Warum die USA "Fracking" noch bereuen könnte

Aufgewerteter Wechselkurs, billige Importe, De-Industrialisierung und Arbeitslosigkeit: Ökonom Hüfner warnt vor der "holländischen" Krankheit. Die Geschichte zeigt: Ein Boom im Rohstoffsektor eines Landes kann für andere, traditionelle Industrien oftmals dramatische Auswirkungen haben. Economics | 13.09.2013 02:00 Uhr
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Im Augenblick werden die USA wegen ihrer wiedergewonnen wirtschaftlichen Dynamik überall gelobt. Sie werden zur neuen Zugmaschine der Weltwirtschaft – und zwar genau zu der Zeit, in der die wirtschaftliche Kraft in den Schwellen- und Entwicklungsländern nachlässt. Aber könnte es sein, dass sich hier ein neues Problem auftut? Ist es denkbar, dass die Amerikaner, die derzeit von den niedrigen Energiepreisen durch die neuen Fördertechniken bei Öl und Gas (Fracking) profitieren, in Zukunft von der „holländischen Krankheit“ befallen werden?

Der Begriff der „holländischen Krankheit“ kam in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf. Damals wurden neue Erdgasreserven in den Niederlanden entdeckt. Die Folge war ein Boom im Rohstoffsektor. Die Exporte von Erdgas stiegen, der Wechselkurs wurde aufgewertet. Das Nachsehen hatte die traditionelle Industrie. Ihre Chancen auf den Weltmärkten verschlechterten sich. Zudem litten sie unter billigeren Importen. Es kam zu Deindustrialisierung und steigender Arbeitslosigkeit. Am Ende erwies sich der neue Rohstoffreichtum als Danaergeschenk. Ähnliche Erfahrungen machte Großbritannien mit dem Nordseeöl, aber auch einige „reinrassige“ Ölproduzenten wie Venezuela.

Nun ist es sicher zu früh, den USA so ein Schicksal zu prophezeien. Im Augenblick überwiegen die wirtschaftlichen Vorteile des Fracking: Das Wachstum hat sich spürbar beschleunigt. Die Unternehmen sind wettbewerbsfähiger geworden. Sie profitieren von den niedrigeren Energiepreisen. Beim Öl ist das nicht so offenbar, weil es hier einen einheitlichen Weltmarktpreis gibt. Der Gaspreis ist jedoch regional sehr unterschiedlich. Er beträgt in den USA nur einen Bruchteil dessen in Europa.

Die Inflation ist niedriger als man es bei der hohen Liquidität auf den Märkten und bei der riesigen Staatsverschuldung eigentlich erwarten müsste. Selbst bei der Eskalation der Syrienkrise in den letzten Wochen hat sich der Ölpreis nur geringfügig erhöht (von 110 auf 116 Dollar je Barrel Brent). Die Abhängigkeit von der politisch instabilen Region des Nahen Ostens verringert sich. Die Internationale Energie-Agentur schätzt, dass die USA in den nächsten Jahren zuerst Russland, dann Saudi-Arabien als größter Ölproduzent der Welt überholen werden wird.
Quelle: direktanlage.at
Quelle: direktanlage.at
Dr. Martin Hüfner
Volkswirtschaftlicher Berater
direktanlage.at 


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