vwd group Fonds Talk in Wien

Österreich als Fondsstandort für Osteuropa, der Trend in Richtung Garantieprodukte und Steuerpläne waren die Themen. Unter der Leitung von Ronald Barazon diskutierten Dr. Mathias Bauer (RCM, EFAMA), Mag. Dieter Rupar (VÖIG), Mag. Christian Petter (BNP Paribas AM) und Franz Xaver Jahrstorfer (Credit Suisse). Funds | 29.04.2008 06:00 Uhr
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Joachim Lauterbach, vwd Vorstandsmitglied und Dieter Moritz, Sales Director Fund Services der vwd group begrüßten am 28. April 2008 Vertreter der in- und ausländischen Fondsindustrie zum 18. vwd group Fonds Talk im Palais Pallavicini.

Österreich als Fondsstandort für Osteuropa

Ausgangspunkt der von Ronald Barazon moderierten Diskussion war die Analyse der neuen Novelle zum Investmentfondsgesetz in Österreich, die einige Verbesserungen für die Fondsindustrie bringen sollte. Neben der Ausweitung des Anlageuniversums (eligible assets) ist vor allem auch die Schaffung unterschiedlicher Tranchen für bestimmte Kundengruppen ein Vorteil. Dr. Mathias Bauer, Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management und EFAMA Präsident: "Wir befinden uns in einem europäischen Wettbewerb und wir versuchen grundsätzlich, die Wertschöpfung in Österreich zu maximieren. In Zukunft können wir eigene Tranchen mit unterschiedlichen Gebührenstrukturen für beispielsweise österreichische Privatanleger, institutionelle Investoren und auch ausländische Anleger in Fremdwährungen anbieten."

Österreich versucht sich neben Luxemburg und Irland als attraktiver Fondsstandort für die Region CEE und SEE zu positionieren. Franz Xaver Jahrstorfer, Sales Manager bei Credit Suisse und Vorstand der Vereinigung der ausländischer Fondsgesellschaften in Österreich (VAIÖ): "Wien kann ein Emissionsstandort für Osteuropa werden und zusätzlich zu Sales Abteilungen auch die Produktschmieden der ausländischen Fondsanbieter anziehen."

Positionierung in Osteuropa zu spät?

Mag. Christian Petter, Geschäftsführer der BNP Paribas Asset Management in Österreich: "Unsere Parvest Fondspalette aus Luxemburg ist aktuell in 27 Ländern zum Vertrieb zugelassen. Aus BNP Paribas sind die neuen Vehikel in Österreich kein Thema. Zur erfolgreichen Positionierung Österreichs als Fondsstandort für Osteuropa kann es unter Umständen schon zu spät sein. Die Chance war da. Die Politiker haben diese jedoch verschlafen. Luxemburg ist im Vorteil."

Jahrstorfer bezweifelt, ob es dafür schon zu spät sei: "Osteuropa steht erst am Anfang. Die Kaufkraft und die Möglichkeit zu sparen entsteht erst jetzt. Wir als Credit Suisse sind bereits in Ungarn, Tschechien und Polen mit lokalen Niederlassungen vertreten."

Fondsvermögen in Westeuropa: 6.000 Mrd. Euro - Chancen in Osteuropa

Bauer stimmt dieser Argumentation zu: "In Osteuropa geht es jetzt erst richtig los. Österreichische Fondsgesellschaften sind im Rentenmangement sehr kompetitiv und hier gibt es interessante Chancen. Man darf auch nicht vergessen, dass in Osteuropa rund 50 Prozent der EU Bevölkerung leben. Wenn man berücksichtigt, dass die gesamten Assets in Westeuropa rund 6.500 Mrd. Euro ausmachen, dann wird das Potenzial in Osteuropa deutlich. Noch ist die Chance gegeben."

Mag. Dietmar Rupar, Generalsekretär der Vereinigung österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG): "Die Turbozündung in Osteuropa kann durch die rund 8.000 Vertriebsstellen der österreichischen Banken in Osteuropa erfolgen."

Gibt es bereits zuviele Fonds? 

Ronald Barazon: "Eine interessante Frage ist auch, ob es nicht schon zuviele Fonds gibt? Privatanlegern fehlt eindeutig die Übersicht."

Rupar: "Wir vertreten derzeit 24 Wertpapierfonds KAGs und 5 Immobilien KAGs aus Österreich. Tendenziell wird die Anzahl der Fonds in Zukunft reduziert. Aktuell werden 2.329 inländische Fonds angeboten." Bauer: "Aus der grossen Palette von Fonds ist nur ein kleinerer Teil als Publikumsfonds aufgelegt worden. Ein Großteil ist für institutionelle Investoren bestimmt."

Die Diskussionsteilnehmer wiesen auf einen aktuellen Trend hin, wonach verstärkt kurzfristig orientierte, strukturierte Produkte angeboten werden, die am Point-of-Sale mit Fonds konkurrieren, jedoch nicht direkt vergleichbar sind. Beispielsweise hinsichtlich des Bonitätsrisikos, das bei Fonds als Sondervermögen nicht gegeben ist.

