Asien koppelt sich ab

Ray Jovanovich ist Fondsmanager bei Crédit Agricole in Hongkong und etwa für den Crédit Agricole Asian Renaissance Fund verantwortlich. Wie geht es in Asien weiter? Bleibt Korea weiterhin interessant und welche Aktien glänzen dort besonders? Für die USA gibt er sich aber sehr pessimistisch: Dieses Jahr sieht er dort gar keine Erholung. Funds |
e-fundresearch: Ray Jovanovich, Sie sind Fondsmanager bei Credit Agricole Asset Management in Hongkong und verantwortlich für den Credit Agricole Asian Renaissance Fund und den Asia Capital Fund von Julius Meinl. Wie sieht Ihr Investmentprozess aus?  Ray Jovanovich: Historisch gesehen waren wir schon immer Bottom-up Investoren, die sich auf eigenes Research gestützt haben. Wir haben in Asien ein Team von 16 Fondsmanagern, die alle mit durchschnittlich 14 Jahren Berufserfahrung über sehr viel Expertise in Asien verfügen. 

Aktienauswahl bringt 70 Prozent der Outperformance 

e-fundresearch: Wie kommen Sie zu Ihrer Asset-Allokation? 

Ray Jovanovich: Wir betrachten Reihe von Faktoren um herauszufinden wie sich die Wirtschaft in den einzelnen asiatischen Länder momentan darstellt. Letztlich entscheidet aber das Investment-Komitee über die Asset Allocation. Entscheidend dabei sind die erwarteten Erträge für eine Region, abhängig von der politischen Situation beziehungsweise wo die besten Unternehmen lokalisiert sind. Durch diesen Bottom-up Prozess generieren wir unser Alpha. 70 Prozent der Outperformance kommt daher, dass wir die richtigen Aktien selektieren. 

Hohen Tracking Error für Wetten nutzen 

e-fundresearch: Haben Sie dabei einen maximalen Tracking Error? 

Ray Jovanovich: Nein. Am Wohlsten fühle ich mich aber bei einem durchschnittlichen Tracking Error von 7-8 Prozent. Wir sind nicht benchmark-orientiert, sondern wollen unsere Freiheiten haben. Da kann es auch durchaus einmal vorkommen, dass wir signifikante Wetten auf das eine oder andere Land eingehen: Korea haben wir nun schon seit 8 Quartalen übergewichtet. So lange waren wir noch nie irgendwo so stark investiert. In Taiwan sind wir dagegen schon relativ lange untergewichtet, das ist politisch begründet. Seit einigen Jahren sind wir der Meinung, dass der neue Präsident der Opposition dort Spannungen mit China verursachen könnte.  

Korea wird weiterhin kräftig wachsen 

e-fundresearch: Welche Länder gefallen Ihnen aktuell am Besten und warum? 

Ray Jovanovich: Korea hat eine fundamentale Restrukturierung hinter sich, die strukturelle Transformationen bewirkt hat. Als die koreanische Wirtschaft kurz vor dem Bankrott stand, wurden signifikante Veränderungen einfach notwendig. Dazu kam dann noch der neue Präsident, Kim-Dae Jung, der nicht so sehr mit dem bisher vorherrschenden politischen und wirtschaftlichen Establishment verbunden war. Seit damals ist dort sehr viel Positives passiert. Der Inlandskonsum wurde angekurbelt und heute ist man bei weitem nicht mehr so abhängig von der ausländischen Nachfrage als früher. Korea wird heuer mit 6,2-6,3 Prozent wachsen, also auf weiterhin hohem Niveau. 

Wachstum in Asien ist nachhaltig 

e-fundresearch: Ist dieses Wachstum aber ohne Exporte nachhaltig? 

Ray Jovanovich: Denke ich schon. Durch die Einführung eines neuen Wachstumstreibers, der Inlandsnachfrage, ist ein nachhaltiges Wachstum von 3-4 Prozent in ganz Asien möglich. Ausnahmen bilden nur Singapur und Hongkong. Diese etwas etablierteren Volkswirtschaften sind weiterhin stark vom Export abhängig. 

Risiko in den USA: Vendor Financing 

e-fundresearch: Besteht die Gefahr, dass das Wachstum in Asien wie in den USA auf Pump erfolgt. Hier spielt ja das „vendor-financing“, also etwa Kredite der amerikanischen Autoverkäufer zu 0 Prozent, eine große Rolle.  

Ray Jovanovich: Nein, das denke ich nicht. Während meiner letzten Reisen in die USA habe ich das große Problem des „vendor-finacing“ gesehen. In Korea etwa ist das aber nicht der Fall, das Wachstum dort ist real. Durch die Einführung von Kreditkarten vor 4 Jahren konnten die Konsumenten erstmals Kredite erhalten und die Regierung konnte Erträge auch besser nach verfolgen um diese zu versteuern. 

Interessant: Shinsagae Department Stores 

e-fundresearch: Welche Aktien gefallen Ihnen derzeit besonders? 

Ray Jovanovich: Derzeit haben wir sehr viele Unternehmen im Fokus. Viele davon kommen aus Korea, etwa die führende Kaufhauskette dort: Shinsagae Department Stores. Dieses Unternehmen wird dieses Jahr eine Steigerung des Gewinnes um 50 Prozent erfahren, nächstes Jahr noch immer mit circa 27 Prozent. Uns gefallen aber etwa auch koreanische Banken, weil diese eine sehr schwere Zeit durchgemacht haben und sich jetzt wieder erholen. Weiters sind Konsumaktien in Südostasien interessant, Thailand, Malaysien, Indonesien und die Philippinen. Diese Länder profitieren alle von einer starken Inlandsnachfrage. 

Keine US-Erholung dieses Jahr  

e-fundresearch: Wie geht es in Asien in den nächsten 2-3 Jahren weiter? 

Ray Jovanovich: Asien ist natürlich nicht gegen internationale Probleme immun. Nach den Veränderungen, die nach der Krise 1997 durchgeführt wurden, ist die Region aber wieder auf dem richtigen Pfad. Man verlässt sich dort nicht mehr nur auf externe Nachfrage sondern baut auf Inlandsnachfrage. Die US-Wirtschaft wird in den nächsten Jahren eine sehr schwierige Zeit durchmachen. Dieses Jahr sehe ich überhaupt keine Erholung dort. Das sollte sich aber nicht automatisch negativ auf Asien auswirken. Nicht alle, aber einige Länder dort, haben sich schon von der Entwicklung der US-Wirtschaft abgekoppelt und deswegen sehe ich dem weiteren Abschwung in den Staaten nicht so negativ entgegen. In den USA wurde der Abschwung, nicht wie in den letzten Abschwüngen, durch eine investitionsgetriebene Rezession ausgelöst. Das wird deshalb noch lange dauern, bis die Probleme dort gelöst sind. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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