Global gesehen spricht im Jahr 2007 die gut geölte Weltwirtschaft eher für eine weiterhin angespannte Zinslandschaft. Dementsprechend ist per saldo eher mit sinkenden als mit steigenden Obligationenkursen zu rechnen. So prognostiziert Michael Hasenstab, Chef des Fixed-Income-Teams des global verankerten Vermögensverwalters Franklin Templeton, im nächsten Jahr ein ausserordentlich starkes globales Wirtschaftswachstum in der Grössenordnung von 5 Prozent.
Doch zum Glück ist die Weltwirtschaft kein einheitliches, sondern ein höchst dynamisches und vielschichtiges Gebilde mit grossen regionalen Unterschieden und entsprechenden Opportunitäten. Wer die lokalen Eigenheiten genau kennt und werten kann, hat gute Chancen, auch im kommenden schwierigen Obligationenjahr positive Renditen zu erzielen. Ausserdem werden im Fixed-Income-Bereich die Erträge nicht nur mit Zinscoupons und Kursgewinnen erzielt, sondern auch mit geschickten Positionierungen in den Währungen, Durations und Spreads. Um diese Chancen zu nutzen und eine breite Diversifizierung zu erzielen, ist eine möglichst global ausgerichtete, flexible und sehr aktive, Benchmark unabhängige Anlagestrategie anzustreben.
Hasenstab setzt denn auch zurzeit weniger auf zinsabhängige Erträge, sondern in erster Linie auf Devisenchancen. „Zwei Drittel meines Risikobudgets werden zurzeit von Währungspositionen beansprucht“, verriet der Bondmanager heute an einem Vortrag in Zürich. „Das restliche Risikobudget verteilt sich auf die gezielte Wahl der Durations sowie der Anleihen selbst“, fuhr er fort. Die Duration bezeichnet die gewichtete durchschnittliche Restlaufzeit einer Anleihe bis zu ihrem Verfall und bezieht die zu erwarteten Zinszahlungen ein. Je länger die Duration ist, umso heftiger reagiert die Anleihe auf Zinsschwankungen. Bei steigenden Zinsen sind kurze Durations von Vorteil.
Momentan setzt Hasenstab vor allem auf die Währungen derjenigen Länder, die das massive Leistungsbilanzdefizit der USA finanzieren wie Japan und Südkorea, auf dynamische Staaten ausserhalb der Eurozone wie Schweden und Polen sowie auf amerikanische Staaten wie Kanada und Brasilien. US-Dollar, Euro sowie Schweizer Franken werden derzeit gemieden. „Die Schweizer Währung dient aber bei internationalen Krisen nach wie vor als Fluchtwährung“, stellt Hasenstab klar. Länder- und Währungsallokationen müssen übrigens nicht unbedingt übereinstimmen. So ist Hasenstab momentan nicht überzeugt von japanischen Obligationen. Er hält Yen, indem er neuseeländische Bonds kauft und den Kiwi-Dollar gegen Yen hedged.