„Wie der Teufel das Weihwasser“

Hans Leitner ist bei der Erste-Sparinvest für fünf Branchen-Fonds verantwortlich. Sein größtes Portfolio, der ESPA Stock Biotech, liegt auf 3-Jahres-Sicht auf Platz zwei aller 37 Biotech-Aktienfonds. Mit welcher Strategie er ins neue Jahr geht und warum man den Immobilien- und Energie-Sektor lieber meiden sollte. Funds | 20.12.2006 06:50 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Hans Leitner ist seit 1998 bei der Erste-Sparinvest als Portfoliomanager für Branchenfonds tätig. Er steuert seine insgesamt fünf Fonds (ESPA Stock Biotech, ESPA WWF Stock Umwelt, ESPA Stock Internet-Infra, ESPA Stock Techno und ESPA Stock Pharma) mit einem Gesamtvolumen von 180 Millionen Euro ohne ein Researchteam im Hintergrund. Die guten Anlageergebnisse Leitners, der ESPA Stock Biotech zum Beispiel liegt auf 3-Jahres-Sicht auf Platz zwei aller 37 Biotech-Aktienfonds, zeigen aber, dass auch in Spezialbereichen eine One-Man-Show durchaus erfolgreich sein kann. Und auch anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) liegt Leitner auf Platz zwei aller Biotech-Fonds seit 2001 (siehe Tabelle unten). e-fundresearch sprach mit dem Frühaufsteher (ein Portrait von Hans Leitner „Mit Vollgas unterwegs“ vom 9.9.2003), über die Aussichten für das nächste Jahr und darüber hinaus:

Biotechs: "Gemieden wie der Teufel das Weihwasser"

e-fundresearch: Das Jahr 2006 war kein leichtes für Biotech-Investments. Nach einem Plus des MSCI World/Biotechnology Index von 43 Prozent im Vorjahr, liegt der Sektor in diesem Jahr mit 9 Prozent im Minus. Wird es 2007 wieder besser?

Hans Leitner: Es stimmt, dass 2006 für Biotechs, aber in abgeschwächter Form auch für Technologie-Aktien, kein gutes Jahr war. Das Segment der Biotech-Werte wird derzeit gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Das ist sehr schade, denn die Entwicklung der Unternehmen spricht eigentlich eine ganz andere Sprache. Die meisten Firmen stehen fundamental  so gut da wie noch nie. Ich glaube deswegen, dass wir nächstes Jahr wieder einmal ein sehr starkes Biotech-Jahr haben werden.

Vogelgrippe: Viel Lärm um Nichts

e-fundresearch: Letztes Jahr ging weltweit die Angst vor der Vogelgrippe um und verhalf einigen Healthcare-Unternehmen zu guten Gewinnen. Ist das Thema jetzt vom Tisch?

Hans Leitner: Da wurde ziemlich viel Lärm um nichts gemacht. Denn der Blockbuster Tamiflu war und ist nur ein Grippemittel, das lediglich die Symptome der Grippe lindert aber keinen Schutz vor Ansteckung ermöglicht. Zudem sehe ich das ganze sehr skeptisch: Der Theorie, dass sich die Vogelgrippe mit den Zugvögeln von Asien her kommend bei uns ausgeweitet hat, traue ich nicht. Denn Zugvögel fliegen von Norden nach Süden bzw. umgekehrt. Ich kenne keine Vogelart die von Osten nach Westen fliegt. Das heißt also, dass sich die Vogelgrippe mit den Handelsströmen ausgebreitet hat, etwa durch tiefgefrorenes Hühnerfleisch aus China. Auch gibt es dieses Virus schon so lange und ist nichts Neues.

„US-Dollar positiver als Euro“

e-fundresearch: Trotz ihres positiven Ausblicks für Biotechs 2007. Die meisten Biotech-Unternehmen sind in den USA gelistet. Stellt das in Zeiten einer sich abschwächenden US-Wirtschaft bzw. USD-Prognosen nicht ein Risiko dar?

