Fakt oder Irrtum: Für nachhaltige Investments sind nicht genügend Daten verfügbar

Zwar heißt es „Information ist Macht“, doch gibt es genug davon, um zu zeigen, dass nachhaltige Investments funktionieren? Das Problem besteht nicht darin, die erforderlichen Daten zu bekommen, sondern zu wissen, wie man sie richtig einsetzt. Robeco | 29.05.2018 11:23 Uhr
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Wie alle disruptiven neuen Verfahren stellt nachhaltiges Investieren etablierte Denkweisen infrage, die Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zurückreichen. Insofern handelt es sich um ein relativ neues Konzept. Über die Verwertung thermischer Kohle sind Daten seit dem 19. Jahrhundert verfügbar, während die Analyse von Solarenergie oder Elektroautos nur über kürzere Zeiträume möglich ist. Daher sind einige Investoren naheliegenderweise skeptisch in Bezug darauf, ob ausreichende Informationen vorliegen, um kostspielige Neuinvestitionen in diesen Bereichen zu rechtfertigen.

Jedoch liegen für die Verwendung bei nachhaltigen Investments nicht nur reichlich Daten in leicht verfügbarer Weise vor, es werden auch in der Breite und der Tiefe täglich mehr. Tatsächlich liegt einer der Gründe für den Mythos in Bezug auf die Datenverfügbarkeit darin, dass einige Anleger von der Fülle der Daten überfordert sind und sie überhaupt nicht verarbeiten können. Da jeden Tag neue nachhaltige Projekte ins Leben gerufen werden, wird es für Anleger zunehmend wichtig, diese verstehen zu können.

Datenanbieter und spezialisierte Medien

Die wachsende Bedeutung nachhaltiger Geldanlagen seit den 1990er Jahren spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl von Datenanbietern und Medienhäusern wider, die diesen Bereich abdecken. Viele davon sind auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert und lassen sich allgemein drei Gruppen zuordnen. Dazu gehören: die Sammlung neuer Daten zur Verwendung in Investmentprozessen, die Aufbereitung oder Analyse bestehender Daten, auf die im Rahmen einer durchsuchbaren Datenbank zugegriffen werden kann, und die Verbreitung von Nachrichten über Nachhaltigkeit sowie die Organisation entsprechender Veranstaltungen.

Viele spezialisierte Datenanbieter verkaufen mittlerweile ESG-Informationen an Investoren zwecks Verwendung bei ihren Anlageentscheidungen. Andere bieten Dienstleistungen in Bezug auf die Stimmrechtsvertretung an und halten das Abstimmungsverhalten von Anlegern auf Hauptversammlungen fest, was in Bezug auf Engagements auf Unternehmensebene und Governance hilfreich ist. Einige Dienstleister verwenden inzwischen sogar Künstliche Intelligenz, um unstrukturierte oder zufällige Daten auszuwerten und Trends darin zu erkennen.

Es sind Firmen entstanden, die ganze Bibliotheken aus Whitepapers für Investoren, Jahresausblicken und Grundsatzartikeln aufgebaut haben, während Medienanbieter sich auf die Branche insgesamt spezialisiert haben, einschlägige Konferenzen organisieren und Informationen bereitstellen. Einige Unternehmen decken auch alle Bereiche ab, indem sie umfangreiche ESG-Datenbanken und Nachrichtenarchive für ihre Kunden aufgebaut haben.

Außerdem gibt es Anbieter von Aktienmarktindizes sowie Ratingagenturen, die sich auf nachhaltige Investments spezialisiert haben. RobecoSAM arbeitet bereits seit 1999 mit der Dow Jones Group zusammen und hat mit ihr den Dow Jones Sustainability Investing World Index geschaffen. Dieser enthält die nachhaltigsten Firmen der Welt basierend auf Informationen, die von RobecoSAM zusammengetragen wurden. Andere Indexanbieter haben inzwischen nachgezogen und die MSCI Global Sustainability und ESG-Indizes sowie die FTSE4Good Indexserie geschaffen. Was Ratings angeht, bewerten spezialisierte Unternehmen wie Morningstar Investmentfonds anhand ihres ESG-Profils.

Datenbeschaffung

Praktisch alle Vermögensverwalter und Banken verfügen mittlerweile über eigene Nachhaltigkeitsteams zur Beschaffung von Daten, die im Rahmen ihrer Investmentprozesse verwendet werden. Robeco nutzt das jährlich erstellte Corporate Sustainability Assessment (CSA) und das zweimal pro Jahr erstellte Country Sustainability Ranking (CSR) seines Schwesterunternehmens RobecoSAM.

