„Aktien sind Sachwerte – aber nicht alle“

Mag. Werner Leithenmüller steuert den Aktienteil des 3 Banken Sachwerte-Fonds. Im Interview erläutert er, welche Aktien als Sachwerte bezeichnet werden können und warum eine sorgfältige Analyse wichtig ist. 3 Banken-Generali Investment | 01.12.2010 09:00 Uhr
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Fondsjournal: Sind Aktien wirklich Sachwerte? Leithenmüller: Sachwerte sind grundsätzlich die Gegenposition zu Geldwerten. Hinter Geldwerten wie Währungen oder Anleihen stehen, vereinfacht dargestellt, Zahlungsversprechen. Bei Aktien beteiligt sich der Anleger allerdings nicht an den Schulden eines Unternehmens oder eines Staates, sondern ist direkt Mitinhaber des Unternehmens. Insofern sind viele Aktien Sachwerte. Den gesamten Aktienmarkt als Sachwert zu bezeichnen, ginge aber klar zu weit.

Fondsjournal: Welche Einschränkungen nehmen Sie vor?

Leithenmüller: Wir grenzen das Universum von mehreren Seiten ein. Ist das Unternehmen gut aufgestellt in inflationären Phasen? Wie reagiert es bei steigenden Rohstoffpreisen? Produziert es Güter des täglichen Bedarfs oder ist es zu sehr von der Konjunktur abhängig? Wie hoch ist die Verschuldung? Mit all diesen Filtern wird neben dem Inflationsschutz auch die Krisensicherheit abgetestet. Denn was suchen wir? Unternehmen, die auch in Krisen gute Geschäfte machen und Unternehmen, die einen guten Inflationsschutz bieten. Das ist der Sinn von Sachwerten.

Fondsjournal: Wie prüfen Sie das in der Praxis?

Leithenmüller: Wir haben eine Checkliste mit einigen Fragen entwickelt. Diese klären wir dann telefonisch oder schriftlich jeweils direkt mit dem Unternehmen ab. Unabhängig davon, wo es sich auch am Erdball befinden mag. Erst dann ist das Unternehmen für uns investierbar. Gekauft wird klarerweise aber nur dann, wenn uns auch die Funddamentaldaten wie Bewertung und Gewinnaussichten überzeugen.

Fondsjournal: Wo liegen die klassischen Fallen, in die man tappen kann?

Leithenmüller: Im Versorgerbereich gibt es viele Unternehmen, die Rohstoffe zukaufen und damit leiden, wenn die Rohstoffpreise steigen. Oder ein anderes Beispiel: Mögliche Inflation heißt steigende Preise und steigende Zinsen. Was hilft es dem Investor, wenn ein Unternehmen Produkte des täglichen Bedarfs anbietet, aber einen Berg Schulden vor sich her schiebt und unter steigenden Zinsen leidet. Es ist daher sehr wichtig, sich die Struktur der Schulden anzusehen. Sind Staaten am Unternehmen beteiligt, muss man das auch durchleuchten. Solche Unternehmen können aufgrund des öffentlichen Drucks in der Preisgestaltung gehemmt sein.

Fondsjournal: Gibt es Bereiche, die Sie ausschließen?

Leithenmüller: Von vornherein schließen wir keine Sektoren aus. Diese ergeben sich aufgrund unserer Checkliste ohnehin von selbst. Banken sind keine Sachwerte, Biotech- oder Software-Firmen sind keine
Sachwerte; auch sehr zyklische Unternehmen wie etwa Autobauer oder Maschinenbauer sind für uns keine Sachwerte.

Fondsjournal: Wo investieren Sie derzeit schwerpunktmäßig?

Leithenmüller: Es gibt mehrere Segmente, die uns überzeugen. Da sind zum einen die bekannten Nahrungsmultis wie Nestlé, Kraft Foods oder Campbell Soup. Dort finden wir Krisensicherheit par excellance und zudem attraktive Dividendenrenditen. Gleiches gilt übrigens auch für Ölaktien wie etwa Royal Dutch oder OMV. Aufgrund des Megatrends Landwirtschaft halten wir auch Düngemittelunternehmen wie Kali+Salz oder Yara. Wir gehen auch von einer Fortsetzung der Gold- und Silberstory aus und haben daher einige Minen aus diesem Segment. Und dann gibt es immer auch einige Spezialitäten. So ist etwa die österreichische Conwert ein gutes Verhikel, um in inflationsgeschützte Wohnimmobilien in besten städtischen Lagen zu investieren. Etwas zurückhaltend waren wir zuletzt gegenüber Versorgern wie RWE und E.ON, die zum Spielball einer politischen Steuerdiskussion wurden. Die Bewertungen sind aber mittelweile extrem günstig. Es ist gut möglich, dass wir da in den kommenden Wochen erheblich zukaufen.

