Rohstoffe: Gewinner und Verlierer im Jahr 2024

Rohstoffe sollten grundsätzlich Teil einer diversifizierten Anlagestrategie sein. Im Jahr 2024 sind sie für Anleger besonders interessant. Die weltweiten geopolitischen Krisenherde sind dabei nur ein Aspekt. Welche Faktoren noch für die Anlageklasse sprechen, und welche Preisentwicklung bei Rohöl, Gas und Metallen zu erwarten ist: Union Investment | 20.02.2024 10:59 Uhr
Tobias Schmidt, Leiter Multi Asset im Portfoliomanagement von Union Investment / © e-fundresearch.com / Union Investment
Tobias Schmidt, Leiter Multi Asset im Portfoliomanagement von Union Investment / © e-fundresearch.com / Union Investment

Die geopolitischen Krisen des vergangenen Jahres haben sich auch 2024 fortgesetzt. Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachter im Roten Meer, US-Angriffe auf pro-iranische Milizen in Syrien und im Irak, der eskalierende Nahostkonflikt sowie der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine – und ein Ende ist nicht in Sicht. Rohstoffsicherheit spielt im Rahmen von Konflikten eine immer wichtigere Rolle, denn Energie und Metalle werden mittlerweile geopolitisch als strategische Waffe eingesetzt.

In Verbindung mit diesen akuten Krisenherden steht ein Konflikt, der das Weltgefüge langsam, aber stetig verändert: Der Großmachtwettbewerb zwischen China und den USA, der die „Great Transformation“ der Weltwirtschaft eingeläutet hat. Sicherheitsstrategische Überlegungen prägen die Wirtschaftspolitik der Staaten, strategische Abhängigkeiten sollen verringert werden. So holen die USA über milliardenschwere Investitionsanreize Produktionsstätten für kritische und strategisch wichtige Güter ins Land zurück. Das Ziel ist, Risiken zu reduzieren, die Kontrolle über strategisch wichtige Rohstoffe und Güter zurückzugewinnen und die eigene Technologieführerschaft zu sichern.

„Rohstoffsicherheit spielt eine immer wichtigere Rolle.“- Tobias Schmidt

Weniger beachtet von der breiten Öffentlichkeit findet der Kampf zwischen den Großmächten auch um kritische Mineralien und Metalle statt, insbesondere bei Mineralien, deren Vorkommen und Abbau auf wenige Länder konzentriert ist und die eine entscheidende Bedeutung für eine Reihe industrieller Anwendungen und Technologien haben. Dazu zählen etwa Kupfer, Lithium und Nickel. Im Zuge des grünen und technologischen Wandels wird die Nachfrage nach diesen Rohstoffen weiter steigen – sei es für den Bau von Batterien für E-Autos, für den Betrieb von Windkraftanlagen oder für die Netzwerke, die die erneuerbare Energie von A nach B leiten.

Das konjunkturelle Umfeld spricht für Rohstoffe

Auch das konjunkturelle Umfeld sollte 2024 für die Beimischung von Rohstoffen sprechen. Angesichts des globalen Disinflationstrends dürften die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank im Frühsommer zum ersten Mal die Zinsen senken. Die US-Wirtschaft zeigt sich überraschend robust und sollte über das Jahr hinweg eine solide Wachstumsdynamik beibehalten. Wir erwarten beim US-Bruttoinlandsprodukt ein Wachstum von 2,7 Prozent. Im Zuge dessen dürfte sich auch die aktuell schwache Konjunktur in Europa und China wieder erholen.

Fakt ist: Die Kombination aus geopolitischer Lage, Wirtschaftsumfeld und strukturellen Trends wie der grünen Transformation und der Digitalisierung schafft ein Marktumfeld, in dem Industriemetalle profitieren. Die Edelmetallpreise wiederum sollten durch Zinssenkungen beflügelt werden. Und am Energiemarkt könnten Produktionskürzungen im Frühjahr für eine Stabilisierung des Preisniveaus sorgen.

Rohöl im Spannungsfeld zwischen Überschuss und geopolitischen Risiken

Aktuell bewegt sich Rohöl in einem sogenannten Sägezahnmarkt – der Preis für ein Fass Öl der Sorte Brent schwankt seit einigen Monaten zwischen 75 und 85 US-Dollar. Zuletzt litt der Rohöl-Markt unter mangelnder Nachfrage aufgrund der globalen Konjunkturschwäche und einem gleichzeitig erhöhten Angebot, da vor allem Nicht-OPEC-Länder ihre Produktion in den vergangenen Monaten deutlich ausgeweitet hatten. Der Markt befindet sich derzeit also im Überschuss. Da sich die Nachfrage aber sowohl saisonal als auch aufgrund des anziehenden globalen Wachstums mittelfristig erholen sollte, rechnen wir ab dem zweiten Quartal 2024 mit einer Bodenbildung beim Ölpreis.

