Comeback der Dividendenfonds

Ab nächster Woche wird der Schroder ISF Global Equity Yield auch in Österreich zugelassen. Gemanagt wird er von Sonja Schemmann. Bis zum Sommer 2005 war die 32-jährige für Dividendenfonds bei der DWS mit einem Gesamtvolumen von 5,8 Mrd. Euro verantwortlich. Funds | 02.02.2006 07:19 Uhr
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Die 32-jährige Sonja Schemmann wechselte im August von der deutschen DWS zu Schroder Investment Management nach London. Der Track-Record spricht dabei für die gebürtige Hamburgerin: Der DWS Top Dividende legte seit Auflage im April 2003 bis Ende August 2005 kumuliert um 63 Prozent zu und übertraf den MSCI World Index dabei um 23,4 Prozent.

Insgesamt war Schemmann zuletzt für Dividendenfonds mit einem Gesamtvolumen von 5,8 Mrd. Euro bei der DWS verantwortlich. Bei Schroders verwaltet sie nun den Schroder ISF Global Equity Yield und den Schroder ISF European Equity Yield. e-fundresearch traf die Fondsmanagerin bei einem Besuch in Wien:

"Zu viele Erwartungen in den Kursen enthalten"

e-fundresearch: Sie gehen in Ihrem Aktienszenario für 2006 von einer Abschwächung des globalen Wachstums aus. Zusammen mit Inflationsängsten aufgrund der hohen Energiepreise und steigenden Zinsen im US-Dollar und Euro eigentlich kein optimales Umfeld für globale Dividendenpapiere, oder?

Sonja Schemmann: Die Börse nimmt die konjunkturellen Entwicklungen mit einer gewissen Vorlaufzeit vorweg. Die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, die sich im letzten Jahr gebildet haben, ist derzeit sehr hoch. Der Gesamtmarkt wird die Gewinnsteigerungen, die derzeit in den Kursen enthalten sind, wahrscheinlich nicht erfüllen können. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass ein großer Teil der Gewinnsteigerungen der letzten Jahre aus Restrukturierungsmaßnahmen gekommen ist. Dieser Effekt lässt sich aber nur bis zu einem gewissen Punkt ausreizen.

Per se ist das Umfeld aber paradoxerweise nicht schlecht für Aktien: Wir befinden uns nicht in einem rezessiven Umfeld sondern sehen schöne Gewinne der Unternehmen. Der relative Vergleich mit dem ersten Quartal des Vorjahres ist aber schwer, weshalb Aktienkursgewinne wie im Vorjahr nicht mehr realistisch erscheinen.

Dividendenfonds als Risikopuffer

e-fundresearch: In den ersten Wochen des Jahres erlebten Anleger bereits ziemliche Höhen und Tiefen, etwa in Japan. Nimmt die Volatilität der Kapitalmärkte nach Rekordtiefständen Ende 2005 jetzt wieder zu und wie sollte man sich in einem solchen Umfeld am besten verhalten?

Sonja Schemmann: Ich denke auch, dass die Volatilitäten 2006 wieder ansteigen werden. Die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Denn nachdem im letzten Jahr fast alles gestiegen ist, dürfte sich der Markt heuer wieder mehr auf Qualität konzentrieren. Aktien mit einer hohen Dividendenrendite passen in diese Kategorie und weisen zudem noch ein niedrigeres Risikoprofil auf.

2006: Comeback der Dividendenfonds

e-fundresearch: 2005 war für die erfolgsverwöhnten Dividendenfonds aber kein gutes Jahr. Nahezu alle globalen und europäischen Fonds liegen hinter der Marktentwicklung zurück. Warum soll 2006 besser werden?

