Ernährungssysteme und Regeneration der biologischen Vielfalt

Pictet Asset Management | 05.10.2021 15:36 Uhr
© Photo by www.zanda. photography on Unsplash
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Globale Ernährung: „Hier passiert etwas, aber wir wissen nicht, was es ist“

Die Herausforderung, die acht Milliarden Menschen weltweit zu ernähren und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu erhalten, setzte auf dem diesjährigen The Klosters Forum im Juni, das dem Thema ‘Ernährungssysteme und Regeneration der biologischen Vielfalt’ gewidmet war, eine lebhafte Diskussion in Gang.

„Ernährung ist eine komplizierte Sache, vor allem, wenn Nahrungsmittel so hergestellt werden, dass die Beziehungen zerstört werden, die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Ernährung der Welt sind“, so die Autorin und Pädagogin Nora Bateson. 

„Menschen essen keine Nahrungsmittel, sie essen Lebensmittel. Was aber sind Nahrungsmittel?“ Diese Frage warf Bateson in den Raum. Ihre Antwort lautete, dass es nicht nur um die Landwirtschaft gehe, sondern auch „um Kultur, um Beziehungen, um den Boden, um die Generationen, die den Boden bearbeitet haben“. Sie schlug „warme“ Daten vor, um diese verschiedenen Aspekte in Einklang zu bringen. Bei warmen Daten, so Bateson, gehe es darum, „Geschichten, Biodiversität, Ökologie von Ideen und Aufklärung zu kombinieren, um die Vernetzungen der Dinge wahrzunehmen und Informationen über sämtliche Gebiete hinweg austauschen, von der Chemie bis zur Politik“. Das bedeute zu erkennen, dass „die Beziehung zwischen Kultur und Identität bei Nahrungsmitteln sehr wichtig ist“. Warme Daten „machen Freude“, erklärte sie, „weil sie mit Erinnerungen, mit dem eigenen Leben verbunden sind“.

Ein weitere anwesende Person schlug vor, dass wir uns ernsthafter damit beschäftigen sollten, wie wir den 600 Millionen Menschen, die keinen Zugang zu sicheren Nahrungsmittelquellen haben, vielfältige, nahrhafte Nahrungsmittel anbieten können. Doch abgesehen von der traditionellen Frage der Unterernährung gibt es ihrer Meinung nach auch das immer dringlicher werdende Thema der Fettleibigkeit sowie andere Probleme im Zusammenhang mit der Ernährung, darunter Herzkrankheiten, Diabetes und Krebsformen. Die Lösung bestehe darin, dem Zugang zu vielfältigen, nahrhafteren Nahrungsmitteln Vorrang einzuräumen und der weit verbreiteten Sichtweise von „Nahrungsmittel als Medizin“ zu widerstehen – zugunsten eines Ansatzes, der auf „Nahrungsmittel als Gesundheit“ basiert.

Wir stehen vor einer komplexen Herausforderung, den landwirtschaftlichen „Fortschritt“ oder wissenschaftliche Fortschritte zu messen und gleichzeitig das Risiko von Kollateralschäden zu berücksichtigen, wenn wir die Definition des Center for Urban Education about Sustainable Agriculture eines Ernährungssystems als „die Wechselbeziehung zwischen landwirtschaftlichen Systemen, ihren wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und technologischen Unterstützungssystemen und Systemen für die Verteilung und den Verzehr von Nahrungsmitteln“ übernehmen.

Wir brauchen noch eine gemeinsame Sprache, um ökologische Biodiversität zu definieren, und können sie dann messen. 

Der Direktor einer großen Naturschutzorganisation warnte auf dem Forum davor, dass die Wissenschaft ihre Grenzen habe und häufig dem Vorwurf des Reduktionismus ausgesetzt sei. „Wir alle können die gleiche Wissenschaft nutzen und zu unterschiedlichen Lösungen kommen. Wissenschaft kann zu einem bestimmten Zeitpunkt die Wahrheit sein, aber die ganze Wahrheit zeigt sich erst mit der Zeit“, sagte er. Er räumte ein, dass er nicht sicher sei „ob wir die ganze Welt mit einem ökologischen landwirtschaftlichen Ansatz ernähren können“, und erklärte, dass sich die Wissenschaft verändern müsse. „Es ist für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ziemlich unangenehm, sich aus ihren Silos zu bewegen“, sagte er, „aber die interessantesten transformativen Ideen stammen von den Wissenschaftlern, die neue Wege gegangen sind“.

