Aegon AM-Experte Tuch: Japan wird den Yen nicht mehr lange verteidigen können

Aegon Asset Management | 28.07.2022 14:17 Uhr
Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management / © e-fundresearch.com / Aegon Asset Management
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Die Spekulationen nehmen zu, ob die japanische Regierung ihre enormen Währungsreserven einsetzen wird, um den Wert des Yen zu verteidigen. Wir gehen davon aus, dass sie zwar einige begrenzte Interventionen vornehmen wird, aber nicht über einen längeren Zeitraum. Japan muss in naher Zukunft mit einem deutlich schwächeren Yen rechnen, da sich die wirtschaftliche Lage des Landes erheblich verschlechtert. Es ist jedoch sinnlos, die Währung zu verteidigen, solange die Bank of Japan (BoJ) an ihrer derzeitigen Geldpolitik festhält.

Auf den ersten Blick scheint Japan kein Hauptkandidat für eine Währungsabschwächung zu sein, da die Sparquote von Unternehmen und Privatpersonen zusammengenommen immer noch bei satten 25 % und die Inflation unter 3 % liegt. Aber diese Zahlen dürften sich erheblich verschlechtern, da die japanischen Verbraucher gezwungen sind, mehr Geld auszugeben, und die Inflation dank der Yen-Schwäche in die Höhe schießen wird. Das japanische Staatsdefizit sollte sich nach der Aufhebung der Covid-19-Maßnahmen etwas verbessern, aber es muss hoch bleiben, um das schwache Wirtschaftswachstum zu stimulieren.

Geldpolitik der BoJ: Hauptverursacher der Yen-Schwäche

Solange die japanische Zentralbank an ihrer Politik der maximalen Rendite von 25 Basispunkten auf 10-jährige japanische Staatsanleihen festhält, ist der Versuch, den Yen zu stärken sinnlos. Wenn sich die derzeitige Geldpolitik nicht ändert, droht Japan ein Zyklus aus schwacher Währung, höherer Inflation und anschließender weiterer Währungsschwäche. Die japanischen Geld- und Finanzbehörden sind zwar durchaus in der Lage, die Finanzmärkte zu beeinflussen, sie werden aber dieses Mal wahrscheinlich nicht in größerem Umfang eingreifen, um den Wert des Yen zu verteidigen, sondern verlassen sich lieber auf geldpolitische Änderungen . 

Der BoJ ist die Beeinflussung der Finanzmärkte gewiss nicht fremd, hält sie doch bereits 43 % aller japanischen Staatsanleihen und etwa 7 % der japanischen Aktien. Zudem verfügt Japan über eine enorme Währungsreserve von 1,2 Billionen Dollar. Das ist eine gute Ausgangslage zu Beginn einer möglicherweise langwierigen Währungsintervention. Es kam zu einem vorübergehenden Anstieg des Yen, nachdem die Bank of Japan, das Finanzministerium und die Finanzdienstleistungsbehörde in einer gemeinsamen Erklärung ihre Besorgnis über das Tempo des Yen-Verfalls zum Ausdruck gebracht hatten und "bei Bedarf entsprechend handeln" würden.

Die Wirkung dieser Erklärung war jedoch auf ein paar Stunden begrenzt, da die Zahlen zum Verbraucherpreisindex in den USA die Aktienmärkte nach unten drückten und den Dollar weiter stärkten, so dass die japanischen Finanzbehörden in der Tat handeln müssen, wenn sie den derzeitigen Trend ändern wollen. 

Die japanischen Behörden werden wohl zunächst versuchen, die Yen-Schwäche durch Interventionen einzudämmen, dann aber entscheiden, dass es besser ist, die Geldpolitik der BoJ anzupassen. Wie in früheren Zyklen wird die BoJ die letzte der großen Zentralbanken sein, die einen Zinserhöhungszyklus einleitet, und zu diesem Zeitpunkt hat der globale Wirtschaftszyklus wahrscheinlich seinen Höhepunkt überschritten.

Abwertung des Yen um fast 30 %

Die Anleger profitierten zwar von höher rentierenden Carry-Strategien gegenüber dem Yen, jedoch wird der Richtungswechsel in der BoJ-Geldpolitik dies beenden. Seit Beginn dieses Jahres hat der Yen gegenüber dem Dollar etwa 17 % und auf handelsgewichteter Basis mehr als 10 % seines Wertes verloren. Rechnet man die Verluste im Jahr 2021 hinzu, so ergibt sich in 18 Monaten eine Abwertung des Yen um fast 30 %, wobei die Finanzmärkte bereit sind, die Währung weiter nach unten zu drücken. 

Auch wenn sich der zweijährige US-Zinssatz von seinen Höchstständen entfernt hat, liegt der Renditeabstand zu kurzlaufenden japanischen Staatsanleihen mit rund 2,8 % weiterhin deutlich über 3 % und damit auf dem höchsten Stand seit 2007.

Anleger, die auf der Suche nach Carry-Strategien sind, haben nun eine große Auswahl an höher rentierenden Staatsanleihen gegenüber dem japanischen Anleihemarkt. Während die Aktienmärkte seit Jahresbeginn etwa 15 % verloren haben, hätte eine Long-Strategie für den brasilianischen Real gegenüber dem Yen mehr als 35 % gewonnen.

Die bevorstehende Änderung des geldpolitischen Kurses der BoJ wird mit dem Höhepunkt des Konjunkturzyklus zusammenfallen. Sie werden der "Carry-Strategie" ein Ende setzen und sich der globalen restriktiven Geldpolitik anschließen, die die Finanzmärkte weiterhin belastet.

Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management

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