Dabei spielt die angespannte Situation im Nahen Osten bislang nur eine untergeordnete Rolle. Die Angriffe im Roten Meer führen aktuell nur zu Lieferverzögerungen, nicht zu Lieferausfällen. Sollte eine Eskalation zu einer Sperrung der Straße von Hormus im Osten der arabischen Halbinsel führen, würde sich die Situation jedoch grundlegend ändern. Dort verladen die großen Produzenten ihr Rohöl auf Schiffe. Ein Wegfall beträfe rund 20 Prozent der weltweiten Ölproduktion – das würde die Preise deutlich steigen lassen. Von diesem Szenario gehen die Experten von Union Investment jedoch nicht aus. Die geopolitischen Risiken sorgen lediglich für etwas stärkere Schwankungen. Unter dem Strich sollte sich der Ölpreis nach seiner Bodenbildung unter Schwankungen seitwärts bewegen und zum Jahresende bei rund 85 US-Dollar stehen.

Der Zeitpunkt ist günstig für den Einstieg in Industriemetalle

Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel als seltene Mineralien stehen im Fokus der strategischen Positionierung der beiden Blöcke USA und China. Sie profitieren vom Ausbau der erneuerbaren Energien für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Dieser strukturelle Megatrend spricht mittel- bis langfristig für eine steigende Nachfrage nach diesen unverzichtbaren Rohstoffen und damit für steigende Preise.

Aktuell belastet die Preise vor allem das schwache Wachstum in Europa und China. Im Zuge der weiter anziehenden Konjunktur in den USA und der im Jahresverlauf erwarteten Erholung des globalen Wirtschaftswachstums dürfte dieser Belastungsfaktor mit der Zeit nachlassen. Zudem haben aktuelle Produktionskürzungen und -ausfälle – etwa bei Kupfer – zur Folge, dass das Angebot knapper wird. Das Zusammenspiel zwischen steigender Nachfrage und geringerem Angebot sorgt für Aufwärtspotenzial. Auch der Markt für Aluminium befindet sich derzeit in einem strukturellen Defizit. Der Zeitpunkt für einen Einstieg scheint zu den aktuellen Preisen somit günstig.

Sinkende Zinsen unterstützen Edelmetalle

Die Preise industrienaher Edelmetalle wie Platin und Palladium litten zuletzt vor allem unter der schwachen Nachfrage aus dem Automobilsektor. Grund waren die höheren Leasing- und Finanzierungskosten aufgrund gestiegener Zinsen. Auch hier dürfte ein strukturelles Defizit für Aufwind sorgen: Bei den aktuellen Preisen für Platin und Palladium beispielsweise lohnt sich die Förderung für viele Anbieter kaum noch. Gleichzeitig sollte die Nachfrage im Zuge der Konjunkturerholung und anstehender Zinssenkungen wieder anziehen.

Der Goldpreis hat im vergangenen Jahr trotz des Umfelds steigender Zinsen Rekordhöhen erreicht und bewegt sich derzeit unwesentlich unterhalb des Allzeithochs von 2.100 US-Dollar je Unze im Dezember. Diese „Sonderkonjunktur“ ist vor allem darin begründet, dass aktuell viele Zentralbanken große Mengen an Gold kaufen (siehe Grafik). Angesichts der gestiegenen geopolitischen Risiken, der Blockbildung und der Deglobalisierung investieren Zentralbanken ihre Reserven lieber in Gold anstatt in Fremdwährungen. Insbesondere China will perspektivisch von der Reservewährung US-Dollar unabhängiger werden. Bislang haben sich diesem Käuferzyklus weder institutionelle noch private Anleger in nennenswertem Umfang angeschlossen – die Nachfrage und damit der Goldpreis könnte also weiter steigen. Vor allem, wenn die Notenbanken im Sommer mit Zinssenkungen beginnen.

Zyklus spricht für Rohstoffe – Metalle vor Energierohstoffen

Was bedeutet das nun für die Allokation der Anlageklassen in einem Multi-Asset-Portfolio? Die relativ günstigen Energiepreise stützen den Rückgang der Inflation – damit werden andere Assetklassen wie Aktien und Renten, die unter hoher Inflation und hohen Energiekosten gelitten haben, interessanter. In einem Multi-Asset-Portfolio, in dem Aktien, Renten und Rohstoffe vertreten sind, sollten also die anderen risikoreichen Anlagen unterstützt werden.

Allerdings gilt es, selektiv vorzugehen: Der Ölpreis bietet in diesem Jahr aus Anlegersicht kein großes Potenzial – vorausgesetzt, der Welt bleibt eine Eskalation in Russland oder dem Nahen Osten erspart. Im Vergleich dazu zeigen sich Metalle derzeit wesentlich attraktiver für Anleger. Die strukturellen Defizite im Markt dürften hier mittelfristig für steigende Preise sprechen. Unterstützend wirken zudem die Mobilitäts- und die Energiewende als Sonderkonjunktur. Ein Einstieg erscheint daher aktuell sowohl bei Industrie- als auch Edelmetallen günstig.

Im derzeitigen Spannungsfeld zwischen Konjunkturbelebung, baldigen Zinssenkungen, langsamer Disinflation und zugleich erhöhter geopolitischer Unsicherheit und neuer Blockbildung sind Rohstoffe unverzichtbar. Angesichts großer struktureller Trends wie der grünen Transformation und der Digitalisierung ist eine erhöhte Beimischung von Industriemetallen im Portfolio mehr als sinnvoll.

Von Tobias Schmidt, Leiter Multi Asset im Portfoliomanagement von Union Investment

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