„Die Natur wurde in der Vergangenheit als unbezahlbar angesehen, deshalb haben wir sie nie bepreist. Jetzt müssen wir den Preis festlegen, wissen aber nicht wie“, so ein Forumsteilnehmer. „Wie haben sich beispielsweise Versuche zur Intensivierung der Landwirtschaft auf das Naturkapital eines Landes wie Simbabwe ausgewirkt? Wir wissen es einfach nicht, weil die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nicht richtig gemessen wird“, sagte er. Entscheidend ist auch, dass wir noch „eine gemeinsame Sprache brauchen, um ökologische Biodiversität zu definieren und sie dann zu messen“, so der Teilnehmer. Was ist zum Beispiel die wirkliche Bedeutung von „nachhaltiger Intensivierung“, die von einer internationalen Organisation beschrieben wird als „ein Ansatz, bei dem durch Innovationen die Produktivität auf bestehenden landwirtschaftlichen Flächen mit positiven ökologischen und sozialen Auswirkungen gesteigert wird“? Er erklärte, dass der Begriff „unzureichend definiert“ sei.

Ein anderer Teilnehmer sagte, dass eine Brücke zwischen Wissenschaft, mit ihrer Fixierung auf greifbare Ergebnisse, und Nachhaltigkeit in den Schriften von Rudolf Steiner, dem sogenannten „A Scientist of the Invisible“, geschlagen werde, der die Trennung zwischen wissenschaftlicher Untersuchung und Dimensionen der Realität an der Peripherie der Wissenschaft wie der emotionalen Chemie ablehnte. „Wissenschaft ist gut in Sachen Grobstofflichkeit und Energie, aber weniger gut in Feinmessungen“, sagte er.

Wir haben es versäumt, den jungen Menschen zu helfen, aus der Welt, in der sie leben, schlau zu werden. 

Die Einbeziehung des menschlichen Elements in die Diskussion über biologische Vielfalt und Nahrungsmittelproduktion könnte zu diesen „Feinmessungen“ beitragen, schlug ein Vertreter der Vereinten Nationen vor. Wir müssen der Frage der Nahrungsmittelnachhaltigkeit in Schwellenländern und anderswo einen Rahmen geben und uns fragen, „wie wir Landwirten und Landwirtinnen dabei helfen können, Geld zu verdienen und gleichzeitig die breiteren Gemeinschaften zu unterstützen“, sagte er. „Wenn man die Frage auf diese Weise stellt und Empathie und Geschäftsverständnis zugrunde legt, kann man ein besseres Ergebnis erzielen“, erklärte er. Er verwies auf Indien, wo der Druck, mehr Nahrungsmittel pro Quadratmeter Land zu produzieren, zu einem Anstieg der Selbstmordrate geführt hatte, bis man vom reinen Produktivismus Abstand nahm, um bessere Nahrungsmittel rentabler zu produzieren. 

Der UN-Vertreter hält die jungen Menschen und ihre Ziele für entscheidend im Kampf um ein nachhaltiges Ernährungssystem. „Bisher haben wir es versäumt, den jungen Menschen zu helfen, aus der Welt, in der sie leben, schlau zu werden. Das muss sich ändern. Die Verknüpfung zwischen Generationen und Disziplinen ist der Schlüssel.“ 

Ein weiterer Forumsteilnehmer beklagte die „Einzelinteressen“, die seiner Meinung nach weiterhin die verschiedenen internationalen Ernährungsgipfel beherrschen, und den mangelnden Konsens über die Nachhaltigkeit von Nahrungsmitteln. Er vertraue aber auf die jungen Menschen, bei denen er einen unterschwelligen, wenn auch schwer zu definierenden „Bewusstseinswandel“ festgestellt habe. Er zitierte Bob Dylan: „Und hier passiert etwas, aber niemand weiß, was es ist.“

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