Gleiche Bedingungen für Finanzprodukte

In Zukunft werden auch strukturierte Produkte und fondsgebundene LVs die sehr strengen Standards von Fonds erfüllen müssen. Dr. Mathias Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Raiffeisen Capital Management (RCM) mit der Bilanz seiner im Juni 2009 zu Ende gehenden Funktionsperiode als Präsident der EFAMA. Funds | 13.05.2009 05:00 Uhr
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Herausforderungen für die europäische Fondsindustrie Im Jahr 2007 übernahm Dr. Mathias Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Raiffeisen Capital Management (RCM) für eine Periode von zwei Jahren die Funktion des Präsidenten der EFAMA (European Fund and Asset Management Association), dem Branchenverband der europäischen Fonds- und Asset Management Industrie. Die EFAMA ist die Interessensvertretung für 24 nationale Fondsverbände und 42 Asset Management Gesellschaften, die insgesamt EUR 7,3 Billionen Euro in 51.000 Fonds verwalten. Zu Beginn der zweijährigen Funktionsperiode hatte Mathias Bauer folgende Zielsetzungen definiert:

1. Realisierung eines „Level Playing Field“: gleiche Bedingungen für alle
    Finanzprodukte am Point of Sale
2. Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen – Schaffung eines 
    europäischen Binnenmarktes für Investmentfonds
3. Aufwertung der Rolle der Asset Management-Industrie beim Pensionsthema (vor
    allem in der „2. Säule“)
4. Umsetzung der technischen Standards, die für die Schaffung eines Fonds-
    Binnenmarktes erforderlich sind
5. Weiterentwicklung des EFAMA-Generalsekretariats
6. Verstärkte Unterstützung der EFAMA-Mitglieder auf Unternehmensebene mit
    dem Ziel einer singulären Branchenvertretung
7. Weltweite Positionierung und Etablierung der Marke UCITS

Die Bilanz nach zwei Jahren fällt für Bauer positiv aus. „Wir haben eine historisch schwierige Ausnahmesituation gut gemeistert und viele wichtige Punkte abgehakt“, so lautet das Resümee von Dr. Mathias Bauer im Hinblick auf seine im Juni auslaufende zweijährige Funktionsperiode an der Spitze der europäischen Investmentmanagement-Industrie.

Level Playing Field – neuer Richtlinienentwurf

Ein besonders wichtiges Anliegen in den letzten Jahren war für Mathias Bauer die Schaffung eines Level Playing Fields für alle Finanzprodukte und die Gleichheit von Fonds, Zertifikaten und Versicherungen am Point of Sale. Damit sollte sichergestellt werden, dass Berater immer im Interesse der Kunden das jeweils am besten geeignete Finanzprodukt auswählen und nicht einzelne Produktgruppen aufgrund fehlender Transparenz bevorzugt werden.

In den letzten beiden Jahren wurde auch die Fondsindustrie durch die Auswirkungen der globalen Finanzkrise vor sehr große Herausforderungen gestellt. „Umso mehr freut mich, dass es selbst in einer Phase, die mitunter einen echten Überlebenskampf für Kapitalmarktakteure darstellte, gelungen ist, unsere Zielsetzungen nicht aus den Augen zu verlieren und wesentliche Schritte zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Fondsindustrie und ihre Kunden voranzutreiben“, so Bauer.

EU-Kommission erkennt Ungleichbehandlung von Fonds

Im Jahr 2008 verzeichnete die europäische Fondsindustrie eine Reduktion der gesamten Assetbasis um 25 Prozent (Performance und Mittelabflüsse). „Eine der Ursachen dafür war in der durch benachteiligende Vertriebsbestimmungen geschwächten Wettbewerbssituation im Vergleich zu anderen Finanzprodukten zu finden“, erklärt Bauer. So waren bisher in Vertriebsbelangen insbesondere die von Investmentbanken begebenen strukturierten Produkte sowie fondsgebundene Lebensversicherungen gegenüber Fonds deutlich besser gestellt.

„Bei Fonds gibt es eine lückenlose Transparenz im Hinblick auf Inhalt, Performance und Kosten. Der Kunde zahlt nur das, was offiziell an Gebühren verrechnet wird. Wir haben nichts zu verbergen. Bei anderen Finanzprodukten hingegen gibt es in der Regel versteckte Kosten“, betont Bauer.

