EMD: Warum Schwellenländeranleihen als erste von der niedrigeren Inflation profitieren könnten

Schwellenländeranleihen könnten zu den ersten Anlageklassen gehören, die von einer niedrigeren Inflation und der Erwartung sinkender Zinssätze profitieren. abrdn | 27.11.2023 14:00 Uhr
Kieran Curtis, Head of Emerging Market Local Currency Debt bei abrdn / © e-fundresearch.com / abrdn
Kieran Curtis, Head of Emerging Market Local Currency Debt bei abrdn / © e-fundresearch.com / abrdn

Viele Anleger in Staatsanleihen würden sagen, dass ein idealer Zeitpunkt für die Erzielung von Überschussrenditen dann gegeben ist, wenn die Inflation nach einem vorherigen Anstieg, der dir Renditen der Anleihen in die Höhe getrieben hat, wieder zu fallen beginnt.

Dieser Grundsatz gilt sowohl für Staatsanleihen in Landeswährung in den Schwellenländern als auch für Staatsanleihen in den Industrieländern.

Die Inflation in den Schwellenländern erreichte im Januar einen Höchststand, nachdem die steigenden Energiepreise in Folge des russischen Einmarsches in der Ukraine in Verbindung mit der Angebotsverknappung nach der Pandemie die Preise auf ein Niveau ansteigen ließen, das seit etwa zwei Jahrzehnten nicht mehr erreicht worden war.

Der anschließende Rückgang der Inflation in den Schwellenländern in diesem Jahr war ebenso stark, so dass viele Schwellenländer nun davon ausgehen können, dass die Inflation innerhalb der nächsten sechs Monate wieder die Zielwerte der Zentralbanken erreicht (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Die Inflation in den Schwellenländern ist rückläufig

Quelle: Bloomberg, Nationale Quellen, abrdn, September 2023.

Lockerung der Politik in den Schwellenländern

In vielen Schwellenländern wurden die Zinssätze zwischen 2021 und Anfang dieses Jahres so stark angehoben, dass der anschließende Rückgang der Inflation den Beginn eines geldpolitischen Lockerungszyklus ermöglicht hat. Die etwas niedrigeren Zinssätze lassen die Anleiherenditen sinken und die Anleihekurse steigen.

Während sich die Marktpreise vor einem Jahr daran orientierten, dass die Zentralbanken der Schwellenländer die Zinsen weiter anheben und auf absehbare Zeit auf ihrem Höchststand halten würden, sehen wir jetzt vernünftigere Preise in den Schwellenländern.

So wird beispielsweise erwartet, dass die meisten Länder Mittel- und Osteuropas sowie Lateinamerikas die Zinssätze über einen Zeithorizont von ein bis zwei Jahren senken werden.

Im Vergleich zu den Industrieländern liegt der Unterschied in der Geldpolitik nicht mehr in der Richtung der erwarteten Zinsänderungen, sondern in deren Zeitpunkt.

In den Schwellenländern werden die meisten Änderungen der Leitzinsen in den nächsten 12 Monaten erwartet. In den reifen Volkswirtschaften (DM) preisen die Anleihemärkte eine Chance auf niedrigere Zinsen im kommenden Jahr ein, wobei ein deutlicherer Rückgang jedoch erst nach diesem Zeitraum eintreten wird.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Zentralbanken der Schwellenländer die Zinssätze etwa ein Jahr früher als die ihrer DM-Kollegen anheben, ist dies intuitiv sinnvoll.

Vielfalt der Schwellenländer

Als Anleger in den Schwellenländern weisen wir gerne darauf hin, dass diese alles andere als homogen sind. Die Anlagedynamik kann von Land zu Land sehr unterschiedlich sein.

Eine Aufschlüsselung der Schwellneländer hilft uns, einen besseren Einblick zu gewinnen (siehe Abbildung 2). Dieses Schaubild zeigt die Entwicklung der Inflation in den Schwellneländern nach Regionen im Vergleich zum Durchschnitt der Inflation in den USA und der Eurozone. Wir lassen die Türkei und Argentinien außer Acht, da ihre Inflationsprobleme eher inländischer als globaler Natur sind und die Durchschnittswerte verzerren.

Abbildung 2: Inflation - Schwellenländer minus US + EU-Durchschnitt

Quelle: Bloomberg, nationale Quellen, abrdn, September 2023.

Es ist leicht zu erkennen, dass in den letzten 18 Monaten eine unterschiedliche Dynamik am Werk war:

  • Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA): Diese Region sticht sofort ins Auge. Mitteleuropa war die treibende Kraft hinter dem Inflationsanstieg - vor allem, weil es im vergangenen Jahr den größten Energieschock erlitt, da es die russischen Gaslieferungen ersetzen musste, aber auch, weil die Volkswirtschaften vor der Pandemie schnell wuchsen und damit Bedingungen schufen, die es den Unternehmen leicht machten, Preiserhöhungen weiterzugeben (und es den Arbeitnehmern leicht machten, höhere Löhne zu fordern). Wir sind immer noch nicht der Meinung, dass Staatsanleihen in diesem Teil der Welt einen wirklich überzeugenden Wert bieten. Anleihen mit langen Laufzeiten rentieren weniger als Bargeld und obwohl die Inflation in einem Jahr sicherlich niedriger sein wird, dürfte das Tempo der Preissteigerungen noch nicht wieder das von den Zentralbanken angestrebte Niveau erreicht haben.
  • Asien: Diese Region ist auch deshalb interessant, weil die Inflation dank stabilerer Energiemärkte, Kraftstoffsubventionen, weniger angebotsseitiger Störungen während der Pandemie und einer schwachen Nachfrage in der größten Volkswirtschaft der Region, China, weniger stark war als in den Industrieländern. Langfristige Anleihen in Asien rentieren jetzt höher als liquide Anlagen wie Tagesgeld. Vor einem Jahr waren die sehr niedrigen Renditen, die erzielt werden konnten, nicht sehr verlockend. Aber da die Inflation selbst auf relativ niedrigem Niveau weiter sinkt und die Aussichten für das regionale Wachstum ungewiss sind, ist dies ein interessanter Bereich, den man in Betracht ziehen sollte.
  • Lateinamerika: Diese Region ist wirklich interessant. Die Inflation ist in den letzten Jahren im Vergleich zum US-amerikanischen und europäischen Durchschnitt leicht gesunken, aber die Renditen lateinamerikanischer Anleihen bieten immer noch einen erheblichen Aufschlag gegenüber ihren Pendants in den Industrieländern. Die Zinssätze sind in den Jahren 2021 und 2022 in dieser Region am stärksten gestiegen, so dass wir glauben, dass die Zinssätze hier am stärksten fallen und Anleihen die besten Renditen bieten könnten. Ausländische Anleger halten einen so geringen Anteil an lateinamerikanischen Staatsanleihen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Sie täten gut daran, eine Aufstockung dieser Bestände in Betracht zu ziehen.

Von Kieran Curtis, Head of Emerging Market Local Currency Debt bei abrdn

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