In ihrem Ausblick auf das 2. Halbjahr erläutern Jack Janasiewicz und Garrett Melson, Portfoliostrategen bei Natixis Investment Managers, warum sie eine sanfte Landung der US-Wirtschaft oder gar ein Verharren in der aktuellen Dynamik in den nächsten zwölf Monaten für wahrscheinlicher halten als eine Rezession, warum sie bei der Portfolioallokation in diesem Umfeld auf zyklische Titel und Growth-Aktien wie Technologiewerte setzen und bei Anleihenportfolios jetzt den richtigen Zeitpunkt sehen, um die Duration wieder zu erhöhen.
Melson: „Wir sehen, dass die Gegenwinde des vergangenen Jahres gerade vielfach in Rückenwind umschlagen und das Wachstum wieder den Mustern vor der Corona-Pandemie folgt. Der Wohnungsbau dürfte wieder anziehen, die Lagerbestände normalisieren sich, die Bauausgaben steigen, die Lieferkettenprobleme lösen sich zusehends auf und der Arbeitsmarkt normalisiert sich. Getrieben von Lohnwachstum und Einkommen steigt auch der private Konsum wieder leicht an. Für entscheidend halten wir dabei, dass die Amerikaner derzeit nicht so zins- und kreditsensibel sind. Das Verhältnis von Kreditvergabe zu BIP befindet sich im Grunde wieder auf dem Niveau von 2014/2015. Das soll nicht heißen, dass Kredite nicht immer noch das Lebenselixier der Wirtschaft sind. Aber als Wachstumstreiber sind sie momentan nicht mehr ganz so wichtig wie in der Vergangenheit. Die Unternehmen und privaten Haushalte in Amerika sparen übermäßig viel. Und das bedeutet letztlich, dass Zinserhöhungen wahrscheinlich nicht so viel zur Eindämmung der Inflation beitragen. Gleichzeitig ist das auch der Grund, warum die Wirtschaft viel widerstandsfähiger ist und die Inflation weiter zurückgeht.“
Janasiewicz: „Es sieht so aus, als ob der Markt bereits auf das Jahr 2024 ausgerichtet ist. Wir sehen, dass die Gewinnschätzungen ihren Tiefpunkt erreicht haben und nach oben gehen. Und das ist für uns so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft. Die Erträge haben sich recht gut gehalten. Die Margen sind nicht wirklich unter Druck geraten. Das war das pessimistische Narrativ, das es da draußen gab. Und wir sehen tatsächlich eine Ausweitung der operativen Margen. Und das ist es, was den Aktienmarkt wirklich antreibt: die Erträge. Und die haben sich ziemlich gut gehalten. Und es sieht ganz danach aus, als ob das Schlimmste hinter uns liegt. Wenn die Anleger wieder optimistischer werden, nimmt die Beteiligung wieder zu. Sie kommen von der Seitenlinie zurück. In den letzten drei Wochen ist endlich wieder Geld in die Fonds geflossen, und zwar weit weg von dem, was ich hier als extrem bullisch bezeichnen würde. Möglicherweise stehen wir also erst am Anfang einer Ausweitung des Marktes. Wir sind der Meinung, dass die Inflation das Schlimmste hinter sich hat. Sie wird weiter sinken, was bedeutet, dass die Zinsen wahrscheinlich sinken werden. Und wenn die Zinsen sinken, sollten sie mit Blick auf den Anleihenanteil ihres Portfolios und die Gesamtrendite langlaufende Titel besitzen.“
Das vollständige Interview finden Sie im englischen Original hier: Midyear Outlook: Eve of Disruption? | Natixis Investment Managers