Im Rahmen des Corporate Sustainability Assessment wird an mehr als 4.000 börsennotierte Unternehmen auf der ganzen Welt, darunter die 2.500 größten, ein Fragebogen verschickt. Dieser enthält 80-120 branchenspezifische Fragen, die sich direkt auf die Geschäftstätigkeit der Unternehmen beziehen. In der letzten Umfrage (2017) waren rund 60 Branchen repräsentiert, wobei pro Unternehmen mehr als 600 Datenpunkte erfasst wurden.

Dieses hauseigene Research stellt eine wesentliche Grundlage für die ESG-Integration bei Robeco und RobecoSAM dar. Da RobecoSAM das ESG-Profil großer börsennotierte Unternehmen seit 1999 systematisch erfasst hat, verfügt das Unternehmen nun über eine der weltweit größten Datenbanken mit finanziell relevanten Nachhaltigkeitsinformationen.

Auswertung der Daten

Die Fülle an solchen Informationen hat dazu geführt, dass Anbieter deren Qualität verbessern und es somit Anlegern ermöglichen, ihre Schlüsse daraus zu ziehen. Viele Unternehmen haben sich bereit erklärt, über ihre Fortschritte im Hinblick auf die Corporate Social Responsibility oder andere Nachhaltigkeitsinitiativen zu berichten. Jedoch fehlte es ihnen häufig an den Möglichkeiten, dies in aussagekräftiger Form zu tun. Daher wurde 1997 die Global Reporting Initiative ins Leben gerufen, um die Qualität des Nachhaltigkeitsreporting weltweit zu verbessern. Inzwischen haben sich 600 Unternehmen der Initiative angeschlossen.

Daneben berichtet das Carbon Disclosure Project – eine Non-Profit-Organisation – über Umweltauswirkungen auf Ebene von Unternehmen, Städten und Ländern. Im Jahr 2018 veröffentlichte die Organisation ihren „Global Supply Chain Report“ zu Emissionen. Viele andere Nichtregierungsorganisationen erfüllen ähnliche Funktionen wie z.B. die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures, die detaillierte Risikoinformationen bereitstellt. Dazu gehören unter anderem sich ändernde Muster beim Wetter, die erhebliche Auswirkungen auf Versicherer und an der Küste gelegene Unternehmen haben.

EU-Initiativen

Nachhaltige Investments haben eine derartige Verbreitung gefunden, dass die Europäische Union mittlerweile an einem einheitlichen Rahmen arbeitet, innerhalb dessen alle derzeitigen und künftigen Teilnehmer unter denselben Bedingungen agieren sollen. Im Januar 2018 veröffentlichte die Europäische Kommission die Empfehlungen ihrer hochrangig besetzten Expertengruppe zum Thema Sustainable Finance, nachdem diese sich ein Jahr lang mit dem Thema auseinandergesetzt hatte.

Dabei handelt es sich um strategische Empfehlungen zur Schaffung von „Leitlinien für eine umweltfreundlichere und sauberere Wirtschaft“ in der gesamten EU. Eine dieser Ideen besteht in der Schaffung eines einheitlichen Rahmens, der auf die Vereinheitlichung von Definitionen im Bereich nachhaltiger Investments und die Setzung von Standards für entsprechende Anlagen abzielt. Damit soll im Wesentlichen definiert werden, was unter nachhaltigen Investments zu verstehen ist und was nicht, da der Begriff unterschiedlich verstanden wird. Der abschließende Aktionsplan zu Sustainable Finance wird am 22. März veröffentlicht.

Dieser Aktionsplan stützt sich auf andere multinationale Initiativen zur Schaffung eines gemeinsamen Rahmens für Nachhaltigkeit, insbesondere im Hinblick auf den Kampf gegen die globale Erwärmung. Dazu gehören das Abschlusskommuniqué von Paris aus dem Jahr 2015, ein Bericht der Sustainable Finance Study Group der G 20-Staaten aus dem Jahr 2016 und die Initiative der OECD zu Klimainvestitionen aus dem Jahr 2017.

Demnach ist die Datengrundlage vorhanden – doch bestehen weiterhin Probleme bei ihrer Interpretation und den Schlussfolgerungen, die daraus zu ziehen sind. Die systematische Verarbeitung großer Datenmengen kann dabei hilfreich sein, doch tun sich viele Anleger damit noch schwer.

Masja Zandbergen, Head of ESG integration & Guido Moret, Active Ownership Specialist, Robeco

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