„Schwellenländer-Risiko wird überschätzt“

Trotz der fulminanten Performance seit 2003, sollten sich Schwellenländer-Anleger keine allzu großen Sorgen machen. Julian Thompson, Fondsmanager des Threadneedle Global Emerging Markets Equity, rechnet 2007 für den Gesamtmarkt mit einem Plus von 15 Prozent und mehr. Finger weg rät er aber von Indien und der Türkei. Funds | 21.11.2006 06:33 Uhr
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Schwellenländer-Aktienfondsbesitzer müssen über gute Nerven verfügen. Zwischen 1994 und 1998 schnitt der MSCI Emerging Market Free Index jährlich zwischen acht und 50 Prozent pro Jahr schlechter ab als globale Aktien (gemessen am MSCI World Index). Seit 2001 aber hat sich das im Vergleich zu Weltaktien höhere Risiko endlich auch in besseren Renditen niedergeschlagen. Seit dem Aktien-Tief im März 2003 legten Schwellenländer-Aktien sogar um mehr als 200 Prozent zu, Weltaktien dagegen „nur“ um 90 Prozent.

Wie lange geht das noch so weiter?

Geht es nach den Experten von Threadneedle Investments, sollten sich Anleger trotz der guten Performance keine allzu großen Sorgen machen. „Denn weltweit haben die Schwellenländer-Märkte im Vergleich zu früheren Zyklen strukturell erhebliche Fortschritte gemacht. Diese Verbesserungen sollten dazu beitragen, die Risikowahrnehmung von Investoren gegenüber Schwellenländern zu verändern“, erklärt Julian Thompson, Head of Emerging Markets und Fondsmanager des im März aufgelegten Threadneedle Global Emerging Markets Equity.

Schwellenländer finanzieren den Rest der Welt

Wichtigster Unterschied zwischen dem heutigen und früheren Zyklen sei der Umstand, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften nicht länger auf den Zufluss ausländischen Kapitals angewiesen sind, um Wachstum zu finanzieren. „Mitte der neunziger Jahre wiesen Schwellenländer in allen Weltregionen ein Defizit auf”, erläutert Thompson, „heute aber erzielen sie alle Überschüsse und sind sozusagen Netto-Kapitalexporteure. Solange die Leistungsbilanzen nicht negativ werden, dürfte der positive Schwellenländer-Zyklus anhalten“, gibt er sich überzeugt.

Zudem sei die Assetklasse gar nicht mehr vergleichbar mit dem Ende der 90er Jahr: „Seitdem stieg das durchschnittliche Rating der Schwellenländer von BBB- auf BBB+, was neben das niedrigere Risiko dieser Volkswirtschaften widerspiegelt“.

Wenig Konkurrenz = hohe Gewinnmargen

Im Aktienbereich seien die Unternehmensbewertungen durch die starke Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre zwar auf ein hohes Niveau gestiegen und in einigen Schwellenländern werden Aktien inzwischen teurer gehandelt als in entwickelten Märkten. Dennoch sorgt die Aussicht auf eine weiterhin hohe Profitabilität dafür, dass Schwellenländer-Aktien noch ein gutes Wertpotenzial bieten. Denn Unternehmen aus Schwellenländern machen überraschend hohe Gewinne, die Eigenkapitalrendite liegt in dieser Anlageklasse über dem weltweiten Durchschnitt. Ein Grund dafür sei, dass in einigen Schwellenländern die Binnenmärkte noch nicht sehr kompetitiv sind: „In Brasilien etwa findet man im Telekom- bzw. Airline-Bereich Duopole, weshalb die Margen dementsprechend hoch sind“, berichtet Jules Mort, Fondsmanager des Threadneedle Latin America Fund Equity Fund.

„15 Prozent plus in 2007 realistisch“

„In den nächsten 12 Monaten dürfte das Gewinnwachstum, auch bei einer konservativen Schätzung der Rohstoffpreise, bei 15 Prozent liegen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 10, verglichen mit 16 in Japan, 15 in den USA oder 14 in Europa“, analysiert der Thompson. Ohne das Auftreten externen Störfaktoren, wie politische Krisen oder Terroranschläge, sei deswegen eine Performance bei Schwellenländer-Aktien von 15+ Prozent für 2007 durchaus realistisch.

„Risiko wird überschätzt“

„Das Gesamtrisiko für Schwellenländer-Anlagen wird unserer Ansicht nach überschätzt, denn Wertpapiere aus Schwellenländern werden weithin immer noch als zyklische Anlageklasse betrachtet. Dabei wird übersehen, dass deren Wachstum struktureller Natur ist“, so Thompson.

Finger weg von Indien und der Türkei

In seinem Threadneedle Global Emerging Markets Equity gewichtet er aktuell Lateinamerika, speziell Brasilien, im Vergleich zum Vergleichsindex deutlich über. Asien, insbesondere Korea, ist dagegen untergewichtet. Besonders vorsichtig ist er aber in Indien: „Die zyklische Wachstumsstory ist dort nahe an ihrem Ende“, drückt er sich deutlich aus. Denn in etwa im Vergleich mit China und Russland seien indische Aktien mit einem KGV von 16 für 2007 viel zu teuer (Russland: 11,5 / China: 13,8).

Finger weg rät er Anlegern momentan auch von türkischen Aktien: „Das aktuelle Wachstumstempo ist nicht nachhaltig“, gibt er zu bedenken. Obwohl es in der Türkei einige interessante Unternehmen gebe, sei das Makro-Risiko zu hoch.

Fonds seit Auflage vor der Benchmark

Seit Start des Threadneedle Global Emerging Markets Equity Mitte März erzielte dieser eine absolute Performance von 6,7 Prozent. Im Vergleich zum MSCI Emerging Markets Index bedeutet dies eine Outperformance von 1,4 Prozent. Als Ziel hat sich das Team rund um Julian Thompson und Co-Fondsmanagerin Maxine Cuffe eine jährliche Outperformance von 3 Prozent über jede 12-Monats-Periode die Latte hoch gelegt.

Alle Daten per 16.11.2006 in Euro
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