So bekäme der Fondskunde den bestmöglichen Ertrag, die Fondsgesellschaft verrechne dafür die offiziellen – für jeden nachvollziehbaren - Gebühren, verdiene aber weder an der Bewertung von Wertpapieren noch am Handel mit selbigen. In diesen Segmenten verdienen Investmentbanken, die zwar keine offiziellen Gebühren in Rechnung stellen, aber häufig beispielsweise Indexdividenden einbehalten. „Man muss auch das als Kosten ansetzen, was dem Anleger indirekt entzogen wird – etwa durch die eingeschränkte Partizipation an Markterträgen“, so Bauer.

Dies habe nun auch die EU-Kommission festgestellt und einen Richtlinienentwurf vorgelegt, der vergleichbare Kostenkennziffern für Fonds, Zertifikate und fondsgebundene Versicherungen vorsieht. Konkrete Richtlinienvorschläge sollen bis Ende 2009 folgen. „Insgesamt wird dies zu einer ganz deutlichen Verbesserung der Wettbewerbssituation für Investmentfonds führen und die Zukunft der Fondsindustrie absichern“, freut sich Bauer.

Erster echter Binnenmarkt für ein Finanzinstrument rückt näher

Positive Signale gibt es auch im Hinblick auf die neue Umsetzungsrichtlinie UCITS IV (Undertakings of Collective Investment in Transferable Securities), die noch im Mai vom Europäischen Rat verabschiedet werden soll und einen wichtigen Schritt in Richtung Effizienzsteigerung darstellt. Bereits im Sommer 2008 gelang ein wichtiger Durchbruch auf dem Weg zur Schaffung eines echten Binnenmarktes für Fonds, als der von der EU-Kommission präsentierte Vorschlag nahezu alle von der Fondsindustrie gewünschten Punkte enthielt.

So sieht das Paket den vereinfachten Vertrieb für Fondsprodukte im EU-Ausland, die grenzüberschreitende Verschmelzung von Fonds, den Aufbau sogenannter Master-Feeder-Strukturen zum Pooling von Vermögenswerten und die verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit nationaler Aufsichtsbehörden vor. „Diese Maßnahmen werden es der Fondsbranche erlauben, in großem Umfang Economies of Scale zu realisieren – von den daraus resultierenden Kostenvorteilen sollen selbstverständlich auch unsere Kunden profitieren“, so Bauer.

Bessere Informationen für Kunden geplant

Weitere Kundenvorteile werde es durch bessere Information (Key Investor Information) und die erweiterten Auswahlmöglichkeiten geben. Im Rahmen der UCITS III Einführung wurde der vereinfachte Prospekt geschaffen. Diese einfache, zumeist 4-seitige Dokument, enthält alle wichtigen Informationen für den Fondsanleger. Das Problem war jedoch, dass kein einheitlicher Standard für Inhalt und Struktur dieses für Privatanleger sehr wichtigen Dokuments gefunden wurde. Danach wurde unter dem Arbeitstitel „KID“ (Key Investor Disclosure) diese Idee weiterentwickelt und aktuell werden in Brüssel auf Expertenebene die letzten Details diskutiert – beispielsweise ob man Risikokennzahlen aufnehmen sollte (Marktrisiko, Kreditrisiko, Liquiditätsrisiko, etc.).

Ein weiteres, wichtiges Projekt auf europäischer Ebene ist die Schaffung einheitlicher Klassifizierungen für Fondsdaten. Dazu wurden bereits Vorschläge unterbreitet. Der Erfolg in der Praxis wird jedoch von der Akzeptanz des Klassifizierungssystems im Markt abhängen. In dieser Hinsicht spielen Datenbankanbieter eine entscheidende Rolle.

Management Company Passport – Umsetzung 2010

Eine langwierige Diskussion entspann sich rund um das Thema Fondspass, der es Anbietern ermöglichen soll, das Management ihrer in Europa angebotenen Finanzanlagen zu zentralisieren. „Wir haben in schwierigen Fragen eine Kompromissposition eingenommen“, so Bauer. Nach wie vor bedarf es in dem Land, in dem der Fonds aufgelegt wurde, einer Institution, welche die Fondsgesellschaft vertritt. Insgesamt jedenfalls sei man dem Ziel, Investmentfonds als das erste wirkliche Finanzprodukt zu positionieren, das die Kriterien eines Binnenmarktes erfüllt, ein gewaltiges Stück näher gekommen. Ende April hat die EU-Kommission erstmals auch einen EU-Rechtsrahmen für alternative Fonds (Hedgefonds, Private Equity etc.) präsentiert und damit auf die zuletzt im Rahmen des G-20-Gipfels erhobenen Forderungen nach mehr Finanzmarktstabilität reagiert.

