Bislang nennen die meisten Fondsgesellschaften für ihre Fonds lediglich die jährliche Verwaltungsvergütung, auf Nachfrage auch die Depotbankgebühr. Über die sonstigen Belastungen müssen sich die Anleger umständlich im jährlichen Rechenschaftsbericht informieren. In der Ertrags- und Aufwandsrechnung werden zwar sämtliche Kosten, die den Anlegern belastet und dem Fondsvermögen entnommen werden, detailliert aufgeführt. Doch welcher Anleger liest schon den Rechenschaftsbericht.
Kosten der Fonds sind nicht zu vernachlässigen
Dabei können die Belastungen des Fondsvermögens empfindlich zu Buche schlagen. So fallen neben den genannten Verwaltungs- und Depotbankvergütungen in der Regel Kosten für den Wirtschaftsprüfer, Anwaltskosten, die Kosten für das Drucken von Verkaufsprospekt, Halbjahres- und Rechenschaftsbericht und nicht selten sogar Fondsgründungskosten und Depotgebühren an. Und diese Posten sind durchweg in den prospektierten jährlichen Verwaltungsgebühren nicht enthalten.
Fondskosten gehen zu Lasten der Performance
Voll enthalten sind die Gesamtkosten jedoch in der Fondsperformance, und zwar als Belastung, weil sie zu Lasten des Fondsvermögens gehen. Mehr Transparenz ändert zwar nichts am Abschneiden des Fonds. Doch zumindest wissen die Anleger, was auf sie zukommt.
Threadneedle will Kostenvorteile unter Beweis stellen
„Ein wesentlicher Grund für unseren Erfolg in Deutschland ist nicht nur unser erfolgreicher Investmentprozess“, sagt Threadneedle-Manager Alan Ainsworth, „unsere Kosten liegen im Schnitt niedriger als bei vielen anderen Publikumsfonds – das stärkt unsere Performance und Produktqualität zusätzlich.“ Und deshalb veröffentlicht Threadneedle die TER ab sofort in Marketingbroschüren, dem monatlichen Fondsreport und auch im Internet. Da erfahren Anleger zum Beispiel, dass der Threadneedle Latin America Growth mit einer Gesamtkostenbelastung von 1,62 Prozent belastet ist, während die Managementvergütung 1,5 Prozent beträgt. Die TER des Threadneedle American Select Growth liegt bei 1,58 Prozent gegenüber 1,5 Prozent Managementvergütung.
BVI will die TER für alle deutschen Fonds bekannt machen
Mit dem Vorstoß hat Threadneedle auf eine Initiative des Fondsverbands BVI reagiert. BVI-Chef Stefan Seip will noch diesen Herbst verbindlich durchsetzen, dass die deutsche Fondsbranche die TER für ihre Fonds bekannt gibt. „Wir wollen die Zahlen stärker ins Schaufenster stellen und beispielsweise auch in Verkaufsunterlagen darauf hinweisen, welche Gesamtkosten mit einem Fonds verbunden sind“, erklärt Seip. Ihm schwebt eine Kennziffer vor, „bei der die Kostenbestandteile, die in sie einfließen, standardisiert sind, und die ausdrückt, welcher Prozentsatz des Fondsvermögens jährlich entnommen wird, um die Kosten des Managements aber auch andere Kosten des Fonds zu decken“.
Baring hat bereits nachgezogen
Nun ist Threadneedle der deutschen Fondsbranche zuvor gekommen. Das übt Druck auf den BVI und die gesamte Konkurrenz aus, sich in der Frage der Fondskosten zu bewegen. Und der Anbieter Baring hat auch bereits reagiert: Ab Ende August wird für Baring-Fonds die TER auf vierteljährlicher Basis berechnet und veröffentlicht. Damit wächst die Zahl der Fondsanbieter beständig, die in die Transparenzoffensive gehen: Die Schweizer Großbank UBS praktiziert die TER-Methode bereits seit längerem. Und der deutsch-luxemburgische Anbieter VMR hat ebenfalls angekündigt, auf TER umzustellen. Und auch StarCapital nennt eine TER.
TER-Modell mit Schönheitsfehler
Allerdings hat die TER einen Schönheitsfehler: Sie wird für die einzelnen Quartale immer nur nachträglich berechnet. Für Kostenvergleich im Vorfeld eines Fondskaufs sind diese Zahlen deshalb nur eingeschränkt zu gebrauchen. Denn sie sagen zu wenig über künftige Kostenbelastungen aus. Wünschenswert wäre aus Anlegersicht für alle Fonds eine verbindliche prozentuale TER, die zur Fondsauflegung fixiert und auch in den Jahren danach beibehalten wird.