Gröschls Mittwochskommentar: 33/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 16.08.2023 11:41 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Warm ist es. Aber wie´s ausschaut liegt das eh im langfristigen Trend, an den wir uns gewöhnen werden müssen, also sei´s drum. Die Märkte haben sich inzwischen scheinbar ein leichtes Sommergripperl eingefangen, wobei wir das Jahreszeit bedingt noch nicht allzu ernst nehmen wollen. Worauf allerdings zu achten sein wird/ist, dass die Algorithmen nicht auf Urlaub gehen, auch wenn´s draußen 30+ Grade hat und eigentlich überall in der (nord)westlichen Welt Mitte August für eine Zeit lang die Gehsteige hochgeklappt werden. Wir können also davon ausgehen, so wir uns nicht bald stabilisieren, sich die Bewegung eher verstärken wird, insbesondere wenn wir keinen klar positiven Newsflow sehen.

Hinzukommt aktuell, dass wir ob der Obsession mancher Markteilnehmer mit den sogenannten Long-Duration-Assets, also im Wesentlichen Aktien mit Fantasiebewertungen, die ihre Preise nur mit den möglichen Gewinnen der nächsten Jahrzehnte rechtfertigen können, in einer Good News sind Bad News und umgekehrt Phase sind. Klingt kompliziert, ist aber so. *lol* Es werden also vor allem in den USA positive Konjunkturdaten von den Marktteilnehmern negativ aufgenommen, weil wenn die Ökonomie weiter gut läuft, das bedeuten könnte, dass die Zentralbank die Zinsen weiter anhebt oder zumindest länger nicht senkt. Das wiederum ist für die Unternehmen die auf Sand (vgl. Leverage im Jargon ;-)) gebaut sind, wenig erfreulich, wird/bleibt doch die (Re)Finanzierung teurer und es trennt sich insofern die Spreu vom Weizen, dass die Hütten die kein Geld verdienen oder wo der Planungshorizont vielleicht doch nicht 50+ Jahre ist, sich einer Neubewertung unterziehen werden müssen. Non-profitable Tech Washout. :-)

Bitte die politisch unkorrekte pars pro toto Heranziehung des möglicherweise zum Teil nicht ganz fair bewerteten Tech-Sektors zu entschuldigen. Es gibt sicherlich auch in allen anderen Sektoren Scha..buden, aber die bekommen halt aktuell nicht ganz so viel Aufmerksamkeit bzw. ist ja für Unternehmungen, die Dinge produzieren oder Leistungen erbringen, die nicht erst Nachfrage für ihr Produkt schaffen müssen (JB Say und so..), es vielleicht doch nicht ganz schlecht, wenn die ökonomische Maschinerie läuft. Zinsen hin oder her. Dass wir erst lernen müssen (bzw. die Generation 45+ sich wieder erinnern muss ;-)), dass Kapitalallokation eigentlich effizient sein sollte, ie die Kohle dort hinfließen sollte, wo sie den größten gesamtwirtschaftlichen Mehrwert bringt und nicht dorthin, wo sich die Preise eines schwer bis nicht bewertbaren Asset am schnellsten vermehren, ist dabei selbstredend. Der Weg wird wohl ein steiniger mit der ein oder anderen falschen Abzweigung werden, aber fünfzehn Jahre Lug und Trug kann man halt nicht im Handstreich vergessen machen… :-)

Was tut sich sonst noch so auf der Welt? China scheint zum Beispiel einer der oben besprochenen falschen Abzweigungen genommen zu haben, hat dann aber frei nach dem Motto klotzen, nicht kleckern sich gleich eine viel-spurige Autobahn gebaut und ist die mit Full-Speed bergab gerast. Dürfte interessant werden das Bremsmanöver zu beobachten. :-) Auffahrunfälle und Wendekreisprobleme scheinen hier vorprogrammiert.

Europa weiß nach wie vor nicht als was wir uns gerne definieren würden, erfreulicherweise hinterfragt das aber momentan keiner, weil man dem Russen ante portas einen Abnutzungskrieg liefert und mithin wieder einen Grund gefunden hat, warum Geld keine Rolle spielt, ist es doch for a good cause. Bleibt nur zur hoffen, dass der Zweck hier tatsächlich die Mittel heiligt und wir am Ende zumindest für Demokratie und Freiheit ein Zeichen gesetzt haben werden. Mehr als das kann leider kaum mehr rauskommen.

Den USA scheint es derweil nicht ganz schlecht zu gehen, sie repatriieren Wirtschaftsleistung, exportieren Waffen und Intelligence, der US-Bürger tut was er am besten kann, er konsumiert und die Zentralbank steuert den Kahn recht unbeeindruckt durch die durchaus unruhige See. Man sollte eigentlich meinen, dass das dem POTUS durchaus Pluspunkte bringen sollte, aber irgendwie tut er sich scheinbar ein bisserl schwer daraus politisches Kapital zu schlagen. Dass erst am Schluss ab´grechnet wird, ist selbstredend, aber g´maaht ist die Wiese für die Demokraten im Hinblick auf die nächste Wahl noch nicht und so lang der DJ Trump noch frei rumläuft ist die Demokratie auch dort nicht aus dem Schneider….

Heiß ist er also schon der Sommer, schau mer mal, ob er gegen Ende noch heißer wird… :-)

So long!

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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