Sonja Schemmann: Als Titel mit strukturell niedrigem Beta, welche generell in defensiven Branchen über- und in zyklischen Sektoren untergewichtet sind, eignen sich Dividendenfonds besonders in seitwärtsgehenden oder leicht fallenden Märkten. Nach einem extrem guten Jahr 2004 war 2005 sicher ein schwächeres für diese Assetklasse. Das lag vor allem daran, dass Energie und Rohstoffe sehr gut gelaufen sind, diese Bereiche – etwa Minenhersteller – aber wenig bis gar nicht in Dividendenfonds gewichtet sind. Dieses Jahr rechnen wir aber mit einem Comeback der Dividendenfonds, da ein volatiler Seitwärtsmarkt wahrscheinlich erscheint.

Value mit Growth-Tangente

e-fundresearch: Ein Kritikpunkt gegenüber Dividendefonds ist, dass das nur ein eingeschränktes Value-Konzept ist. Traditionelle wertorientierte Anlagekonzepte berücksichtigen die Dividende ja auch.

Sonja Schemmann: Das stimmt, aber Dividendenfonds liegen von der Ausrichtung zwischen Value und Growth und sind deshalb flexibler. Beim neuen Schroder ISF Global Equity Yield suchen wir z.B. einerseits nach Aktien, die eine um 100 Basispunkte höhere und stabile Dividendenrendite als der Regionendurchschnitt aufweisen. Gleichzeitig darf die Ausschüttungsquote aber nicht im obersten Dezil liegen um „Value-Fallen“ aus dem Weg zu gehen. Ein wichtiges Kriterium ist aber auch das Gewinnwachstum, welches überdurchschnittlich sein muss. Herkömmliche Value-Fonds schließen Aktien mit zu hohen  Bewertungen aus, wir nicht. Ich sehe Dividendenfonds deswegen als Value-Fonds mit einer größeren Growth-Tangente, welche die Dividende als Instrument einsetzen um die Volatilität zu senken.

Anlageziel: Outperformance mit weniger Volatilität

e-fundresearch: Wie sieht der neue Fonds konkret aus?

Sonja Schemmann: Der Schroder ISF Global Equity Yield verfolgt das Ziel durch Investments in globale Aktien mit einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite langfristig den Vergleichindex MSCI AC World Index zu schlagen. Das Portfolio-Beta sollte 0,9 oder darunter betragen, die Umschlagshäufigkeit wird nur 30 Prozent betragen, da wir Langfrist-Investoren sind. Weiters sollte die Schwankungsbreite unter dem des MSCI AC World Index liegen. Sollten die Finanzmarkt-Volatilitäten aber weiter anstiegen, würde ich unser Beta weiter senken.

e-fundresearch: Im Vergleich zum DWS TopDividende, den Sie bis Mitte 2005 betreut haben, scheint dieser Fonds regional breiter gestreut zu sein. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

Sonja Schemmann: Europa macht mit 42 Prozent des Volumen das größte regionale Gewicht aus, dann folgt Asien ex Japan mit der Hälfte vor den USA mit 19 Prozent. Da in Japan die Dividendenrenditen wenig attraktiv erscheinen – im Schnitt unter einem Prozent - liegt deren Gewichtung mit fünf Prozent sogar hinter Afrika/Naher Osten (acht Prozent) und in etwa gleichauf mit Lateinamerika. Sektoral machen Finanzwerte und Versorger rund die Hälfte des Fonds aus.

Österreich: Probleme mit dem Indexstand

e-fundresearch: Sind Sie in Österreich auch investiert?

Sonja Schemmann: Als ich mit dem Dividendenthema vor drei Jahren gestartet bin, war ich in einigen österreichischen Aktien sehr stark gewichtet. Momentan tue ich mich mit dem Indexstand und den Bewertungen einzelner Aktien etwas schwer. Niemand stellt die Qualität, etwa der österreichischen Stahlaktien in Frage. Aber bei diesen Bewertungen sind schon sehr viele Erwartungen in den Kursen eingepreist. Aktuell bin ich deswegen nur in der Wienerberger investiert.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

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