Heute, ein klassischer Hochsommer Mittwoch, heiß, wenig echt neuer Newsflow und gefühlte 90 % des Marktes auf Urlaub. Wobei ich unlängst gelernt habe, dass es da zumindest In Europa ein gewisses Nord-Süd Gefälle zugeben scheint. Klappen die Finnen zum Beispiel schon ab Mitte Juni ihre Laptops zu, zieht es die Italiener erst um Ferragosto so richtig an den Strand und wir Österreicher, in der Mitte wie wir liegen, versuchen uns möglichst gleichmäßig von Mai bis Oktober dem Bureau zu entziehen. ;-)
Dementsprechend ist es auf den Märkten, sieht man von ein paar Hick-Ups, wie gestern beim Gas, ab, verhältnismäßig ruhig. Wobei rund herum durchaus wilde Dinge geschehen, nur ist wenig ganz Neues dabei. Wir wissen, dass die Fed, die Inflation und das Wirtschaftswachstum in den USA drei Sterne sind, die sich alignen können bzw hoffentlich auch werden, aber das dauert. So oder so. Die Energiepreisproblematik rund um den Ukraine Krieg ist auch bekannt, wobei sich hier Hoffnung und Verzweiflung – wie auf allen Märkten – abwechseln. Tatsächlich ist wohl nicht davon auszugehen, dass Putin klein beigeben wird. Tatsächlich dürfte es eine hohe Korrelation zwischen russischem Kriegs(miss)erfolg und Winter-Wohnungstemperaturen in der EU geben. Wie steil die Veränderungsrate der selben sein wird, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie es mit Unfällen und Sabotageakten in russischen Munitionsdepots etc. weitergeht. Ganz blöd wäre in diesem Zusammenhang wahrscheinlich, wenn da nicht-ukrainische Spezialeinheiten beteiligt wären und erwischt würden. Wobei vielleicht ist das den Russen bzw. der lokalen russischen Führung wiederum zu peinlich, um es nach Moskau zu reporten, es bleibt der Deckel drauf & gar nichts passiert. Who knows…
Geo-Strategisch aktuell deutlich aufregender, sind die Taiwanbesuche diverser US Kongressmitglieder, auf die es sich einen Reim zu machen (mir ;-)) wirklich schwerfällt. Dass die Amerikaner hier nur ein Zeichen setzen wollen, scheint eher unwahrscheinlich. Einen offenen militärischen Konflikt heraufzubeschwören, liegt gefühlsmäßig auch nicht in ihrem Interesse. Chips – Stichwort Chip Glut – gibt´s aktuell auch genug. Was sie bekommen haben bzw noch bekommen ist eine militärische Leistungsschau der chinesischen Streitkräfte. Strategisch wertvoll? Mit Sicherheit. Aber wertvoll genug, um in einen „heißen“ Konflikt hineinzutaumeln? Naja, jedenfalls sind da (hoffentlich!) auch keine Neuigkeiten zu erwarten, die die wenigen Nicht-Urlauber in Panik verfallen lassen.
Dazu ein Wahrnehmung am Rande: trotz der massiven kriegerischen Auseinandersetzungen mit einer Vielzahl von offensichtlichen und weniger offensichtlichen Beteiligten kommt es bisher anscheinend zu keinen Zwischenfällen, die eine Eskalation bedingen würden. Das wiederum könnte eine Indikation dafür sein, dass die Kommunikation zwischen den Großmächten/den militärischen Blöcken funktioniert. Was schon ganz gut wäre!
Last but not least bereitet die Inflation mit all ihren Folgen, als das größte Known-Unkown, zwar allen Kopfzerbrechen, aber anders als bei 1,2 oder 3, wo ja bekanntlich die Drollinge mehr wissen, fischen hier alle im Trüben. Naja und je schlechter die Visibilität, desto lieber orientieren wir uns an irgendeiner Guidance, dazu addieren wir dann noch alte Börse-Spruchweistümer, wie Don´t Fight the Fed, und alles wird gut. :-)
Tatsächlich könnte, zumindest bezogen auf die US Wirtschaft, wirklich alles gut werden. Hoffentlich! :-) Jedenfalls können wir zum ersten Mal seit vielen Jahren endlich wieder Anleihen unter Par kaufen und schon allein deswegen sollten wir die FED preisen und den Tag genießen! :-)
So Long!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
Verpasste Mittwochskommentare können Sie hier nachlesen
Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.
Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.