Weltweit erholen sich die Volkswirtschaften allmählich. Wie positionieren Sie Ihre Strategien, um vom erwarteten Zinsanstieg zu profitieren?
MH: Generell nehmen wir an vielen Zinsmärkten eine ziemlich defensive Position ein. Wir verzichten auf US-Bundesanleihen, britische und japanische Staatsanleihen. In der Eurozone sind wir begrenzt engagiert. In Ländern wie Korea (dort haben wir uns im Vorjahr auf Zinssenkungen positioniert) haben wir unser Zinsengagement reduziert und sind jetzt am kurzen Ende der koreanischen Renditestrukturkurve positioniert. Aber wir suchen auch nach Möglichkeiten, um von steigenden Zinsen zu profitieren, wie z. B. an den Devisenmärkten. Aus unserer Sicht korreliert der japanische Yen stark mit dem Zinsunterschied zwischen Japan und den USA, und da sich dieser Unterschied verringert hat, stützt er den Yen. Letztendlich dürfte sich der Zinsunterschied wieder ausweiten, und der Yen wird daraufhin abwerten. Wir sind zwar nicht direkt in US-Bundesanleihen investiert, um uns vor eventuellen implizierten Risiken zuschützen, aber wir haben als Schutz vor steigenden Zinsen eine Short-Position im japanischen Yen aufgebaut.Einige Fachleute äußern sich besorgt über bestimmte Emittenten von Staatsanleihen. Was halten Sie davon?
MH: Es stimmt, dass viele Länder sehr aggressive fiskalische Konjunkturprogramme aufgelegt haben. Sollten diese in den nächsten Jahren weiter laufen, könnte dies zu signifikanten Problemen führen. Die USA, Großbritannien und Japan weisen noch immer Haushaltsdefizite auf, die längerfristig nicht durchzuhalten sind. Allerdings sind in vielen Ländern die Staatsfinanzen durchaus solide. Norwegen z. B. verfügt über eine AAA Bonität mit soliden Staatsfinanzen. Auch Australien gibt ein gutes Beispiel ab. Doch in den Ländern, in denen die Haushalte signifikant ausgeweitet wurden und die Geldpolitik extrem gelockert wurde, stellt sich die Frage, wie sich die Zinsen mittel- bis längerfristig entwickeln werden. Das Zusammenwirken der lockeren Fiskal- und Geldpolitik ist Besorgnis erregend.
Würden Sie bitte Zins- und Währungsmöglichkeiten auf regionaler Ebene kommentieren, vor allem an den Emerging Markets und in Asien. Wo gibt es aus Ihrer Sicht Anlagemöglichkeiten?
MH: Die Volkswirtschaften Asiens zeigten sich in der jüngsten Krise nicht nur weitgehend widerstandsfähig - viele Länder wie China, Indien oder Indonesien generierten 2009 ein Wirtschaftswachstum - sondern es gibt auch ziemlich starke Hinweise auf gute Wachstumsaussichten. Japan profitierte inzwischen vom Wiederaufbau der Lagerbestände und einem exportgetriebenen Wirtschaftswachstum. Dennoch ist die Binnenkonjunktur seit einiger Zeit schwach. Daher haben wir uns auf das übrige Asien konzentriert. Es gibt wirklich in der gesamten Region reichlich Möglichkeiten für die Neubewertung von Währungen. Zinsseitig erwarten wir, dass viele Länder Asiens ex-Japan mit der Verschärfung ihrer Zinspolitik beginnen. In einigen Ländern ist dies allerdings bereits eingepreist.
Dr. Michael Hasenstab erhielt beim Sauren Fondsmanager-Rating die Höchstauszeichnung von drei Goldmedaillen für herausragendes Fondsmanagement. Die Jury begründet die Vergabe von drei Goldmedaillen für den Fondsmanager wie folgt:
„Der Fondsmanager verfügt über ein Höchstmaß an Qualität bezüglich seiner Anlagephilosophie und seines Investmentprozesses. Er kann auf einen längeren Zeitraum nachgewiesener Erfolge zurückblicken. Der Fondsmanager hinterließ im persönlichen Gespräch einen besonders überzeugenden Eindruck. Die Wahrscheinlichkeit, dass von ihm verwaltete Fonds eine langfristig deutlich überdurchschnittliche Wertentwicklung aufweisen, ist als hoch zu beurteilen.“