Hans Leitner: Das glaube ich nicht, denn ich bin für den US-Dollar auf 18-Monats-Sicht positiver eingestellt als für den Euro. Langfristig halten sich diese Schwankungen sowieso die Waage, weshalb das kein Risikofaktor ist. Zudem habe ich in meinem Fonds zu einem Viertel koreanische Biotechs beigemischt. Im Vergleich dazu ist der MSCI World/Biotechnology Index ist viel USA-lastiger als mein Fonds, der NASDAQ Biotech Index hat gar keine internationale Werte. Damit erreiche ich eine zusätzliche Diversifikation.

Leitner mag Südkorea

e-fundresearch: Welchen Vorteil erwarten Sie sich durch die starke Beimischung von Korea, besonders im Generika-Bereich?

Hans Leitner: Für diese Unternehmen spricht ein sehr guter Grund: Die Förderung Südkoreas in Höhe von sechs Milliarden US-Dollar für den lokalen Biotech-Cluster ist neben dem guten Forschungsumfeld der Hauptgrund. Der Fälschungsskandal rund um den koreanischen Genforscher Hwang Woo Suk hat dieses Umfeld nicht verschlechtert und ich plane nicht die Korea-Gewichtung in nächster Zeit zu reduzieren.

2007: Zweistellige Kurssteigerungen bei Umwelttechnologie-Aktien

e-fundresearch: Für welche Sektoren sind Sie 2007 besonders optimistisch?

Hans Leitner: Ich glaube das Umwelttechnologie-Aktien auch im nächsten Jahr sehr gut abschneiden werden. Ich rechne mit zweistelligen Prozentsteigerungen bei den Kursen weil etwa die Bücher von Solarzellenerzeugern bombenvoll sind. Auch profitieren die Firmen mittlerweile von Aufträgen aus Ländern, die sich in der Vergangenheit eher gegen den Umweltbereich gestemmt haben, Beispiel Kalifornien. 

e-fundresearch: Sind Sie nur für Umwelttechnologie optimistisch oder auch für den gesamten Sektor der Technologie-Werte. Auch der erlebte nach dem guten Jahr 2005 heuer eine ernüchternde Entwicklung.

Hans Leitner: Ich glaube hier werden wir in absehbarer Zeit einen gewaltigen Aufschwung sehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Entwicklung schon 2007 oder doch erst 2008 eintreffen wird. Denn in fast jedem Bereich wird Technologie immer stärker eingesetzt: Medizin, Auto, Solarzellen etc.

Immobilien und Rohstoffe meiden

e-fundresearch: Welche Branchen sollten Anleger im nächsten Jahr dagegen meiden?

Hans Leitner: Mit größeren Problemen rechne ich im Immobiliensektor. Denn ich erwarte mir in den USA gegen den Konsensus weitere Zinserhöhungen, was gerade den privaten Immobilienbereich stark treffen wird. Als Konsequenz aus den fallenden Hauspreisen werden aber die Mieten anziehen. Das könnte wiederum den Druck auf die Inflation erhöhen.

Ein zweiter Bereich, bei dem ich skeptisch bin, ist der Energie-Sektor. Denn die Börsenpreise der meisten Energieträger hat mit den realen Preisen überhaupt nichts mehr zu tun. Das sind durch Finanzjongleure künstlich hoch gehaltene Kurse, etwa beim Öl. Denn Energieengpässe oder Versorgungsprobleme gibt es nicht. Dass etwa der Output der Öl-Raffinierien im Herbst um 20 Prozent unter dem normalen Niveau liegt ist komplett normal, da diese von Sommer auf Winterproduktion umstellen und mit Wartungsarbeiten beschäftigt sind. Der Markt hat das aber ganz anders aufgenommen. Ein weiteres Beispiel, wenn auch in die andere Richtung,  ist Gas: Während der Preis für Naturgas-Futures in diesem Jahr an der Börse um 67 Prozent gefallen ist, wurden die Endverbraucherpreise für Gas sogar erhöht. Wer also in Rohstoffe investiert, sollte das wenn überhaupt nur über Rohstoff-Aktien bzw. Aktienfonds machen. Fonds aber, die über Futures in Energie investieren, würde ich aber meiden.

e-fundresearch: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 14.12.2006 in Euro
Quelle:  

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