Kehren die Lebensgeister in den Investitionszyklus der Unternehmen zurück?

Ein Gastkommentar von Laurence Taylor, Portfolio Specialist - Global Equites bei T. Rowe Price: T. Rowe Price | 27.04.2017 16:00 Uhr
Laurence Taylor, Portfolio Specialist - Global Equites, T. Rowe Price / ©  T. Rowe Price
Laurence Taylor, Portfolio Specialist - Global Equites, T. Rowe Price / © T. Rowe Price
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"Seit der globalen Finanzkrise war der allgemeine Mangel an Investitionsausgaben bzw. Investitionszyklen besonders auffällig. Die anfangs beobachtete Erholung löste sich schnell in Luft auf und in den letzten fünf Jahren war eine ständig rückläufige Entwicklung zu verzeichnen.

Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass die Bedingungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld reif für die Finanzierung kapitalintensiver Projekte wären. Doch obwohl niedrige Zinsen die neue Normalität darstellen, sind Unternehmen nicht bereit, in Projekte mit langer Laufzeit zu investieren. Zusätzlich verschlimmert hat sich diese Situation durch die lauten Forderungen der Eigenkapitalgeber nach höheren Kapitalerträgen (über Dividenden und Rückkäufe). Infolgedessen hat sich nie ein „neuer“ Zyklus für Investitionsausgaben herauskristallisiert. Dies hat das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren gedämpft, weshalb Unternehmen bei ihren Entscheidungen noch vorsichtiger geworden sind.

Was dies noch überraschender macht, sind die positiven Signale verschiedener Daten, die in der Vergangenheit stark mit der Bereitschaft und Fähigkeit von Unternehmen zur Erhöhung der Investitionen korrelierten. Nach einem signifikanten Rückgang Ende 2015 und Anfang 2016 verbesserte sich die globale Wirtschaftsaktivität. Der Einkaufsmanagerindex lag daraufhin deutlich im expansiven Bereich. Das Nachlassen der Unsicherheit führte jedoch nicht zu höheren Investitionsausgaben, sondern zu einem beständigen Arbeitsplatzwachstum auf globalen Arbeitsmärkten. Zumindest ein Aspekt des Investitionszyklus von Unternehmen (Humankapital) ist also wieder auf Kurs.

Unternehmen wählen einen anderen Weg

Aus historischer Sicht gibt es eine starke Korrelation zwischen Beschäftigungswachstum und Investitionswachstum. Dies gilt besonders mitten im Konjunkturzyklus, wenn Beschäftigungs- und Lohnwachstum zu Wirtschaftswachstum, Inflation, mehr Preisgestaltungsmacht und (zumindest theoretisch) vielseitigeren Chancen auf bessere Investitionsrenditen führen. Obwohl dieses Szenario im aktuellen Zyklus noch nicht eingetreten ist, waren Unternehmen bereit, (über Fusionen und Übernahmen) zukünftiges Wachstum zu erwerben, auch wenn sie selbst nur zögerlich investierten bzw. organisches Wachstum generierten. 

Während Investitionsausgaben im Jahresvergleich zurückgingen, nahm die Fusions- und Übernahmeaktivität deutlich zu. 2015 erreichte das Volumen von Fusions- und Übernahmetransaktionen ein Rekordhoch in einem Kalenderjahr. Viele Bären mögen hier einen Höchststand für ein Warnsignal halten, dass der Zenit des Aktienzyklus überschritten wurde. Wir halten diesen Aspekt des Unternehmensinvestitionszyklus jedoch für intuitiv. Grund dafür ist die beispiellose Differenz zwischen historisch niedrigen Kreditkosten für Unternehmen und dem relativ hohen Stand der Unternehmensgewinne. Am besten veranschaulicht dies der Unterschied zwischen den Erträgen von Unternehmensanleihen mit Investment Grade und den Ertragsrenditen der Unternehmen. Dieses Umfeld sorgt dafür, dass durch Übernahmen höhere Gewinne erzielt werden können. Angesichts steigender Aktienkurse und -bewert­ungen sowie der Aussicht auf höhere Finanzierungskosten hat diese Differenz jetzt aber wahrscheinlich ihren Höchststand erreicht. Was liegt also vor uns?

Es gibt ermutigende Anzeichen dafür, dass sich die konjunkturellen Bedingungen ändern. Dies könnte wohl endlich dazu führen, dass die Unternehmensinvestitionen steigen. Angesichts der Stärke vieler korrelierter Datenreihen scheint es sogar der Moment zu sein, in dem es für den Anstieg der Unternehmensinvestitionen „jetzt oder nie“ heisst.

Unterstützend dürfte sich auch die wachstumsfördernde Politik von Donald Trump auswirken. Obwohl sich die Wirtschaftsdaten schon vor der Wahl verbessert hatten, sorgte der dreifache Wahlsieg der Republikaner für verzögerten und steigenden Optimismus im US-amerikanischen Unternehmenssektor. Dies zeigt sich bereits in der Rhetorik amerikanischer Unternehmen, die einen Wandel in Richtung Expansion verheisst.

Endlich – Unternehmen erzielen Ergebnisse

Während die US-Notenbank (Fed) ihre Zuversicht in ihre Prognosen durch eine zweimalige Zinserhöhung innerhalb von vier Monaten bestätigte, scheint auch das Aufwärtspotenzial für Unternehmensgewinne solide zu sein. Vor einem Jahr waren Unternehmensgewinne sehr schwach, da der Ölpreis einbrach und die Weltwirtschaft einem konjunkturellen Abschwung entgegenblickte. Seither haben sie sich wieder schrittweise erholt. Dieser Trend scheint anzudauern und wird die Zuversicht des Unternehmenssektors weiter stärken. Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht nur um ein US-amerikanisches Phänomen handelt. Indikatoren des ISM (Institute for Supply Management) verbessern sich in Europa, Japan und China und bilden für Unternehmen eine solide Grundlage, um Investitionen zur Expansion erwägen zu können. Fusionen und Übernahmen sind natürlich weiterhin eine mögliche Alternative. Da Aktien derzeit jedoch beinahe zu einem Allzeithoch gehandelt werden und die Übernahmekosten noch höher sind, könnten wir kurz vor einer Wende hin zu höheren Investitionsausgaben stehen.

Ein wichtiger und möglicherweise überragender negativer Faktor, der so einen Zyklus verhindern könnte, ist das unverändert hohe politische Risiko. Wirtschaftliche Unsicherheit mag in diesem Zyklus nichts Neues für Unternehmen sein, doch die neue politische Unsicherheit ist echt und reicht von den unbekannten Bedingungen des Brexit bis zum tatsächlichen politischen Kurs der Republikaner im Gegensatz zur persönlichen politischen Rhetorik von Donald Trump. Da Unternehmen nicht abschätzen können, welche Vorschriften, Steuergesetze und globalen Handelsbedingungen in Zukunft gelten werden, verschieben sie möglicherweise Investitionen mit langer Laufzeit. Die Zeit wird zeigen, ob die Lebensgeister wirklich in Unternehmensinvestitionen zurückgekehrt sind und die Investitionsausgaben sich wieder erholen werden."

Laurence Taylor, Portfolio Specialist - Global Equites, T. Rowe Price

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