Der M&G Asian Fund wird seit Auflegung im August 1996 von Nick Scott verwaltet, seit April 2000 von Hong Kong aus. Der Fonds strebt eine konsistente Outperformance des MSCI Far East ex Japan Index auf der Basis eines breit diversifizierten Portfolios an, das 40 bis 80 Titel umfasst. Zudem will Scott über längere Zeiträume immer im ersten Quartil seiner Vergleichsgruppe liegen.
Auf Sicht der letzten drei bzw. fünf Jahre konnte Scott sein Anlageziel klar erreichen: Der M&G Asia Fund liegt seit Juli 2001 auf Platz 13 von 92 Asien ex Japan Aktienfonds, seit Juli 2003 auf Platz 20 von 102 und damit immer im ersten Quartil. Auf 5-Jahres-Sicht liegt der Fonds rund zwei Prozent pro Jahr vor seiner Benchmark.
e-fundresearch sprach mit dem Briten am Rande seines Wien-Besuches:
„Assetklasse ist nicht mehr billig“
e-fundresearch: Im Oktober 2004 haben Sie einem Interview gegenüber e-fundresearch gesagt, dass Schwellenländer-Aktien insbesondere in Asien sehr, sehr günstig seien (siehe auch „Südostasien: Bewertungstief trotz Konsumstärke“). Seit damals haben asiatische Aktien rund 50 Prozent zugelegt, der MSCI World „nur“ 30 Prozent. Wie sieht die Lage jetzt nach der relativen Outperformance aus? Ist die Region nicht schon sehr teuer?
Nick Scott: Nach der seit 2003 andauernden Rallye sind asiatische Aktien im Schnitt sicher nicht mehr sehr günstig. Im Vergleich zu anderen Weltbörsen ist die Region noch etwas billiger, aber generell kann man nicht mehr von einer „billigen“ Assetklasse sprechen.
e-fundresearch: Wie sieht Ihr Ausblick vor dem Hintergrund der globalen Konjunktursituation aus? Macht der starke Inlandskonsum die Region gegen eine mögliche Wirtschaftsabkühlung in den USA nicht bis zu einem gewissen Maß unabhängiger?
Nick Scott: Nein, denn der Export spielt immer noch eine viel wichtigere Rolle als der Konsum. Wenn die USA Probleme bekommen, wird das Asien auch spüren. Besonders hart dürfte es Singapur und Malaysia treffen, da der Export dort die größte Rolle spielt. In China und Indien sollten die Auswirkungen dagegen weniger stark zu spüren sein.
Zukünftig steht Asien also sicher vor großen Herausforderungen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Kursgewinne der letzten Jahre fundamental durch die Gewinnsteigerungen der Unternehmen gedeckt waren. Die Bewertungen haben sich demzufolge nicht verteuert.
Asien ist Profitabilitäts-Weltmeister
Und vergleicht man die Profitabilität der Unternehmen, etwa gemessen an der operativen Gewinnmarge, so liegt die Region „Asien ex Japan“ unter anderem aufgrund der niedrigen Löhne mit fast 20 Prozent noch vor Lateinamerika und weit vor den USA (zehn Prozent), Europa ex UK (zwölf Prozent) oder Japan (fünf Prozent).
China: „Inflations-Export wird überschätzt“
e-fundresearch: Weltweit drücken derzeit Inflationsängste die Märkte. Gerade aus China kommen da negative Nachrichten: Die Löhne der Arbeiter steigen und das schlägt sich immer mehr auf die Preise der jeweiligen Güter nieder. Wird da nicht enorm viel Inflation auch in die USA exportiert?
Nick Scott: Nein, ich denke nicht dass China sehr viel Inflation exportiert. Der Anteil China´s am weltweiten Export ist immer noch relativ gering und ich denke diesem Punkt wird zu viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Geheimtipp Thailand
e-fundresearch: Wie sind Sie derzeit im M&G Asia Fund positioniert? Wo erwarten Sie zukünftig das meiste Kurspotential?
Nick Scott: Im Vergleich zum MSCI Far East Free ex Japan Index stellen Indien und Australien die größten Übergewichte dar. Ein Geheimtipp ist Thailand: Die Börse in Bangkok ist günstig und weist ein verhältnismäßig geringes Rückschlagspotential auf.
Untergewichtet sind wir zurzeit vor allem in China, dann folgt Taiwan und Südkorea.
Sektoral finden wir die interessantesten Unternehmen im Finanzsektor. Industrietitel und Versorger meiden wir dagegen.
e-fundresearch: Sie haben es auf Sicht der letzten fünf Jahre geschafft in einer sehr volatilen Assetklasse wie Asien ex Japan Aktien eine konsistente Outperformance von rund zwei Prozent pro Jahr zu erreichen und liegen über fast alle Zeiträume im ersten Quartil ihrer Vergleichsgruppe. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Nick Scott: Ich bin ein klassischer Value-Investor. Dabei nütze ich Fehlbewertungen aus, deren Ursache in bestimmten Verhaltensweisen der Marktteilnehmer liegt. Ich gehe zwar davon aus, dass die Aktienmärkte für gewöhnlich effizient sind, doch Fehlbewertungen können trotzdem auftreten, da menschliche Charakterzüge – vor allem Furcht und Gier – die Anleger davon abhalten, Investments immer völlig rational zu beurteilen.
Thailand ist derzeit ein gutes Beispiel. Nach den von der Opposition boykottierten Wahlen entschied der oberste Gerichtshof Anfang Mai, dass die Wahl vom 2. April ungültig sei. Neuwahlen sind nun für den 15. Oktober 2006 vorgesehen. Aufgrund der politischen Entwicklungen wird das Land von internationalen Investoren ziemlich gemieden. Unserer Meinung nach schlummern hier aber unentdeckte Potenziale: Seit Anfang 2004 etwa hat der Thailändische SET Index in Euro um 10 Prozent verloren, der MSCI Far East Free ex Japan Index ist um knapp 50 Prozent gestiegen. U.a. deswegen ist Thailand bei uns das drittgrößte relative Übergewicht im Fonds.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Alle Daten per 13. Juli 2006 in Euro
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