Anhaltend positiv für Aktien und Unternehmensanleihen
Auf der makroökonomischen Ebene ist etwas Nebel aufgezogen. Griechenland benötigt Hilfe von außen, um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Staatsschulden sicherzustellen. Die Flucht aus griechischen, portugiesischen und spanischen Anleihen und Aktien hat bereits zu unserer Ansicht nach adäquaten Bewertungsabschlägen geführt. Wir schließen jedoch eine Phase der Übertreibung nicht aus. Aktien und Firmenanleihen sind aber insgesamt nach wie vor attraktiv bewertet. Griechenland kämpft um die Sanierung des Staatshaushaltes. In einer Volkswirtschaft muss das Verhältnis der Schulden zur jährlichen Wirtschaftsleistung langfristig mindestens konstant sein. Die bedeutet, dass ein Land zur Tilgung seiner Schulden Primärüberschüsse im Staatshaushalt erzielen muss. Eine einfache Modellrechnung lässt uns für Griechenland einen notwendigen Primärüberschuss von 6% des Bruttoinlandprodukts errechnen. Bei einem Defizit von aktuell 12,5% ist ein solcher Überschuss in der gebotenen kurzen Frist ohne eine scharfe Rezession und ohne Gefahr von schwerwiegenden Unruhen nicht erzielbar. Diese Risiken will niemand eingehen, auch die Europäische Union nicht. Als Retter in der Not kommen denn auch die EU-Kernländer, allen voran Deutschland und Frankreich, in Frage. Wegen anstehender Wahlen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen könnte es aber sein, dass die Hilfe noch einige Monate nur auf verbaler Ebene erfolgt, hartes Geld aber ausbleiben wird. Schlussendlich wird die EU Griechenland aber nicht fallen lassen. Trifft dies zu, gewinnen griechische Staatsanleihen an Attraktivität. Mit einem Renditeaufschlag von rund 3,3 Prozentpunkten gegenüber deutschen Staatsanleihen wird das eingegangene Risiko ansprechend entschädigt.Entscheidend für den weiteren Verlauf der Renditen für Staatsanleihen und den Euro wird die Eindämmung der Ängste vor Staatsbankrotten von wirtschaftlich bedeutenderen Ländern als Griechenland sein. (Die wirtschaftliche Bedeutung von Griechenland ist für die EU deutlich tiefer als jene von Kalifornien für die USA.) Kämen auch Spanien und Italien verstärkt unter Druck, könnten sich Staatsanleihen aus Investorensicht unter Berücksichtigung der verschlechterten Kreditwürdigkeit und der historisch tiefen Zinsen (Bewertungsargument) als "riskante Asset" herausstellen.
Zur Diskussion um die Staatsfinanzen kommt, dass sich die Makrofront leicht eingetrübt hat. Der Konjunkturaufschwung in Europa verläuft stockender als erwartet und auch in den USA können die gemeldeten Wirtschaftszahlen nicht ganz mit den Konsensuserwartungen mithalten. Der Nachrichtenfluss auf Firmenebene ist aber weiterhin gut bis sehr gut ist. Die Bewertungen von Aktien sind noch nicht hoch, wie auch Grafik 1 zeigt.
Grafik 1: MSCI Welt gemessen an den Trendgewinnen (konservative Schätzung) immer noch rund 20% unterbewertet
Wir haben unsere Anlagetätigkeit entsprechen ausgerichtet. Wir halten weiterhin ein Übergewicht an Aktien und bevorzugen Firmenanleihen gegenüber Staatsanleihen.
Innerhalb der Obligationenstrategie haben wir in den kurzen und ganz langen Laufzeiten (ab 15 Jahren) ein starkes Untergewicht und in den längeren Laufzeiten ein leichtes Übergewicht implementiert, um von den sehr steilen Zinskurven zu profitieren. Nach einer gegenüber den Benchmarks neutralen Duration tendieren wir nun in den Portfolios zu einer leicht unterdurchschnittlichen. Wir ziehen in den entwickelten Ländern Unternehmensanleihen den Regierungspapieren vor, sehen aber Anlagechancen in den Schwellenländer, die oft wesentlich gesündere Staatshaushalte haben als die meisten Industrieländer. Unser Augenmerk liegt auf in Lokalwährung denominierten Anleihen.
Innerhalb der Aktienstrategie favorisieren wir weiterhin Small Caps und Substanztitel. Wir bevorzugen die zyklischen Bereiche wie Energie, IT, Media zu Lasten der defensiveren Unternehmen aus dem Versorgungs- und Telekommunikationssektor.
Rohstoffe werden neu leicht untergewichtet. Die Spotpreise sind sehr volatil, die Rollsituation immer noch sehr nachteilig. Gelistete ausländische Immobilien bleiben neutral, schweizerische leicht untergewichtet. Das Übergewicht in Hedge Fonds wird beibehalten.
In den Währungen CHF, EUR und JPY halten wir ein Untergewicht und in CAD, NZD, NOK und SEK ein Übergewicht.
Die Swisscanto Anlagepolitik am Beispiel des Anlagestrategiefonds
Swisscanto (LU) Portfolio Fund Balanced (in Prozenten)