Gedankenspiele: Auf russisches Gas verzichten und Verhandlungsmacht stärken?

AXA Investment Managers | 01.04.2022 08:40 Uhr
Gilles Moëc, Group Chief Economist bei AXA Investment Managers / © AXA Investment Managers
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Nach den Zahlen der letzten Woche spürt der Euroraum schon jetzt die wirtschaftlichen Folgen des Krieges. Das gilt vor allem für Deutschland, wo die Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklima­index für das Verarbeitende Gewerbe jetzt niedriger ist als während der Mini-Rezession 2012/2013. Die Berliner Politiker wissen darum und stocken die Staatshilfen für Privathaushalte eilig auf. Die letzte EU-Ratssitzung am vergangenen Freitag brachte allerdings keinen Durchbruch. Auf wichtige Entscheidungen – vor allem zu Verteidigungsausgaben und Energie – werden wir noch warten müssen, bis die Kommission „Ende Mai“ detaillierte Vorschläge macht.

Fortschritte gab es aber beim Thema Energie. Ein gemeinsamer Gaseinkauf soll die Verhandlungs­macht stärken, und man will den Füllstand der Gasspeicher sorgfältiger kontrollieren, um die Energiesicherheit der EU zu verbessern. Über eine Sache wurde aber nicht offen gesprochen: Damit die Gasspeicher zu Beginn des nächsten Winters ausreichend gefüllt sind, muss die EU ihre Importe schnell steigern – und das geht zurzeit nur mit viel russischem Gas. Bidens Angebot, mehr Flüssig­erdgas (LNG) in die EU zu exportieren, würde nur etwa 10 Prozent der russischen Lieferungen ersetzen. Und doch gibt es für Putin eine klare Botschaft: Spätestens 2030 will die EU ganz auf russisches Gas verzichten können. Entsprechend groß ist der Anreiz für Russland, jetzt so viel wie möglich zu verdienen, solange es noch geht – also so lange, wie die EU noch keine echten Alternativen hat. Dazu müsste Russland sein Gas so teuer wie möglich verkaufen, statt die Lieferungen einzustellen. Das ist vielleicht nicht ganz das Gleiche wie Putins Forderung aus der letzten Woche, dass russisches Gas in Rubel bezahlt werden solle. Weil aber die Gasversorgung jetzt wieder im Blickpunkt steht, sind die Preise Ende letzter Woche gestiegen.

Und doch muss Russland den Krieg in der Ukraine immer teurer bezahlen, nicht nur wirtschaftlich. Auch China wird bei der Zusammenarbeit mit Putin immer zögerlicher. Berichten zufolge hat der chinesische Ölriese Sinopec ein Investitionsprojekt in Russland gestoppt. Hinzu kommen die militärischen Folgen: Russland scheint seine Kriegsziele zwar zu mäßigen und sich jetzt auf den Donbas konzentrieren zu wollen. Aber noch immer bindet der Krieg in der Ukraine so viele Truppen, dass der russische Einfluss in anderen angrenzenden Ländern darunter leiden könnte. Letzten Freitag hat Russland Aserbaidschan bereits vorgeworfen, Truppen in einen von Russland kontrollierten Teil von Bergkarabach zu entsenden. So sehr die Märkte eine Schwäche Russlands schätzen dürften, so sehr rechnen wir aber auch mit weiteren Turbulenzen.

Gilles Moëc, Group Chief Economist bei AXA Investment Managers

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