3 Banken-Generali Fondsjournal 11/2012

Was kann man aus den tiefen Zinsen für Top-Unternehmensanleihen ableiten? Über die erfolgreiche Bekämpfung von Symptomen - jedoch keiner Ursachen der Krankheiten - durch EZB-Chef Draghi und über die Philosophie der neuen 3 Banken Dividenden-Aktienstrategie. 3 Banken-Generali Investment | 05.11.2012 16:27 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Oft sind es nicht die großen Schlagzeilen auf den Titelseiten, die einen Gedankengang anregen, sondern vielmehr die weniger beachteten Detailmeldungen. Im Spätsommer dieses Jahres emittierte beispielsweise die SIEMENS AG Unternehmensanleihen – im aktuellen Umfeld wohl nichts sonderlich Bemerkenswertes.

Gleichzeitig setzte SIEMENS ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm um – ebenso nicht sonderlich bemerkenswert. Beachtlich und sehr wohl Grund für einen Gedankengang ist allerdings die Begründung des Unternehmens. Die neu aufgenommenen Schulden durch die Unternehmensanleihe werden direkt für den Aktienrückkauf eingesetzt.

Dahinter steckt eine klare finanzielle Logik. Die emittierte gut 7-jährige Anleihe ist mit einem jährlichen Kupon von 1,5 % ausgestattet – die Siemens-Aktie bietet derzeit eine Dividendenrendite von etwa 3,8 %. Der Einsatz von 1,5 % an Kreditzins erspart somit, sehr vereinfacht dargestellt, dem Unternehmen eine Dividendenzahlung von 3,8 %. Aus der Innensicht des Unternehmens eine logische Abwägung der Kosten für Eigenkapital in Form von Aktien und der Kosten für Fremdkapital in Form von Anleihen. Kann man aber daraus auch Erkenntnisse für die Bewertung von Asset-Klassen ziehen?

Top-Konzerne als neue sichere Häfen?

Wir wollen nicht aus der Finanzpolitik eines einzelnen Unternehmens zu breite Schlüsse ziehen. Wir sehen aber anhand dieser Transaktion doch eine gewisse Symbolik.

• Zahlreiche internationale Top-Unternehmen können sich derzeit zu tieferen Konditionen Geld besorgen als die Mehrzahl der Staaten. Damit sind die Refinanzierungskosten dieser Unternehmen oft so günstig wie noch nie in der Unternehmensgeschichte.

• Zahlreiche Firmen nehmen diese Chance auch wahr und ziehen sich warm an. Wir meinen, dass die Weltkonjunkturerwartungen 2013 eher noch Revisionsbedarf nach unten haben. Wir halten aber auch fest: Noch nie in der Geschichte waren die Unternehmen so gut auf eine mögliche Abschwächung vorbereitet. Auch fällt der Überraschungseffekt völlig weg.

• Wenn ein Unternehmen für die eigene Anleihe nur 1,5 % an Zinsen bezahlen muss, die eigene Aktie aber mit einer Dividende von 3,8 % bedient, so ist dies doch auch ein Signal für Bewertungen. Aus Sicht der Investoren sind Unternehmensanleihen bester Bonität wohl nicht mehr billig. Aktien von Top-Unternehmen erscheinen aber unverändert attraktiv. Die Unternehmensanleihemärkte saugen derzeit nach wie vor massiv Kapital an. Die Aktienmärkte For tun dies nicht auf breiter Front – zumindest noch nicht.

• Ohne Eile, aber dennoch Schritt für Schritt eine Reduktion festverzinster Investments vorzunehmen und die Aktienquote etwas auszubauen, macht daher strategisch Sinn. Mit der 3 Banken Dividenden-Aktienstrategie wollen wir Sie Richtung höherer Aktienquoten begleiten. Höhere Aktieninvestments setzen aber auch konsequentes Risikomanagement voraus. Wir werden keine Einbahnstraße an den Börsen sehen und daher ist bei dieser Strategie temporär auch eine völlige Liquidation des Aktienrisikos möglich. Details dazu im folgenden Teil des Fondsjournals.

„Dr.Draghi“ bekämpft die Symptome

Symptome sind laut Duden die äußeren, sichtbaren Anzeichen einer Krankheit. Im Falle von Spanien & Co sind diese Symptome die gestiegenen Zinsen für die Anleihen. Die Krankheit liegt allerdings in strukturellen Schwächen und mangelnder Konkurrenzfähigkeit begründet.

Mag sein, dass die oft zu Unrecht gescholtenen Spekulanten und Ratingagenturen die Symptome teilweise verstärkt haben. Zur Krankheit haben sie aber nichts beigetragen. Dies gilt es stets sauber zu trennen. Durch die Ankündigungen von EZB-Chef Draghi hat die Bekämpfung der Symptome beachtlich gut funktioniert.

Seine Worte von September haben zu sinkenden Zinsen bei den Staatsanleihen von Spanien und Italien geführt, ohne dass bisher klare Aktionen gesetzt wurden. Sie haben genau den gewünschten Effekt gebracht. Die EZB hat damit jene Orientierung geliefert, die von der Politik immer wieder vermisst wird. Wer aber bekämpft nun die Krankheit?

Dies kann die EZB nicht tun. Dies muss von den einzelnen Staaten kommen und wird Zeit brauchen. Die von uns wiederholt in diesem Journal beschriebene Zeitgewinnstrategie ist daher voll in Gang. „Rauswachsen“ aus der Krise ist wenig realistisch. „Raussparen“ aus der Krise allerdings auch eine Gratwanderung. Das Fazit wird ein wohl über Jahre schwächelndes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig unverändert tiefen Zinsen sein.

US-Wahlen? Nicht überbewerten!

Wenn Sie einen Kommentar zu den in dieser Woche anstehenden US-Wahlen vermissen, dann ist das kein Versehen, sondern Absicht. Eine 50/50-Ausgangssituation kann schon grundsätzlich keine Basis für einen Strategieaufbau sein. Natürlich sind die Ansichten und Pläne von Obama und Romney sehr verschieden. Die Macht des Faktischen wird aber beide einholen.

Wie kann man die hohen Staatsschulden bekämpfen ohne die Konjunktur abzuwürgen? Dass in vielen Medien jetzt Depots mit „Obama-Aktien“ und „Romney-Aktien“ dargestellt werden, ist auch ein Zeichen des Kurzfristgedächtnisses der Finanzmärkte. Beim ersten Wahlsieg Obamas wurden von Analysten jene Aktien angeführt, die davon profitieren, dass Amerika jetzt grün wird, es riesige Infrastrukturprojekte geben wird und die Gesundheitsreform Amerika von Grund auf verändert.

Wenig, sogar sehr wenig davon ist eingetreten. Verwenden Sie daher Ihre Zeit nicht dafür. Die Herausforderung ist nicht die richtigen Aktien für wenige Wochen nach der US-Wahl zu finden. Die Herausforderung ist vielmehr, konstruktive strategische Geldanlage in einem wohl noch Jahre anhaltenden Tiefzinsumfeld zu betreiben.


Ihr
Alois Wögerbauer


Fondsjournal - November 2012

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