Anleger weiss nicht mehr welche Marktphase für ihn positiv sei

Jahrstorfer: "Neben den 24 inländischen KAGs sind derzeit rund 180 ausländische Fondsgesellschaften aktiv tätig, die ebenfalls eine grosse Produktpalette mitbringen. Eines der Probleme ist, daß aufgrund der großen Anzahl angebotener Produkte, Strategien und Konstruktionen der Anleger oft gar nicht mehr weiß, welche Marktphase jetzt für ihn gut ist. Anstatt klassisch langfristig zu investieren werden laufend neue Garantieprodukte aufgelegt um den Anlegern und Beratern die Angst zu nehmen." Im Ergebnis sind die Resultate der Garantieprodukte jedoch nicht selten enttäuschend. 

Auf die Frage von Ronald Barazon wie gut diese Garantien seien, antwortet Rupar: "Die Garantien kommen in der Regel von Banken und sind als hochwertige Garantien zu betrachten. Natürlich ist das Thema Bonitätsrisiko heute stärker im Fokus."

Ein wichtiger Aspekt ist auch der Umstand, dass die Garantie nur am Ende der Laufzeit wirkt und dazwischen durchaus negative Kursentwicklungen möglich ist.

Bauer: "Eine Garantie ist nur für kurze Zeiträume sinnvoll und nicht für die langfristige Pensionsvorsorge. Es gibt kein "free-lunch" und die Garantie schmälert langfristig den Ertrag."

Petter: "Asset Manager und Investmentbanken sind Konkurrententen - nicht selten im eigenen Konzern. Zur Frage der Qualität der Garantien. Weltweit gibt es aktuell nur mehr vier Banken, die ein Rating von AA+ oder besser haben. Und BNP Paribas ist eine von diesen vier."

MiFID schreckt Berater und verstärkt Trend zu Garantieprodukten

Seit der Einführung von MiFID im November 2007 konnten bereits die ersten Erfahrungen gesammelt werden. Ronald Barazon: "Ist es nicht so, dass MiFID eine deutliche Überregulierung darstellt? MiFID und das WAG 2007 gehören zu jenen Regelwerken, die eine Gruppe von Marktteilnehmern verschreckt und jene, die sich den umfangreichen Informations- und Dokumentationspflichten auf jeden Fall unterwerfen sollten, kümmern sich nicht darum.

Rupar: "Mit MiFID steigen die Haftungsrisiken der Berater und diese versuchen, die Risiken nach Möglichkeit zu vermeiden. Dies könnte auch den starken Trend in Richtung Garantieprodukte erklären."

Pensionsvorsorge ist ein Asset Management Thema und ein Fondsthema

Bauer: "Die private Pensionsvorsorge ist eine Aufgabe, die mit dem Instrument des Fonds optimal umgesetzt werden kann. Und zwar nicht nur in der Ansparphase mittels Sparplan, sondern auch in der Auszahlungsphase." Diesbezüglich sind die neuen Möglichkeiten zur Substanzausschüttung auch sehr wichtig.

Jahrstorfer: "Fonds sind ein ideales Instrument für den langfristigen, gut diversifizierten Vermögensaufbau." In Österreich hatte der Diversifikationsgedanke in den letzten Jahren wieder stark gelitten, als zahlreiche Anleger im großen Stil in Immobilienaktien investiert hatten und alle Vorsätze zur Diversifikation vergessen hatten.

Fonds als Alternative zu Stiftungen?

Mit der Schaffung einer neuen Form eines Spezialfonds für natürliche Personen steht den Fondsgesellschaften ein Instrument zur Verfügung, das vor allem zur Verwaltung von Privat- und Familienvermögen eingesetzt weden kann. Das Mindestvolumen dieser Fonds beträgt EUR 250.000,- (Max. 10 Investoren). Die effiziente Struktur des Fonds bietet hier Vorteile gegenüber Stiftungen. 

Aktuelle Steuerpläne in Österreich

Im zweiten Teil des vwd group Fonds Talks wurden die aktuellen Pläne der österreichischen Bundesregierung bezüglich der Einführung einer Vermögenszuwachssteuer diskutiert.

Dabei wurden Steuermodelle aus anderen Ländern mit den Eckpunkten des österreichischen Modells verglichen. Generell wurde kritisiert, dass der Mittelstand wohl kräftig zu Kasse gebeten werden könnte und die Möglichkeit zum Ausgleich von Vermögenszuwächsen und Verlusten nur sehr eingeschränkt möglich sein sollte - nämlich nur innerhalb eines Jahres, was vor dem Hintergrund mehrjähriger Auf- und Abwärtsbewegungen an den Börsen sehr realitätsfremd sei.

Die endgültige Version des Gesetzes wird sicherlich einer verfassungsrechtlichen Prüfung unterzogen. Kritisiert wurde von den Diskussionsteilnehmern auch die drohende Besserstellung von Versicherungsprodukten.

Die Steuer sei nach Ansicht eines Diskussionsteilnehmers eine "Schnappsidee" und schärfstens abzulehnen, da das Motiv nur die kurzfristige Deckung von Finanzierungslücken im Staatshaushalt sei bzw. die neue Steuer als Instrument zur Verlängerung der Lebensdauer des Koalitionsregierung eingesetzt wird ("Reichensteuer").

Die Pläne zur Schaffung einer Variante der Zukunftsvorsorge ohne Garantie werden wahrscheinlch erst im Rahmen der Steuerreform 2010 umgesetzt werden können.   

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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