Gröschls Mittwochskommentar: 35/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 30.08.2023 12:02 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Schon spannend, wenn gegen Ende des Monats die Bullen immer mal wieder aus Ihren Boxen gelassen werden und den Markt auf der Basis mehr oder weniger stichhaltiger Argumente nach oben zu ziehen versuchen. Schlechter als erwartete Nachrichten vom US Arbeitsmarkt und dem Konsumentenvertrauen mussten diesmal her halten, um einen möglichen, früheren Kurswechsel der FED wahrscheinlicher ausschauen zu lassen. Da kriegst ja fast schon beim Schreiben das Professional Bullshiting Certificate 2023. :-) Tatsächlich stimmt die Grundannahme natürlich, dass wenn sich der Arbeitsmarkt abkühlt und der Konsum zurück geht auch die Inflation weiter sinken wird, was aber weniger wahrscheinlich ausschaut, ist, dass wir auf lange Sicht wieder zur ultra-lockeren Geldpolitik der letzten 15 Jahre zurückkehren werden. Ob die Rinder also kurzfristig richtig stehen, sehen wir, wenn das Licht (in den ersten September-Handelstagen) angeht. Wie immer gilt: Drollinge wissen mehr! :-)

Sonst dreht sich´s wieder vermehrt um den unsäglichen Ukraine Krieg, den zu kommentieren es sicher Berufenere gibt. Dass auch in Afrika die Freunde des gepflegten Volksentscheides über die zu bestimmende politische Führung weniger werden, ist so wenig überraschend wie unerfreulich. Geographisch ist es dann auch nicht mehr weit nach Südafrika und zu den BRICs (Bloody Ridiculous Investment Concept, wie Nigel es dereinst nannte ;-)) und deren Ambitionen sich zu verbreitern. Was – zumindest für mich – komisch anmutet ist, dass dieser Zusammenschluss eigentlich keine Gemeinschaft der Schurkenstaaten war, als sie die Goldmänner erfunden haben. Irgendwie scheint es aber da jetzt durchaus Ambitionen zu geben eine solche zu werden. Wird also interessant sein zu sehen, ob sich z.B. Indien und Brasilien wirklich dazu hinreißen lassen sich dem Westen offen entgegenzustellen, worauf es ja eigentlich hinauslaufen muss, wenn China und Russland unter anderem den Iran da reinholen wollen.

Recht offen wird dort u.a. auch die De-Dollarization diskutiert bzw. angestrebt. Nun da muss einmal mehr der alte J.Connally herhalten (The Dollar is our Currency but your Problem). Wir glauben den Chinesen, Russen, Saudis, Indern etc. schon, dass sie gern in ihrer eigenen Währung fakturieren würden und natürlich hätte das für das Land mit der Welthandelswährung to be gewisse Vorteile. Nur welche von den Ugly Sisters sollte das sein? Der Rubel? ;-) Auch die Konstruktion einer Gemeinschaftswährung nach europäischem Vorbild dürfte nicht ganz einfach werden, weil der Haufen außer, dass es einen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt, ein durchaus inhomogener ist, es also schwer werden dürfte hier nachhaltig eine gewisse Wertstabilität zu erreichen. Man könnte den BRC (siehe dazu Nigel im letzten Absatz ;-)) natürlich an den USD anlehnen, aber das wäre dann wahrscheinlich nur der halbe Spaß. ;-)

Was, glaub ich, gemeinhin auch unterschätzt wird, ist, dass wir, bei allen Vorstößen der Antikapitalisten aus den linken und rechten Ecken, Markt ganz gut können. Natürlich müssen wir uns hier neidlos eingestehen, dass wenn ich hier wir schreibe, im Wesentlichen die USA gemeint sind, es aber auch in Europa noch ein paar kleine gallische Dörfer (London, Zug, Frankfurt und wie sie alle heißen.. ;-)) gibt, die durchaus verstehen, wie der Hase läuft. Das im Gegensatz z.B. zur chinesischen Führung, die regelmäßig überrascht zu sein scheint, dass ihre Maßnahmen und, was vielleicht noch wichtiger ist, ihre Kommunikation nicht so angenommen wird, wie sie´s gerne hätte. Und, um in China zu bleiben, möglicherweise vielen nicht klar ist, wie tief die Tentakel der Mitspieler ins eigene Nervensystem hineinreichen. Die Goldmänner (schon wieder ;-)) sind da zum Beispiel immer ganz weit vorn. :-) (vgl. dazu auch die FT von heut)

Abschließend darf ich also festhalten, dass wir in den nächsten Jahren viele Grauslichkeiten sehen könnten – und das mein ich durchaus auch regional, wenn ich mir die Zusammenfassungen der Sommergespräche so durchlese (live schaff ich´s nicht ;-)) – und sich viele Dinge fundamental ändern könnten, aber der US Dollar und die Keith Richards sind here to stay! :-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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