Tatsächlich zeigt aber der zweite Blick, dass sich die Lage am Markt für Unternehmens- und Emerging Markets-Anleihen, auch nach Schreckensmeldungen aus dem Automobilsektor, wieder beruhigt hat. Eine Flucht in die „sicheren Häfen“ zeichnet sich nicht ab. Weniger eine vermeintliche Risikoabneigung als vielmehr die „Zyklik“ – die Sensitivität gegenüber der Konjunkturentwicklung scheint den Tenor vorzugeben. Das zeigt nicht nur die unterschiedliche Performance der konjunktursensitiven und der nicht-sensitiven Branchen, das erhält auch Nahrung von den Konjunkturindikatoren selbst.
In Japan schwächte sich die Industrieproduktion ab und der TANKAN-Bericht der japanischen Zentralbank weist ebenfalls auf eine Verlangsamung hin. Aus dem Euroland vermeldeten die Klimaindikatoren für den Konsum Rückgänge, in den USA fielen die Auftragseingänge für die langlebigen Industriegüter und das Bruttoinlandsprodukt wuchs weniger stark als erwartet. Die Konjunktur schaltet in eine langsamere Gangart – aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
So zeigt sich der US-Arbeitsmarkt immer noch als robust, was den Konsum stützt, und der Bestand unerledigter Aufträge ist weiter gestiegen. Nicht zu vergessen China. Dessen Bruttoinlandsprodukt entwickelte sich zuletzt deutlich kräftiger als erwartet. Und die Unternehmensgewinne? Die Berichtssaison für das erste Quartal zeigt zwar im Durchschnitt aller Unternehmen durchaus steigende Gewinne, viele Firmen warteten sogar mit positiven Überraschungen auf, aber gerade eine Reihe „großer Namen“ verfehlte das von den Analysten prognostizierte Ziel. Letztere bestimmten dabei das Bild an den Kapitalmärkten.
Der Ölpreis als Joker
In der Summe erscheint die Erwartung im Schnitt einstelliger Zuwachsraten bei den Unternehmensgewinnen als nicht übertrieben, was bei den aktuellen Bewertungen eine weiterhin vernünftige Ausgangsgrundlage für den Aktienmarkt liefert.
In einem allerdings sentimentgetriebenen Bild, in dem sich niemand so richtig traut auf den fahrenden Zug aufzuspringen, und einer technisch heiklen Lage sollte die Übergewichtung der Aktien zwar beibehalten werden, aber etwas geringer ausfallen als in den zurückliegenden Monaten. Ein Joker könnte der Ölpreis in den kommenden Wochen sein. Er nimmt schon viel an möglichen Angebotsengpässen vorweg und hielt sich in Anbetracht getrübter Konjunkturerwartungen erstaunlich stabil. Die Aussichten für steigende Gewinne und steigende Kurse sind gut.
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