Ist eine Trendumkehr möglich?
Das ist schwierig. Den aufgrund der Sozialausgaben ständig steigenden Staatsausgaben stehen seit mehr als einem Jahrzehnt beständig fallende Steuereinnahmen gegenüber. Alleine um das besorgniserregend hohe Schuldenniveau von über 220 % des Bruttoinlandsprodukts nicht weiter steigen zu lassen, bedürfte es einer Ausgabensenkung von etwa 12 % bis 13 % des BIP – ein unmögliches Unterfangen, möchte man eine wirtschaftliche Depression vermeiden. Mittlerweile ist zudem ein sehr wesentlicher Teil der staatlichen Ausgaben nur mehr durch Neuverschuldung darstellbar. Etwa die Hälfte der Staatsausgaben muss bereits über Staatsanleihen finanziert werden.Aber Japan hat doch die Schulden fast zur Gänze im eigenen Land?
Ja. Dieses Argument wird immer wieder achselzuckend hingenommen mit dem Hinweis, dass dieses System doch schon seit Jahren funktioniert. Die Frage ist aber, kann man das so einfach fortschreiben? Die Sparquote der Japaner liegt derzeit bei etwa 0 % und könnte 2012 sogar negativ werden. Die Fähigkeit, laufend neue Staatsanleihen aufzunehmen, dürfte somit ziemlich ausgeschöpft sein. Die demografische Entwicklung in Japan hat einen Punkt erreicht, an dem immer mehr Rentner auf ihre gesparten Reserven zugreifen. Pensionskassen müssen bald mehr an Pensionen auszahlen als sie neu an Beiträgen einnehmen. Die Gruppen werden dann zum Verkäufer von Staatsanleihen.
Kann sich Japan am Weltmarkt finanzieren?
Nicht zu den aktuellen Konditionen. Müsste man beispielsweise anstatt 1 % Zinsen dann 2 % an Zinsen bezahlen, wäre das praktisch nicht finanzierbar. Fazit: Die japanische Notenbank wird die immer größer werdende Nachfragelücke bei den neu zu begebenden Staatsanleihen füllen müssen, da selbst ein geringer Zinsanstieg schwerste budgetäre Konsequenzen hätte. Diese Kaufprogramme werden wohl wieder unter dem Deckmantel der Deflationsbekämpfung beschönigend als die oft zitierte monetäre Lockerung bezeichnet werden. Damit stellt sich die Bank of Japan nahtlos in die Reihe der Notenbanken FED, EZB und Bank of England, die mit gedrucktem Geld die Staatenfinanzierung vorantreiben. Dass dies mittelfristig nicht gerade das Vertrauen in den Wert des Japanischen Yen stärken dürfte, liegt auf der Hand. Allerdings befinden sich derzeit bereits alle großen Währungsblöcke in einem Abwertungswettlauf und die wenigen verbliebenen Hartwährungsnotenbanken sind, wie jüngst die Schweizer Notenbank, nun ebenfalls gezwungen Geld zu drucken, um eine den Export abwürgende Aufwertung zu vermeiden. Am Ende dieses Prozesses werden nur wenige Volkswirtschaften sich eine Hartwährungspolitik leisten können.
Was bedeutet dies für den Anleger?
Grundsätzlich sind das keine neuen Erkenntnisse, zumal auch der Zeitpunkt, wann die Finanzmärkte das Japan-Thema aufgreifen, nicht prognostizierbar ist. Die Vergangenheit lehrt uns aber, der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Es wird diesmal nicht anders sein. Keinesfalls macht es Sinn sich täglich über Japan Gedanken zu machen. Wichtig ist es ein klares mittelfristiges Weltbild zu haben. Die Aktivitäten der Notenbanken sind so wie sie sind. Anleger sollten einfach in ihren Depots eine hohe Portion Investments mit Sachwerte-Charakter haben und erkennen, dass man mit Substanzaktien a la Johnson&Johnson und Co vergleichsweise gelassen den Entwicklungen entgegensehen kann.