Nach der durch die Subprime-Krise ausgelösten Volatilität dieses Sommers befürchteten die Investoren eine Ausweitung der Hypothekenprobleme auf die Schwellenländer. Diese Sorge verflüchtigte sich allerdings, als sie erkannten, dass die Schwellenländerunternehmen in der Regel nur begrenzt in Hypotheken von minderer Bonität engagiert waren. Während die Märkte in den USA durch die Subprime-Problematik wackelten, wurden die Schwellenländer sogar als sicherer Hafen wahrgenommen – und das durchaus zu Recht, da die Währungen vieler Entwicklungsländer aufgrund des höheren Wirtschaftswachstum im Verhältnis zum US-Dollar zulegen. Viele Länder weisen außerdem hohe Leistungsbilanzüberschüsse aus. Die Situation ist also eine ganz andere als während der Finanzkrise vor zehn Jahren.
Schwellenländertitel günstig bewertet
Die Zinssenkungen durch die Zentralbanken im September wurden gut aufgenommen, da sie den Märkten zusätzliche Liquidität zuführten. Die Geldmenge korreliert stark mit den Marktgewinnen. "Längerfristig könnte es hier zu Übertreibungen kommen. Die meisten Schwellenländertitel sind immer noch günstig bewertet, wenn auch nicht unbedingt billig. Sollten die Märkte auf breiter Front weiter so stark anziehen wie in letzter Zeit, könnte sich ein Boom-and-Bust-Zyklus wie bei der Dot-Com-Blase im Jahr 2000 wiederholen. Doch bislang können wir nur auf einem einzigen Markt mit Sicherheit eine Blase erkennen – nämlich auf dem inländischen Markt für A-Aktien in China", so Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset Management, Ltd.
In den ersten neun Monaten des Jahres rentierte der MSCI China A Index 170 %. In den letzten zwölf Monaten waren es 292 %. Das ist selbst im Vergleich zu anderen asiatischen Märkten sehr viel. Die in Hongkong gelisteten H-Aktien wurden mit Abschlägen von bis zu 70 % gehandelt, bis die chinesische Regierung vor kurzem entschied, ein Engagement auf ausländischen Märkten zuzulassen. Das trieb den Hang Seng China Enterprises Index für H-Aktien im dritten Quartal um 42,6 % in die Höhe. Der Abstand verringert sich dadurch etwas, doch es gibt noch genügend Wachstumsspielraum für H-Aktien.
Chinesische Regierung hat schwerwiegende Risiken erkannt
Der aktuelle drastische Anstieg auf den chinesischen Inlandsmärkten sollte allerdings unbedingt im Zusammenhang damit gesehen werden, dass diese noch vor wenigen Jahren praktisch stagnierten. Um den lokalen Aktienmarkt zu beleben, ließ die Regierung wieder Börsengänge (IPOs) zu und beschleunigte die Ausweitung
des Qualified Foreign Institutional Investor (QFFI)-Programms, in dessen Rahmen ausgewählten ausländischen Organisationen die Investition in chinesische A-Aktien gestattet wurde. Zwar treibt die in China im Überfluss vorhandene Liquidität die Bewertungen auf dem Markt für A-Aktien höher und höher, doch da Chinas Kapitalbilanz noch nicht außer Kontrolle geraten ist, könnte das von teuren Bewertungen geprägte Umfeld länger Bestand haben, als gemeinhin zu erwarten. Die chinesische Regierung hat die mit einem überhitzten Aktienmarkt verbundenen schwerwiegenden Risiken erkannt.
"Konnten Verbesserungen bei der Corporate Governance beobachten"
Mobius: "Wir glauben, dass sie weitere Schritte unternehmen wird, um den Überschwang zu dämpfen. Abgesehen davon gehen wir nicht davon aus, dass die chinesische Regierung einen dramatischen Einbruch des Aktienmarktes erleben möchte, da dieser wirtschaftliche, soziale und politische Auswirkungen haben könnte." Gleichzeitig stehen in Kürze die IPOs verschiedener namhafter staatlich geführter Industriekonzerne auf dem lokalen chinesischen Markt für A-Aktien an, die bisher an Offshore-Märkten notieren. Diese IPOs könnten den Markt zusätzlich anheizen. Mancher Regierungsvertreter mag jedoch der Ansicht sein, dass ein erhöhtes Angebot die beste Methode ist, um dem Mangel an Anlagegelegenheiten für lokale Investoren zu begegnen. Auch sollten weitere Privatisierungen Produktivität und finanzielle Transparenz erhöhen. Die Umsetzung von Struktur-, Wirtschafts- und Finanzreformen durch die chinesische Regierung war neben der Bekämpfung der Korruption für Märkte wie Anleger von Vorteil. "Überdies konnten wir Verbesserungen bei der Corporate Governance beobachten. Viele Unternehmen bemühen sich um die Einhaltung internationaler Finanzstandards", so Mobius abschließend.
Nachfolgende Highlights der aktuellen Ausgabe "Perspektiven" für den Oktober 2007 finden Sie als PDF - zum Download im Info-Center:
- "Aktienanlagen – Tech-Sektor positiv trotzt Marktvolatilität" von J.P. Scandalios, Portfoliomanager des Franklin Technology Fund.
- “Value-Investment – Large-Caps mit Potenzial” von Gary P. Motyl, CFA Chief Investment Officer, Templeton Global Equity Group sowie von Cindy L. Sweeting, CFA Executive Vice President, Templeton Investment Counsel, LLC.
- „Natürliche Resourcen – Rekordhohe Ölpreise womöglich nicht von Dauer“ von Frederick G. Fromm, CFA Portfoliomanager Franklin Natural Resources Fund.