Derivate als innovativer Schwarzmarkt?

Durch das rasante Wachstum der globalen Derivativmärkte hatte sich in den letzten Jahren ein Schattenbanksystem entwickelt. Die Analysten von Williams Inference in den USA sehen die Ursache der Finanzkrise im USD 516 Billionen großen Markt für Derivate und nicht im US Immobilienmarkt. Funds | 28.05.2008 11:28 Uhr
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Die Rettung der US Investmentbank Bear Stearns Companies Inc. durch die Federal Reserve und J.P. Morgan Chase & Co. wird vom Großteil der Marktteilnehmer als sehr positives Ereignis beschrieben - was es zweifelsohne war. Obwohl die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Finanzkrise noch nicht genau abschätzbar sind, sieht man in der Bear Stearns Rettung den Wendepunkt zum Guten. Positiv ist, dass die Krisenintervention innerhalb von wenigen Tagen funktioniert hat.

Mehr Aufsicht und Regulierung?

Im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise wurden die Aufsichtsbehörden mit der Prüfung neuer Regulierungssysteme beauftragt und Politiker aller Länder beschäftigen sich seit Monaten auch mit diesem Problembereich, um die negativen Auswirkungen auf die Realwirtschaft möglichst gering zu halten.

Derivate: innovativer und moderner Schwarzmarkt?

Die Analysten von Williams Inference, einem US Think Tank, gehen davon aus, dass die globalen Derivativmärkte einen grossen Einfluss auf die derzeitige Krise und mögliche zukünftige Krisen haben bzw. noch haben werden.

Daten von Marketwatch.com zeigen, dass das Gesamtvolumen der Derivativmärkte aktuell bei USD 516 Billionen liegt (Survey der BIS in Basel) und somit das Zehnfache des weltweiten GDP ausmachen.

Zum Vergleich: Das US GDP beträgt USD 15 Billionen pro Jahr, das US Federal Budget liegt bei rund USD 3 Billionen, US Publikumsfonds verwalten ein Volumen von USD 12 Billionen und das Welt GDP beträgt USD 50 Billionen pro Jahr.

Derivativmärkte sind nahezu unreguliert (durch OTC-Geschäfte). Williams Inference Service zitiert: "Wie andere Schwarzmärkte auch, wurden Derivativmärkte zu einem Weg, ohne viel Steuern und Regulierung reich werden zu können." Und dabei sind sowohl private Investoren als auch institutionelle Investoren und Unternehmen gemeint.

Derivate: gute und schlechte Seiten

Derivative Produkte haben ausgesprochen positive Eigenschaften. Sie bieten Investoren, Emittenten, Fondsmanagern, Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit, die Auszahlungsprofile Ihrer Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Cash Flows an Ihre Bedürfnisse sowie an die Rendite/Risikoprofile anzupassen. Dies passiert in der Praxis zumeist im Rahmen von OTC-Geschäften und für standardisierte Produkte über Börsen.

Grundsätzlich sind Derivative kein "Teufelszeug" - wie oft in Medien berichtet - sondern sehr innovative und flexible Instrumente. Die Verantwortung liegt einzig und allein beim Käufer und Verkäufer. Inwieweit die Information über das Grundgeschäft, das Absicherungsgeschäft und die Bedingungen des Geschäfts ausreichend sind, müssen Käufer und Verkäufer im Einzelfall beurteilen.

Auf globaler Basis betrachtet hat jedoch das rasante Wachstum der Derivativmärkte zu einem "Schattenbanksystem" geführt, das sich zunehmend der Regulierung der Aufsichtsbehörden entziehen kann - deswegen auch der Vergleich mit Schwarzmärkten anderer Ausprägung. Die "Zweckgesellschaften", die im Zusammenhang mit Enron und der Sub-Prime Krise vom Schatten an die Oberfläche kamen, weisen ähnliche Charakteristika auf. Zumindest war der Sinn und Zweck dieser "Special Purpose Vehicle (SPV)" die Auslagerung von Geschäften und Positionen aus der Bilanz. Derivativgeschäfte sind in der Grundstruktur auch außerbilanzielle Geschäfte und die detaillierte Analyse dieser Off-Balance-Sheet Positionen bei Banken im Vergleich zur Höhe der Eigenmittel wirft nicht selten kritische Fragen von Analysten auf.

Es ist schwer abzuschätzen, ob Derivativmärkte jemals effizient reguliert werden könnten. Faktum ist jedoch, dass Unfälle und Probleme in einem derart großen und unregulierten Markt sehr große Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und das globale Finanzsystem haben können.

Derivativmärkte und nicht US Immobilien sind das Problem 

Die Analysten von Williams Inference sehen die Ursache für die aktuelle Finanzkrise nicht in den Problemen des US Immobilienmarktes, sondern umgekehrt. Das Problem sind die Derivativmärkte und die ersten negativen Auswirkungen wurden durch den Verfall der US Immobilienpreise sichtbar. So gesehen, könnten auch Probleme in anderen Märkten noch sehr negative Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben.

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