Gröschls Mittwochskommentar: 34/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 24.08.2022 11:14 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Summer is coming to an end! – Das scheint zumindest der Markt beschlossen zu haben und das österreichische Wetter folgt dem auch gleich. :-) Allerdings ist es eventuell noch zu früh die Flinte ins, allenthalben leider eher vertrocknete Korn, zu werfen. Zumindest beim Wetter scheint uns dieser Tage noch ein Rebound bevorzustehen. Ob da wiederum die Finanzmärkte folgen werden, wird sich erst noch herausstellen, sind die kurzfristigen Prognosemodelle hier deutlich weniger zuverlässig als beim Wetter. Alles blickt, um ein bisserl mehr Klarheit zu bekommen, aktuell zum alljährliche stattfindenden Economic Symposium nach Jackson Hole, Whyoming. Allerdings ist eines aus der Jackson Lake Loge noch nie gekommen: Wirklich Neues. Dazu gibt´s die FED Presskonferenzen, die Minutes und mit Abstrichen Humphrey-Hawkins alle halben Jahre. Tatsächlich könnten no-news oder das Bekräftigen der bereits kommunizierten Strategie durchaus auch good news sein. Schau mer mal. :-) 

Die laufende Korrektur – oder ist es doch das Ende der Bear Market Rally ;-) – die ihren Anfang rund um den Optionsverfall am letzten Freitag genommen hat, kommt – lassen wir jetzt die ganzen technischen Faktoren beiseite – eventuell etwas zu früh um wirklich nachhaltig zu sein, da viele Marktteilnehmer noch auf Urlaub sind. Sollten wir uns hier stabilisieren, wär´s möglich, dass die glücklich vom Urlaub zurückkommende Zocker-Community einen massiven FOMO Anfall bekommt und nochmal ordentlich andrückt. Oder auch nicht, wenn sie – speziell im UK – draufkommen, dass der Schuleinkauf heuer um ein Fünftel teurer ist als im letzten Jahr, wird man also wohl etwas differenzierter heran gehen müssen an die ganze Sache als in den letzten zehn Jahren. Relativ spricht jedenfalls viel für die USA, nicht nur weil sie keinen Krieg auf ihrem Kontinet haben, die Wirtschaft generell besser läuft und die Währung aufgrund einer beherzten Zentralbank von einem Hoch zum nächsten hüpft und mithin zumindest die importierte Inflation konterkariert. 

Wo man, wenn man von einem einigermaßen positiven Szenario ausgeht, in den USA vielleicht nicht unbedingt sein muss, ist im hinteren Teil (so ab 3+Jahre) der Zinskurve, weil dann ist die Inversion, die dort grad stattfindet, nicht gerechtfertigt und die zehn Jährigen ff gehören unter Umständen noch ca 200 Basispunkte weiter rauf, damit das wieder ordentlich ausschaut. Jedenfalls findet man im zwei-, dreijährigen Bereich wieder super schöne Dinge. Endlich gibt´s wieder Anleihen unter Par (ie 100) zu kaufen, die, stimmen die aktuell eingepreisten Ausfallsraten auch nur am Rande, mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zu 100% getilgt werden. Ist das ein Trost bei Inflationsraten von acht Prozent und mehr? Natürlich nur bedingt, aber besser 3,5% fix als gar nix. :-)

Eng mit der Entwicklung der langfristigen Zinsen dürfte – zumindest in den Extrema – auch die Entwicklung der Wachstumswerte verbunden sein, da je länger der Diskontierungszeitraum zukünftiger Cashflows ist, sich marginale Veränderungen des Abzinsungsfaktors stärker auswirken. Warum nur in den Extrema? Wenn die Zinssteigerungen mit den erwarteten Wachstumssteigerungen korrespondieren (Basisszenario?!), passiert nicht viel. Blöd wird’s, wenn die Zinsen (zu) stark steigen, damit die Wachstumserwartungen abstechen und die Barwerte runterdrücken. Einen enormen Vorteil haben hier die Unternehmen, von denen eh niemand annimmt, dass sie irgendwann Gewinne erzielen werden, weil wo nix ist kann man auch nichts diskontieren. ;-) Wie immer ist alles mithin furchtbar kompliziert, aber wenigstens können wir unsere Excel Spreadsheets wieder mit Zahlen befüllen, die zumindest mathematisch Sinn machen. 

Leider hat sich nach sechs Monaten Krieg in der Ukraine für viele auch das dortige Geschehen auf Beobachtung der Statistiken von Toten, Geflüchteten, zerstörten Geräts und Hektar vernichteten Ackerlandes reduziert. Ähnliches gilt für die Beurteilung der Sanktionen und deren Auswirkungen. Haben wir (die westliche Wertegemeinschaft) Putins Russland damit in die Knie gezwungen? Sicher nicht. Werden wir das zukünftig? – Sicher auch nicht. Was wir aber haben, ist ein Zeichen gesetzt, dass auch der saturierte, hedonistische Westen, der seit Jahren nur mehr darüber nachdenkt, wie er seinen Kindern etc, ein arbeitsfreies Leben ermöglichen kann, bereit ist, zusammenzustehen und auch ein bisserl Schmerz zu ertragen, wenn es an´s Eingemachte geht.

Einmal mehr sei an dieser Stelle geschrieben, dass dieser Krieg so bald als möglich beendet werden muss und nur am Verhandlungstisch – ohne dass dabei die künftigen Leistungsträger der Ukraine und Russlands sterben müssen – Lösungen für die Geographie gefunden werden können. Eines ist nämlich sicher, Russland und die Ukraine werden auch nach dem Ende des Krieges an Europa angrenzen. Die tatsächliche Grenzziehung wird dabei, so man sich nicht auf eine längerfristige, friedliche Co-Existenz einigen kann, nur eine historische Marginalie bleiben. 

Alles Liebe!

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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