Türkei in der Dauerkrise

Der kranke Mann am Bosporus macht den Anlegern zurzeit Kummer: Der Istanbul National 100-Index verlor seit Jahresbeginn knapp 60 Prozent. Fonds, wie der Istanbul Stock oder der Unico Türkei 75, schnitten mit -36 bzw. -30 Prozent zwar besser ab, doch ein Trost ist das kaum. Schuld an den Verlusten ist die katastrophale Börsenlage der vergangenen Monate und die massiven politischen Unsicherheiten im Land. Funds |
Neue Hoffnung: Neuwahlen  Eine Krise jagt die nächste. Die landesweite Bankenkrise des vergangenen Jahres ist noch nicht überstanden, da brachte die monatelange Krankheit von Ministerpräsident Bülent Ecevit die Regierungskoalition zum Zerbrechen. Zahlreiche Politiker traten aus Ecevits Partei aus und sammelten sich in der neu gegründeten „Partei für eine neue Türkei“. Der Reformkurs ist jedenfalls ins Stocken geraten. Am Mittwoch beschloss das Parlament nun vorgezogene Neuwahlen für den 3. November.

Doch damit sind die Unsicherheiten keineswegs beseitigt: Denn der türkische Aktienmarkt macht nur dann eine gute Figur, wenn Wirtschaft und Reformpolitik wieder in Schwung kommen. Doch es ist fraglich, ob  alle Parteien diesen Kurs steuern wollen.  

Die Wirtschaft setzt auf die neue Partei  

Die „Partei für die neue Türkei“, mit der auch der angesehene Wirtschaftsminister Kemal Dervis zusammenarbeiten will, wäre aus wirtschaftlicher Sicht die beste Alternative. Sie will die Reformpolitik und den EU-Beitritt vorantreiben. „Außerdem hat Dervis sehr gute Bezeihungen zum Internationalen Währungsfonds IWF“, sagt Manfred Zourek, Manager des Istanbul Stock Fonds. „Er gilt als Garant für eine Fortführung des vom IWF unterstützten Wirtschaftsprogramms für die Türkei.“ Doch die Partei muss im November erst einmal die Zehn-Prozent-Hürde ins Parlament schaffen. 

Die Islamisten liegen vorn 

Und die Konkurrenz ist stark. Die islamistische AK-Partei des Istanbuler Ex-Bürgermeisters  Recep Tayyip Erdogan etwa kann nach jüngsten Umfragen mit rund 20 Prozent der Wählerstimmen rechnen. Wenn nicht sogar mehr. „Ein Fünftel der Türken ist grundsätzlich islamistisch eingestellt, aber es gibt noch viele konservative Wähler und Protestwähler, die die AK-Partei wählen werden“, berichtet eine türkische Politik-Journalistin. Angst vor einer islamistischen Machtergreifung hätten diese Wähler nicht, da sie wissen, dass im Ernstfall das Militär die Handbremse ziehen würde. Das könnte jedoch eine weitere Krise heraufbeschwören und die Wirtschaft erneut schwächen.  

Korruption  als Wirtschaftsbremse 

Nach außen hin gibt sich die AK-Partei gemäßigt. „Im Gespräch mit westlichen Vertretern will die Partei liberal erscheinen, in der Türkei stimmt sie radikalere Töne an“, berichtet die Journalistin. Die AK-Partei sei übrigens auch in wirtschaftspolitischer  Hinsicht noch schwer zu durchschauen, sagt Zourek. Die Märkte glauben, dass bei einem Sieg der Islamisten der Reformkurs vorerst zu Ende ist, warnen Experten. Dabei ist der Islamismus nicht die einzige Gefahr, die von der AK-Partei droht Kommt sie an die Regierung, könnte die Wirtschaft viel mehr unter der Korruption leiden, die die Partei bislang in der Kommunalpolitik zu Tage legte.  

Keiner weiß, wie es weitergeht 

Weiteres Problem: die hohe Arbeitslosigkeit. Offiziell sind es acht Prozent, doch tatsächlich sollen rund 25 Prozent der Türken ohne Job sein. Dazu kommen noch die aktuell hohen Zinsen, die die Investitionsfreude der Unternehmen stark dämpfen. Last not least schweben über der Türkei auch noch die drohenden Wolken eines möglichen Irak-Krieges. Bis zur Wahl werden die Unsicherheiten also kaum abnehmen und die türkische Börse weiterhin Achterbahn fahren. Wie es danach weitergeht, steht allerdings auch in den Sternen. 

Als Alternative: Fonds?  

Trotz dieser Unsicherheiten sehen Experten für den türkischen Markt aber einen Hoffnungsschimmer. „Das IWF-Programm ist vorerst kaum in Gefahr“, sagt Christian Obermaier, Analyst bei der Raiffeisen Zentral Bank in Wien. Schließlich hat der IWF auf Druck der USA mehr Geld in die Türkei gepumpt als in jedes andere Land. Für die USA ist die Türkei eine wichtige strategische Brücke zwischen Europa und dem mittleren Osten. „Auch die fundamentalen Wirtschaftsdaten sind grundsätzlich in Ordnung, der Markt achtet zurzeit nur in erster Linie auf die politische Situation“, beschwichtigt Zourek. Dennoch sind kurzfristig türkische Aktien nur für risikofreudige Spekulanten interessant. Anleger, die langfristig auf das zarte Hoffnungs-Pflänzchen setzen wollen, sollten vorsichtig einsteigen. Bei den starken Schwankungen der türkischen Börse empfiehlt es sich, nicht auf einen Satz, sondern in mehreren Tranchen über einen längeren Zeitraum zu investieren. Eine Direkt-Anlage in einzelne Aktien ist nicht zu empfehlen, da der Markt wenig liquide ist. Gute Alternative: ein Investmentfonds, der das hohe Risiko streut und dessen Management die turbulente Situation in der Türkei täglich im Auge behält.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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