Interview: Anleihentrends im Fokus

Chris Molumphy, CFA Chief Investment Officer der Franklin Templeton Fixed Income Group, im Interview über den aktuellen Boom bei Fusionen und Übernahmen, Unternehmensanleihen in China, die Bond Märkte außerhalb des USD sowie Engagements in Euopa. Markets | 04.06.2007 11:04 Uhr
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Was halten Sie als Bond Investor von dem aktuellen Boom bei Fusionen & Übernahmen, der durch günstige Kredite und Fremdkapital angefacht wird?

Chris Molumphy: Das ist sicherlich ein Thema für uns, insbesondere bei den Anleihen mit erstklassiger Bonität. Die gute Nachricht ist, dass die Fundamentaldaten der meisten Emittenten von Unternehmensanleihen nach wie vor sehr gut sind. Grundsätzlich sind wir deshalb positiv eingestellt. Die schlechte Nachricht ist, dass die Risiken der mit hohem Fremdkapitalanteil finanzierten Firmenaufkäufe uns wohl noch eine Zeitlang begleiten werden. Das erhöht unsere Verantwortlichkeit, die individuellen Unternehmensanalysen sehr sorgfältig durchzuführen, um Unternehmen zu vermeiden die möglicherweise aufgekauft werden könnten. Es gibt immer noch – wenn auch in abnehmender Zahl – Branchen, wo diese Risiken geringer sind, z. B. in einigen Bereichen des Finanzsektors und bei den Versorgern, die nach wie vor starker Regulierung unterliegen. Auf der anderen Seite vermeiden wir Industriewerte und Handel, denn hier sind die Risiken von Firmenübernahmen mit Fremdkapital unserer Meinung nach höher.

Wie lange kann der Boom bei den fremdfinanzierten Abschlüssen Ihrer Meinung nach noch anhalten? Könnte er für weitere fünf Jahre anhalten?

Chris Molumphy: Ich bin mir nicht sicher. Obwohl wir nicht notwendigerweise das Ende des Booms sehen, so sind wir doch schon mittlerweile im sechsten Jahr des gegenwärtigen Kreditzyklus. Wir betrachten Unternehmen auf individueller Basis, sind allerdings zur Zeit bei Firmen mit einem erstklassigen Rating untergewichtet. Wir vermeiden Kapitalstrukturrisiken und haben deshalb allgemein eine weniger umfangreiche, defensivere Präsenz in diesem Sektor.

Glauben Sie, das gegenwärtige Interesse an Bankkrediten wird anhalten?

Chris Molumphy: Der Markt für Bankdarlehen hat sich gewaltig entwickelt. Banken tendierten in Ihren Bilanzen starkes Engagement in diesen Darlehen zu zeigen. Bankdarlehen stehen jedoch häufig in Verbindung mit Unternehmen, die kein erstklassiges Rating aufweisen. Deshalb hat sich im letzten Jahrzehnt ein institutioneller Markt entwickelt, in dem diese Darlehen frei gehandelt werden. Wir denken, dass Bankdarlehen einen defensiveren Weg darstellen, um in Papiere ohne Investmentrating zu investieren. Die Zinsraten sind flexibel und somit die Zinsrisiken gering. Außerdem sind sie in der Kapitalstruktur hoch angesiedelt und vorrangig besichert – deshalb halten wir Bankkredite nach risikoadjustierter Betrachtung für sehr attraktiv.

Welche Bereiche des nicht in US- Dollar denominierten Bond Markets interessiert Sie?

Chris Molumphy: Angesichts der Unausgeglichenheit in den globalen Märkten favorisieren Anleihen, die nicht in Dollar denominiert sind. Vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Handelsbilanzdefizits von ca. 6 % des BIP besteht langfristig die Möglichkeit einer Währungsabwertung des Dollars gegenüber den Währungen von Ländern, mit denen das Ungleichgewicht besonders hervorsteht. Das Potenzial dieser Ungleichgewichte erklärt, warum Asien (ohne Japan) wahrscheinlich am oberen Ende der von uns bevorzugten Investmentstandorte liegt. Japan betrachten wir ein wenig positiver, doch sind die Zinsen immer noch niedrig und das Wirtschaftswachstum auf seinem Höhepunkt. Wir glauben, dass sich Japan graduell verbessert und halten den Yen fundamental für unterbewertet. Was ist aber dann der Katalysator? Wir sind uns nicht sicher. Wir mögen die japanische Wirtschaft auf lange Sicht, erwarten aber kurzfristig nur wenig Bewegung.

Wie sieht es mit Ihren Investments in China aus? Hat der Markt für Unternehmensanleihen dort Potenzial?

Chris Molumphy: Wir haben dort ein Joint Venture. Im Augenblick kann kein US-amerikanisches Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung halten, wir bereiten aber das Fundament vor. Der Unternehmensmarkt steckt immer noch zu großen Teilen in seinen Kinderschuhen, doch ist der Yuan das perfekte Beispiel für eine unterbewertete Währung. Die Zinsraten und das Wachstumsgefälle machen China ebenfalls zu einem Markt, den es zu erkunden lohnt.

Welche Gelegenheiten sehen Sie in Europa?

Chris Molumphy: Wir finden Werte in erster Linie außerhalb der Eurozone. Uns gefallen Länder wie Polen, Dänemark und Schweden. Auch hier bieten die Zinsen und die Wachstumsgefälle langfristig gute Investmentgelegenheiten. Die Eurozone und Großbritannien hatten bereits gute Wertentwicklungen, doch investieren wir weiter in beide Länder. Sie gefallen uns, denn das Wirtschaftswachstum insgesamt scheint stabil zu sein. Wenn überhaupt, dann werden die Wachstumsprognosen (zumindest in der Eurozone) nach oben korrigiert. Die Zentralbanken in Großbritannien und der Eurozone setzen die Verschärfung ihrer Basisraten fort. Im Gegensatz dazu hat sich das US-Wachstum verlangsamt und der Markt geht immer noch davon aus, dass die Fed die Zinsen lockern wird. Die Marktgefälle deuten daraufhin, dass eine Aufwertung des Dollars nicht sehr wahrscheinlich ist.


Weitere Themen im Beitrag:

  • Value Investments von Murdo Murchison
  • Emerging Markets - Corporate Governance von Mark Mobius
  • Deep Value Investments von Mike Embler


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