Vorsorge-Studien fließen in Novellierung der Pensionsreform ein

Die nachhaltige Verankerung von Asset Management-Leistungen beim Pensionsthema sei hingegen – bedingt durch die Auswirkungen der Finanzkrise – leider noch nicht so weit gediehen wir ursprünglich geplant. „Im Umfeld der letzten Monate ist dieses Thema ein wenig in den Hintergrund gerückt“, begründet Bauer diesen Umstand. Jedoch wurden zwei umfassende Studien zum Pensionsthema erarbeitet, deren Ergebnisse auch im Zuge der Novellierung der Pensionsreform auf europäischer Ebene berücksichtigt werden sollen.

Das Pensionsthema sei nach wie vor ein Asset Management-Thema: „Vorsorge setzt genau jene Leistungen voraus, die Asset Manager erbringen - wir bieten flexible Langfrist-Produkte, die genau das erfüllen, was Menschen, die vorsorgen wollen, brauchen: Zum richtigen Zeitpunkt genügend Geld zur Verfügung zu haben.“ Dazu käme, dass Asset Management- Produkte durch den starken Wettbewerb das kostengünstigste und effizienteste Instrument für Kunden seien, den Zinseszinseffekt optimal umsetzen könnten und über Lifecycle- und Risikomanagementmodelle an die jeweilige Lebenssituation angepasst werden könnten.

Bauer betont auch die Bedeutung der optimalen Veranlagung in der Auszahlungs- bzw. Pensionsphase. Auch hier sollte man den zumeist 20 bis 25-jährigen Veranlagungshorizont nicht unterschätzen – natürlich unter Berücksichtigung der geringeren Risikotoleranz.

Nicht sehr realistisch ist aus der heutigen Sicht die effiziente Kombination von Altersvorsorgeprodukten unterschiedlicher Anbietern in einer einheitlichen Struktur. Die Zusammenfassung von Vermögen, Ansprüchen und Anwartschaften wäre für den einzelnen Anleger ideal, scheitert jedoch an den zahlreichen Schnittstellen zu den unterschiedlichen Anbietern. Im Jahr 2005 wurde ein umfassender Report der EFAMA veröffentlicht, in welchem die Schaffung eines EPPA (European Personal Pension Account) diskutiert wurde. Die Umsetzung ist jedoch sehr komplex und in diesem Punkt wurde bisher wenig Fortschritt erzielt.

UCITS-Fonds als „Musterknabe“

Das Produkt Europäischer Investmentfonds, also „UCITS-Fonds“, erfreut sich mittlerweile auch der Nachfrage aus anderen Kontinenten, wobei Asien und Lateinamerika Hauptzielmärkte darstellen, aber auch Zuflüsse aus dem mittleren Osten zu beobachten sind. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise wurden in den vergangenen Monaten insbesondere die Sicherheitsaspekte von UCITS-Fonds in den Vordergrund gestellt, um der anlegerseitig starken Verunsicherung im Gefolge der Finanzkrise und Vertrauensverlusten gegenüber einem sehr konsumentenfreundlichen Fondskonzept entgegenzuwirken. Auch künftig seien die Absatzchancen in diesen Märkten überaus attraktiv, so Bauer, allerdings sei es erforderlich, die Zulassungs- und Vertriebsbedingungen zu erleichtern.

Breite Streuung bewährt sich auch in Krisenzeiten

Gegenwärtig beschäftige man sich auf EFAMA-Ebene sehr intensiv mit den Auswirkungen der Finanzkrise und den damit einhergehenden Erfordernissen für Investmentfonds, beispielsweise der Erstellung von Best-practice-Regeln zur Bewertung von Fonds in einem schwierigen Marktumfeld.

„Fonds wurden von der Finanzkrise im Hinblick auf Volumensituation und Performance zwar extrem getroffen, echte Ausfälle durch toxische Papiere und Vergleichbares gab es jedoch kaum. Im Prinzip hat sich gezeigt, dass sich die gesetzlich vorgeschriebene Risikostreuung auch in einem sehr schwierigen Marktumfeld bewährt. Fonds zählen ungebrochen zu den sichersten Veranlagungsinstrumenten und Fondsanleger genießen ein sehr hohes Maß an Schutz – daran hat auch die Finanzkrise nichts geändert.“

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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