Emerging-Market High-Yields: Zu Unrecht abgeschrieben!

Erinnern Sie sich noch an den schwindenden Wert der indischen Rupie und der türkischen Lira im Herbst 2013? Nicht nur aufgrund dieser Entwicklungen urteilen viele Beobachter: Finger weg von Schwellenländern-Investments! Zu Unrecht, wie Portfoliomanager Cornel Bruhin, MainFirst Asset Management, in einer aktuellen Hintergrundanalyse zeigt: MainFirst | 04.11.2014 14:11 Uhr
Cornel Bruhin, MainFirst Asset Management
Cornel Bruhin, MainFirst Asset Management
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Erinnern Sie sich noch an den schwindenden Wert der indischen Rupie und der türkischen Lira im Herbst 2013? Nicht nur aufgrund dieser Entwicklungen urteilen viele Beobachter: Finger weg von Schwellenländern-Investments! Zu Unrecht, wie ein Beispiel zeigt: Wer in 2013 die Gelegenheit nutzte, in indische oder türkische Hartwährungsanleihen zu investieren, hätte 20-30% verdienen können. So gilt Indien heute bzw. seit der Wahl von Narendra Modi als ein Hort der Stabilität innerhalb der Schwellenländer. Erstaunlich, was eine einzelne Person und die Erwartungshaltung der Anlegergemeinschaft verändern können. 

Alles in einen Topf

Der schlechte Leumund zeigt sich alleine schon im Ausdruck „fragile five“. Dieser bezeichnet die fünf Schwellenländer, deren Währungen sehr anfällig für die Veränderung ihrer Zahlungsbilanzen sind: Brasilien, Russland, Türkei, Südafrika und Indonesien. Ziehen Investoren ihr Geld ab, verlieren die Währungen dieser Länder sehr schnell an Boden. Jedoch dürfen diese Staaten nicht in den gleichen Topf geworfen werden, sind sie doch sehr unterschiedlich in Bezug auf die Wirtschaft und Politik. Eine Zusammenfassung als „fragile five“ verzerrt den Blick auf die spezifischen Einzelheiten der verschiedenen Ökonomien, denen man bei genauerer Analyse viel Positives zuschreiben kann. Drei Beispiele: 

Heute – nur wenige Monate nachdem die Türkei noch als schlechtes Beispiel galt, profitiert die Wirtschaft von tieferen Rohstoffpreisen, ist geopolitisch ein noch bedeutenderer Partner für die westlichen Länder und weist mit rund 4% über die letzten 18 Monate ein Wachstum auf, das den Rest Europas vor Neid erblassen lassen müsste. In Indonesien übernimmt dieser Tage der demokratisch neugewählte Präsident Joko Widodo die Amtsgeschäfte. Als Wunschkandidat der Wirtschaft wurde seine Wahl durch ein signifikantes Aktienrallye begrüsst. Die Zahlungsbilanz hat sich seit letztem Jahr markant verbessert, die Wirtschaft wächst weiterhin mit über 5 %, die Währung Rupiah ist seit einem Jahr erstaunlich stabil. Wie auch in Indien profitieren Ölprodukte von starken staatlichen Subventionen und sind somit wenig überraschend der größte Ausgabenposten des indonesischen Budgets.

Das Schwellenland mit den meisten Schlagzeilen in diesem Jahr war Russland. Aus gutem Grund: Das politische Gebaren von Präsident Putin erinnert an eine längst verflossene Zeit imperialer Politik. Der Rest der Welt versucht die russische Regierung zur Vernunft zu bringen. In der dritten Oktoberwoche hat die Ratingagentur Moody’s russische Anleihen auf das Rating Baa2 heruntergestuft. Viele Obligationen haben dieses Jahr stark an Wert verloren und handeln bis zu 20% tiefer als noch zu Beginn des Jahres. Sollte Putin von Aggression auf Ausgleich und Entspannung umschalten, sind große Kursgewinne möglich. Denn in den Kursen der Obligationen ist viel negatives Sentiment enthalten. Der Rubel musste in diesem Jahr gehörig – eventuell zu stark – Federn lassen. Keine neuen negativen Nachrichten oder nur leicht positive News könnten dann bereits zu höheren Preisen führen.

Konsumpotenzial der Schwellenländer nutzen

Diese Beispiele zeigen die Vielfalt der verschiedenen Ökonomien und Rechtsordnungen der Schwellenländer. Gemeinsam ist ihnen das Potential, sich über kurze Zeit vorteilhaft verändern zu können. Ihr Einfluss auf die Weltwirtschaft ist unbestritten, denn über 85% der Weltbevölkerung lebt heute in Schwellenländern. Deswegen kann heute ein breitdiversifiziertes Portfolio auf das (Konsum-) Potential dieser Masse an Einwohnern kaum mehr verzichten. Das Ergebnis der zunehmenden Konvergenz zwischen allen Volkwirtschaften ist beachtlich. Die Dynamik der wirtschaftlichen Vernetzung der letzten Dekade zeigte zwar ein breit gefächertes Spektrum an Risiken und Chancen. Sie ist unserer Meinung nach erst Anfang oder Zwischenergebnis, aber kein Endstand.