Fondsjournal: Haben Sie eine Lieblingsaktie?

Leithenmüller: Nein. Sich in eine Aktie zu verlieben, würde die Gefahr mit sich bringen in der Informationswahrnehmung einseitig und damit unprofessionell zu werden. Was mich prägt ist die Überzeugung, dass der Sachwertefilter in den kommenden Jahren Sinn machen wird.

Fondsjournal: In wie viele Unternehmen investieren Sie?

Leithenmüller: Wir wollen die Unternehmen kennen und verstehen und wenn wir von einer Story überzeugt sind, wollen wir diese Aktien auch wesentlich gewichten. Unsere Sachwerte-Aktienstrategie ist daher sehr fokussiert und besteht aus etwa 25 verschiedenen Unternehmen.

Fondsjournal: Was wollen Sie den Anlegern und Lesern noch mitgeben?

Leithenmüller: Zu viele Anleger beschäftigen sich mit den Tagesaktualitäten, ohne ein klares Gesamtbild zu haben. Wir sehen derzeit auf der einen Seite massive Schuldenprobleme bei vielen westlichen Staaten.
Gestern Griechenland, heute Irland. Wer kommt als nächstes dran? Portugal, oder einer der ganz Großen. Auf der anderen Seite sehen wir einen dynamischen Aufholprozess der Emerging-Markets, begleitet von einem dementsprechenden Rohstoff- und Nahrungsmittelbedarf. Kombiniert man beide Tatsachen, so kommt man zwangsläufig zum Schluss, dass ein Inflationsszenario wahrscheinlicher erscheint als Deflation. Mit Sachwerten kann man sich dafür gut positionieren.

„Sachwert“ versus „Zyklischer Industriewert“

Zur Illustration: Nestle als klassischer Vertreter des Sachwert-Segments und Daimler als klassischer Vertreter des konjunkturabhängigen Industrie-Segments.


3 Banken Sachwerte-Fonds:
Die Staatsschuldenthematik ist weiterhin hochaktuell, das Umfeld für Sachwerte attraktiv. Wir haben die vorhandene Cash-Quote in Währungen von Ländern angelegt, die keinerlei Schuldenproblem haben – die
Schweiz (4 % des Fondsvermögens in Schweizer Franken) und Norwegen (4 % des Fondsvermögens in Norwegischer Krone)

3 Banken Unternehmensanleihen-Fonds:
Die Marktunsicherheiten auf Staatsanleihenebene führen auch immer wieder zu Verwerfungen bei Unternehmensanleihen. Obwohl Unternehmen wie Telefonica, Iberdrola (beide Spanien) und ENI (Italien) internationale Top-Unternehmen sind, stiegen die Renditen zuletzt an. Wir haben dies für Zukäufe genutzt.

3 Banken Österreich-Fonds:
Die erfreuliche Performance von 18,12 % im Jahr 2010 (Stichtag: 30.11.2010) war zuletzt vor allem getragen von Kapsch Traffic und AT+S. Trotz der Kursanstiege bleiben wir voll investiert. Beide Unternehmen bieten, was wir suchen: Profiteure von Megatrends, hohe Marktanteile in Emerging-Markets und grundsätzlich wenig Abhängigkeit von der Konjunktur.

3 Banken European Top-Mix:
Die deutsche Wirtschaft ist derzeit der klare Motor innerhalb eines sich sehr unterschiedlich entwickelnden Europas. Wir gehen von einer Fortsetzung dieses Trends aus und haben mit dem Main First Germany einen Länderfonds mit etwa 8 % des Fondsvermögens gewichtet; auch Österreich bleibt mit über 10 % hoch gewichtet.

3 Banken Aktien-Dachfonds:
Neben dem wesentlich gewichteten Rohstoff- und Agrarsektor haben wir zuletzt mit dem Julius Bär Luxury Brands ein neues Thema aufgenommen. Unternehmen wie LVMH, Swatch, LÒreal, Nike oder Pernod-Ricard profitieren vom stetig steigenden Lebensstandard in den Emerging-Markets.

3 Banken Staatsanleihen-Fonds:
Im Zuge der EU-Schuldenkrise werden Investitionen ausschließlich in starken Euroländern getätigt. Anleihen der schwachen Peripherieländer wie Irland, Griechenland, Spanien, Italien und Portugal werden konsequent gemieden. Dementsprechend liegt der Fonds im Jahr 2010 mit 4,84 % (Stichtag: 30.11.2010) im Plus.

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