Ausgewählte Statements:
„Diese Woche wird von den Zentralbanken bestimmt; dabei wird sich die Federal Reserve (Fed) vermutlich vorerst zurückhalten und zugleich den Fokus auf den zukünftigen Kurs legen. Unsere Annahme basiert darauf, dass die Fed an ihrer bisherigen Linie festhalten und eine sanfte Ausrichtung beibehalten wird. Der Datenfluss in den USA müsste weiterhin eine Verschlechterung aufzeigen, um eine weitere Zinserhöhung im Juli zu vermeiden.“
„Wir gehen davon aus, dass die EZB am kommenden Donnerstag eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte vornehmen wird. Grundsätzlich erwarten wir, dass die EZB im Juli den Höhepunkt ihrer Straffung erreicht und der EZB-Rat noch keinen Konsens darüber erzielt hat, was nach der Sommerpause geschehen soll.“
„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen am Mittwoch unverändert lässt, liegt bei 70 Prozent."
„Eine weitere Zinserhöhung ließe sich leicht ankündigen, indem die Prognosen der FOMC-Mitglieder für Ende 2023 einfach um eine weitere Zinserhöhung ergänzt werden, und es wäre für die Fed ein Leichtes, zur "alten" Formulierung für die weichen Vorgaben zurückzukehren. Es bräuchte wahrscheinlich eine positive Überraschung bei den Inflationsdaten für Mai, die am Dienstag veröffentlicht werden, um das Federal Open Market Committee (FOMC) in diese Richtung zu lenken. Tatsächlich könnte ein sehr starker Wert der Auslöser für eine erneute Zinserhöhung im Juni sein, ohne dass sie "übersprungen" wird.“
„Während wir seit dem Ende der Pandemie viel über die Geldpolitik diskutiert haben, glauben wir, dass die Finanzpolitik in den kommenden Jahren stärker im Mittelpunkt stehen wird. Die Rede von Larry Summers im Peterson Institute am 1. Juni zeichnet ein düsteres Bild der strukturellen Kräfte, die die öffentlichen Finanzen der USA beeinflussen. Sein Hauptargument scheint zu sein, dass die Amerikaner eine deutliche Anhebung der Steuern auf breiter Front akzeptieren müssen, was implizit eine Angleichung an das europäische Niveau bedeutet. Dies ist natürlich ein politisch schwieriger Vorschlag im gegenwärtigen Umfeld - sowohl für die Rechte als auch für die Linke, da er der Meinung ist, dass die "populistische Lösung" – eine Besteuerung der Wohlhabendsten – dem Ausmaß der Einnahmeausfälle im Trend nicht angemessen wäre. Die Ausgangslage in Europa ist günstiger, die Defizit- und Schuldenquoten sind in der Eurozone insgesamt niedriger als in den USA, die Zustimmung zur Besteuerung ist höher und der steuerliche Prozess ist weniger ideologisch aufgeladen. Allerdings tauchen am Horizont viele heikle Fragen auf.“
„Es wäre angesichts der jüngsten Daten überraschend, wenn die EZB ihre BIP-Prognosen für 2023 und 2024 angesichts der Übertragungseffekte nicht nach unten korrigieren würde. Auf der Inflationsseite könnten die Projektionen für 2025 von den im März über dem Zielwert liegenden 2,1 Prozent für die Gesamtinflation gesenkt werden.“
„Betrachtet man den heutigen Stand der öffentlichen Finanzen, so ist Europa wahrscheinlich ausgeglichener als die USA. Zunächst einmal wird die öffentliche Verschuldung in der Eurozone im Jahr 2023 voraussichtlich niedriger sein als in den USA - 90,8 Prozent des BIP laut Europäischer Kommission gegenüber 98,2 Prozent laut CBO. Auch das erwartete Defizit ist geringer, 3,2 Prozent des BIP gegenüber 5,6 Prozent.“
Von Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research