Ohne Großaufträge hat die deutsche Industrie zu kämpfen - Aussicht auf kurzfristige Erholung

T. Rowe Price | 06.02.2024 11:29 Uhr
Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price
Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price

Die deutschen Auftragseingänge stiegen im Dezember um 8,9% gegenüber dem Vormonat. Dieser starke Anstieg war jedoch auf Großaufträge in einigen wenigen Branchen begründet. Gemäß dem Statistischen Bundesamt war dies vor allem auf die ungewöhnlich hohen Auftragseingänge im Flugzeugbau zurückzuführen. So stiegen die Aufträge in der Kategorie „Sonstiger Verkehr“ (Flugzeuge, Schiffe und Züge) im Vergleich zum Vormonat um 110%. Ohne diese Großaufträge sind die deutschen Auftragseingänge im Dezember sogar um 2,2% zurückgegangen.

Diese Daten machen deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Industriebranchen der deutschen Wirtschaft weiterhin unter Druck steht. Ganz eindeutig muss sich die Industrie noch immer an das neue Energiekosten- und Produktionsumfeld in Folge des Ukraine-Krieges anpassen. Auch die Einschränkungen in der Lieferkette infolge der Angriffe im Roten Meer dürften eine Rolle bei der aktuellen Entwicklung spielen. Auch bleibt die Endverbrauchernachfrage in Form von Einzelhandelsumsätzen in der Europäischen Union schwach und wird wahrscheinlich auch in Zukunft nicht wesentlich zunehmen. Bei der Auslandsnachfrage drückt die Konjunkturschwäche in China ebenfalls auf die deutsche Auftragslage, während das starke Wachstum in den USA bereits einen Großteil der deutschen Auftragseingänge ausmachen dürfte. Allerdings belastet die weltweit restriktive Geldpolitik zahlreiche deutsche Industriebranchen, da viele der produzierten Endprodukte mit Krediten finanziert worden wären, die nun deutlich teurer sind.

Der Lagerzyklus und die industriellen Umstellungen infolge des Krieges in der Ukraine könnten jedoch dazu beitragen, dass sich die Auftragslage wieder erholt. Die Lagerbestände sind derzeit sehr niedrig. Das bedeutet, dass selbst eine bescheidene Verbesserung der Nachfrage zu einem erneuten Lageraufbau führen kann. Sobald die Lagerbestände abgebaut sind, wird selbst die Erwartung eines moderaten Nachfrageanstiegs aufgrund der Zinssenkungserwartung zu mehr Aufträgen führen. Dies lässt sich bereits an den deutschen PMI-Daten ablesen, wo der Indikator für das Verhältnis von Aufträgen zu Lagerbeständen deutlich gestiegen ist. Die Produktion erholt sich und schrumpft entsprechend langsamer. Darüber hinaus haben deutsche Unternehmen seit dem starken Rückgang der Energiepreise im letzten Winter begonnen, sich höher zu verschulden, da sie davon überzeugt sind, dass Europa ohne russisches Gas auskommen kann. Diese Anleiheemissionen haben in der Vergangenheit die Produktion von Investitionsgütern um etwa neun Monate verzögert. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Investitionen, die zur Anpassung an das energiewirtschaftliche Umfeld in Deutschland aufgrund des Ukrainekriegs getätigt werden müssen. Dies bedeutet, dass die Auftragseingänge für Investitionsgüter in naher Zukunft wieder anziehen dürften. Insgesamt ist es plausibel, dass ein Wiederaufbau der Lagerbestände in Verbindung mit einer steigenden Nachfrage nach Investitionsgütern zu einer Erholung der Auftragslage in der deutschen Industrie führen wird.

Ich rechne zwar nicht mit einem Wirtschaftsboom, aber dafür mit einer moderaten Erholung und damit, dass die deutschen Industrieaufträge zumindest nicht weiter schrumpfen werden.

Von Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price

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