auch enorme Chancen. Wir versuchen daher, weiterhin mit langfristigem Horizont in Unternehmen zu investieren, die unseres Erachtens unterbewertet, fundamental stark und wachstumsintensiv sind und heikle Phasen überstehen können. Unser langfristiger disziplinierter Bottom-up-Investmentansatz hat uns bislang erfolgreich über die Volatilität hinweg gerettet und kann uns nach unserer Überzeugung auch durch potenzielle Krisen und Korrekturen bringen.

Dr. Mark MobiusExecutive Chairman, Templeton Emerging Markets Group

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