J.P. Morgan Stratege: Diese zwei Assets sind für Ihr langfristiges Portfolio ausreichend

In einer Zeit, in der die Finanzwelt immer komplexer zu werden scheint, plädiert Jan Loeys, Managing Director & Long-term Investment Strategist bei J.P. Morgan, für eine Rückkehr zur Einfachheit. Markets | 03.10.2023 11:42 Uhr

J.P. Morgan, eine der weltweit führenden Finanzinstitutionen, beschäftigt 240.000 Mitarbeiter. Einer von ihnen, Jan Loeys, Managing Director & Long-term Investment Strategist, hebt in einer aktuellen Research-Publikation und einem kürzlichen Interview mit der Financial Times die Bedeutung der Einfachheit von Investmentstrategien hervor.

„Unsere Branche scheint Komplexität zu lieben“

In den letzten Jahrzehnten hat die Finanzwelt eine rasante Entwicklung erlebt. Neue Finanzprodukte und -instrumente haben den Markt überschwemmt, und Anleger stehen vor der Herausforderung, den Überblick zu behalten. Loeys' Ansatz der Einfachheit könnte als Reaktion auf diese überwältigende Komplexität gesehen werden. Er argumentiert, dass inmitten all dieser Optionen die Grundprinzipien der Investition nicht vergessen werden sollten. Seine Ansichten könnten durchaus als subtile Kritik an der Verkomplizierung der Finanzwelt interpretiert werden: "Unsere Branche scheint Komplexität zu lieben und Einfachheit zu verabscheuen. Je komplexer die Finanzwelt erscheint, desto mehr fühlen sich Manager, Analysten, Händler, Berater, Regulierungsbehörden und Risikomanager wertgeschätzt und erwarten entsprechend entlohnt zu werden", so Loeys gegenüber der Financial Times.

Keep it simple: Zwei Assets für ein langfristiges Portfolio

Laut Loeys benötigt man im Grunde nicht mehr als zwei Assets für ein langfristiges Portfolio: einen globalen Aktienfonds und einen breit diversifizierten Anleihenfonds in der eigenen/lokalen Währung. Diese Kombination bietet nach Ansicht von Loeys Diversifikation, Klarheit, Liquidität und minimale Kosten, insbesondere wenn man passive Fonds wie ETFs nutzt.

Ein weiterer Aspekt, den Jan Loeys betont, ist das Risikomanagement. Ein einfaches Portfolio ermöglicht es Anlegern, ihre Risiken besser zu verstehen und zu steuern. Während komplexe Portfolios oft verborgene Risiken bergen, bietet ein Portfolio aus nur zwei Assets Transparenz und Vorhersehbarkeit, was letztlich zu besser informierten Entscheidungen führt.

Die Psychologie hinter der Einfachheit

Es gibt auch eine psychologische Dimension hinter Loeys' Empfehlung. Ein übersichtlicheres Portfolio kann Anlegern helfen, emotional stabil zu bleiben, insbesondere in volatilen Marktphasen. Die ständige Analyse und Neubewertung einer Vielzahl von Assets kann zu Entscheidungsparalyse und emotionalen Reaktionen führen, die oft nicht im besten Interesse des Anlegers sind.

„Überlegene‘ Assets sind ein Mythos“

Viele in der Branche suchen auch im Jahr 2023 ständig nach dem nächsten "überlegenen" Asset. Eine Suche, die laut Loeys wenig zielführend ist. „Das haben wir früher tatsächlich auch selbst gedacht. Die empirische Finanzliteratur hat zahlreiche Assets mit hohem Sharpe-Verhältnis gefunden, die ein hohes Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen und somit über der Standard-Risiko-Rendite-Linie von Anleihen in lokaler Währung und globalen Aktien liegen.“

Loeys jedoch argumentiert, dass viele dieser vermeintlich überlegenen Assets in den letzten Jahren keine Überperformance mehr gezeigt haben. Er glaubt, dass dies auf die Globalisierung der Informationen und den allgemeinen Zugang zur Finanzliteratur zurückzuführen ist.

Simplizität als Schlüssel

Die Tendenz der Finanzbranche zur Komplexität steht im Widerspruch zu Loeys' Überzeugung von der Einfachheit. Er betont die Vorteile unkomplizierter Produkte und Investitionsregeln. Regeln wie "Buy and Hold" sind nicht nur leichter zu befolgen, sondern können auch zu langfristigem Erfolg führen.

Loeys' Ansichten bieten eine erfrischende Perspektive in einer oft überkomplizierten Branche. Er ermutigt Anleger, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht von der ständigen Suche nach dem nächsten großen Ding ablenken zu lassen.

Einfachheit vs. Diversifikation: Ein Balanceakt

Jan Loeys Befürwortung einer vereinfachten Investitionsstrategie, die sich hauptsächlich auf globale Aktien und Anleihen konzentriert, bringt zweifellos Vorteile wie Transparenz und Kosteneffizienz mit sich. Doch gerade das vergangene Kalenderjahr 2022 hat eindrucksvoll gezeigt, dass Aktien und Anleihen zur gleichen Zeit (stark) negative Renditen erzielen können, was die Bedeutung von Diversifikation in unkorreliertere Anlagen hervorhebt. In solch volatilen Zeiten können alternative Anlageklassen oder spezifische Brancheninvestitionen als Puffer dienen, um das Portfolio zu stabilisieren. Anleger mit der von Loeys postulierten, stark vereinfachten Asset Allocation müssen bereit sein, Volatilität auszuhalten, und viel hängt dabei vom individuellen Anlagehorizont ab. Während kurzfristige Schwankungen für langfristige Investoren weniger besorgniserregend sein können, könnten sie für diejenigen mit einem kürzeren Anlagehorizont problematisch sein (oder zumindest für die ein oder andere schlaflose Nacht sorgen). Daher ist es entscheidend, das richtige Gleichgewicht zwischen Einfachheit und Vielfalt zu finden und dabei den eigenen Anlagehorizont und die Risikotoleranz stets im Blick zu behalten. 

In der komplexen Landschaft der globalen Finanzmärkte ist Diversifikation oft der Schlüssel, um sowohl von aufstrebenden als auch von etablierten Märkten zu profitieren. Während Simplizität ihre Vorteile hat, sollte sie nicht zwingend auf Kosten der Vielfalt gehen, die oft das Rückgrat eines robusten Portfolios bildet. Ein diversifiziertes Portfolio kann auch dazu beitragen, das Risiko von Sektorabschwüngen zu minimieren und von Branchentrends zu profitieren.

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