EZB-Zinserhöhung Fehler
Anders die Situation in Europa. Hier sei es gut möglich, dass sich das verarbeitende Gewerbe bereits in einer Rezession befinde. „Das wird dazu führen, dass die EZB ihre Geldpolitik überdenken wird. Die Zinserhöhung im Juli sei ein Fehler gewesen, der „typische für eine Zentralbank ist, die den Konjunkturzyklus nicht versteht. Nachsatz: „Spätestens seit dem Abschwung in Deutschland wird sie verstehen um was es geht.“Europa: Keine Liquiditätskrise
Im Gegensatz zu vielen Beobachtern, rechnet Chaney nicht mit einer Liquiditätskrise in Europa. Das sei auf die „Feuerwehr“ EZB zurückzuführen. Allerdings könne in einigen schwächeren europäischen Volkswirtschaften durchaus von einer Kreditkrise gesprochen werden. „Die EZB wird weiterhin Anleihen dieser Länder kaufen, um die Märkte zu stabilisieren und Spekulationen um eine Auflösung der Eurozone zu entgegnen.“
Zinssenkung noch heuer
Weitere Anleihenkäufe der EZB sollen auch etwaige Liquiditätsprobleme vorbeugen helfen. „Wenn der Banksektor nicht in der Lage ist seinen Job zu erfüllen, nämlich die Wirtschaft mit Geld zu versorgen, dann muss die EZB einspringen“, sagt er mit Hinblick auf die derzeit zu geringe Geldmenge. Eine Zinssenkung erwartet der AXA-Experte noch heuer, weitere sollen im kommenden Jahr folgen.
Rezession noch nicht eingepreist
Die Wahrscheinlichkeit, dass in Europa nicht nur das verarbeitende Gewerbe von einer Rezession betroffen ist, ist für Chaney durchaus gegeben. „Auch wenn wir nur von einer vorübergehenden Entwicklung sprechen, ist das von den Märkten – und vor allem von den Fixed Income-Märkten – noch nicht vollständig eingepreist.“ Das größte Risiko sei systematischer Natur und gehe von der europäischen Schuldenkrise aus.
Qualität teuer
„Gute Qualität ist extrem teuer geworden. Je sicherer ein Emittent ist, desto niedriger ist derzeit die Rendite“, bringt Philippe Descheemaeker, Head of Fixed Income Product Specialists, das aktuelle Umfeld für Staatsanleihen auf den Punkt. Da dieses Szenario für einen längeren Zeitraum anhalten werde, sei es notwendig auf andere Assetklassen innerhalb des Fixed Income-Universums auszuweichen.
Längere Duration
Descheemaeker geht von einer weiteren Verflachung der Zinskurve von Staatsanleihen aus und empfiehlt gleichzeitig auf eine längere Duration zu setzen. „Für eine niedrige Duration ist es noch zu früh. Dazu kann man dann zurückkehren, wenn sich das Makroumfeld verbessert. „Das ist eine reine Market Timing-Entscheidung“, so der AXA-Fixed Income-Produktspezialist.
Inflationsanleihen stark
Wo sollten Investoren derzeit veranlagt sein? Descheemaeker verweist darauf, dass
inflationsindizierte Anleihen seit Jahresbeginn am besten performed haben. Das heißt allerdings nicht, dass sie auch die sicherste Assetklasse innerhalb des Fixed Income-Universums sei. „Angesichts der Vielzahl an Risiken mit denen wir derzeit konfrontiert sind, sehen wir Inflation nicht als größtes an“, erklärt er.
Peripherieanleihen weiterhin volatil
„Was die Anleihen der europäischen Peripheriestaaten betrifft, werden die Unsicherheiten bzw. das volatile Umfeld bis zum Jahresende anhalten“, so Descheemaeker weiter. Dementsprechend sei man hier auch untergewichtet. Eine neutrale Position nehme man gegenüber Spanien und Italien ein, wobei Spanien etwas positiver zu sehen sei.
Interessant: Unternehmensanleihen
Gut gefallen dem Experten derzeit Unternehmensanleihen. Er empfiehlt eine Positionierung am kurzen Ende der Zinskurve bei niedriger Duration. „Das gilt sowohl für das Investmentgrade- als auch das High Yield-Segment.“ Positiv sei man auch gegenüber Emerging Markets-Anleihen eingestellt. „Vor allem wegen ihrer im Vergleich zur entwickelten Welt starken fundamentalen Ausgangslage.“