Der aktuell starke US-Dollar verändert das Anlagepotential in Schwellenländeranlagen. Während viele Lokalwährungen relativ stabil zum Euro handeln, haben sie gegenüber dem Greenback abgewertet, teilweise um bis zu 30%. Die Zinserwartungen und der Wirtschaftszyklus werfen hier ihren Schatten voraus. Lokale Schwellenländeranlagen, die in den letzten Jahren die Mehrheit der Investitionsflüsse der Investoren absorbiert haben, verlieren nun Gelder zugunsten von Hartwährungsanlagen. Dieser Markt von Hartwährungsanleihen aus Emerging Markets ist in den letzten drei Jahren stark gewachsen und erreichte durchschnittlich ein jährliches Emissionsvolumen von weit über US$ 300 Milliarden. Das ausstehende Volumen in Anleihen übersteigt mit ca. US$ 1600 Milliarden das High-Yield-Universum in den USA. Die erfolgreiche Platzierung von großen Volumen an Schwellenländeranleihen zeigt eine weitere einhergehende Konvergenz.

Spreads bei High-Yields deutlich gestiegen

Dieser positive Befund trübt sich bei weiterer Analyse (vorübergehend) ein: Zwar ziehen in diesem Jahr Industrieländer-Investoren aus globalen High-Yield-Fonds markant Mittel ab, jedoch sind kaum Zuflüsse in entsprechende reine Schwellenländer-Fonds zu verzeichnen. Zudem haben sich in 2014 bei allen Anleiheklassen die Risikoaufschläge reduziert, mit Ausnahme von Emerging Markets.

Institutionelle Kunden, wie z.B. Pensionskassen und Versicherungen haben zwar begonnen, Einzeltitel aus dem EM-Universum zu kaufen – schwerpunktmäßig Investment Grade-Produkte. Dabei wurde aber übersehen, dass das High-Yield-Segment in Schwellenländern ein noch besseres Rendite/Risikoverhältnis aufweist. Auf der Suche nach Alternativen im Niedrigzinsumfeld wurden auch globale High-Yield-Fonds als Beimischung ins Portfolio genommen. High-Yield-Titel aus Emerging Markets wurden dabei nur aus Überlegungen der Diversifikation genutzt. Allerdings war dies nur ein Randphänomen – zu schlecht war der Ruf der EM-Hochzinsanleihen.

Während sich bei EM-Unternehmensbonds (Investment Grade) die Risikoaufschläge für das laufende Jahr um 7 Basispunkte verengt haben, sind die Spreads im hochverzinslichen Bereich um knapp 50 Basispunkte angestiegen – hier trotz gesunkener Risikokennziffern. Somit sind die Spreads hier so attraktiv wie seit Januar 2014 nicht mehr. Die aktuelle Rendite beträgt 7,08% und ist somit um 2,8% höher als bei europäischen, und um 1,2% höher als bei US-High-Yields (siehe Grafik) – und das bei markant niedrigerem Leverage. Die Performance des laufenden Jahres ist mit +5,46% für EM High-Yields sehr respektabel, wenn man es mit Euro und US High-Yields (beide um 4,75 Prozent) vergleicht – und das trotz der negativen Wahrnehmung gegenüber Schwellenländeranlagen. Das offeriert Investoren attraktive Einstiegsopportunitäten.

Grafik 1: Kennzahlen von High-Yield-Indizes in Hartwährung aus USA, Europa und Emerging Markets:

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Anleihen aus Schwellenländern sind auch gegenüber einer zukünftigen Zinserhöhung in den USA gut gewappnet. Ein rasanter Anstieg der Renditen auf US-Staatspapiere könnte zwar temporär alle Anleihenmärkte unter Druck setzen, doch erwarten wir nur eine sehr langsame Anpassung der Fed-Geldpolitik. Denn die globale Entwicklung ist sehr heterogen und aufgrund der niedrigen Inflation werden die kurzfristigen Zinsen tief bleiben.

Fokus auf Qualitätsunternehmen

Geopolitische Ereignisse in zahlreichen Schwellenländern, wie z.B. in Russland, Westafrika (Ebola) und Brasilien (Flugzeugabsturz des Präsidentschaftskandidaten) führten zu höherer Risikoaversion. Die Angst um eine Abschwächung in China und tiefere Rohstoffpreise befeuern die negative Stimmung weiter. Die Risikoaversion spiegelt sich unbestritten auch in den Preisen von Emerging Market High-Yield-Anleihen wider. Aber: Angesichts des hohen Risikoaufschlags von aktuell über 530 Basispunkten, oder einer Rendite von 7,08% (bezogen auf den JP Morgan CEMBI High Yield Index) erachten wir diese Unteranlageklasse als sehr attraktiv. Hinsichtlich der durchschnittlichen längerfristigen Renditeerwartung sind sie vergleichbar mit Investments in Aktien.

Investoren sollten beachten: Die Volatilität bei Schwellenländeranleihen ist zwar höher als bei anderen Anleiheklassen, jedoch tiefer als die Schwankungsbreite von Aktien. Eine breite Diversifikation und klarer Fokus auf Qualitätsunternehmen ist somit eine Grundvoraussetzung für den langfristigen Anlageerfolg bei EM-High-Yields. Aus reiner Risiko/Renditebetrachtung und vor dem Hintergrund der Korrekturen im Markt ist ein Investment in ein gut geführtes Anlagevehikel in hochverzinsliche Hartwährungs-Schwellenländeranleihen sehr wohl eine Überlegung wert. Denn der schlechte Ruf ist keinesfalls gerechtfertigt.

Cornel Bruhin, MainFirst Asset Management

Cornel Bruhin ist seit Juni 2012 als Portfoliomanager bei MainFirst Asset Management und verantwortet Anlagen aus Schwellenländern. Er blickt auf ca. 30 Jahre Erfahrung im Bereich Fixed Income zurück. Vorherige Stationen waren u.a. Credit Suisse First Boston, Bank Hofmann und Clariden Leu. Cornel Bruhin´s Leistung als Fondsmanager wurde u.a. von Citywire mit der Höchstnote AAA und von Morningstar mit 5 Sternen bewertet.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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