Traumjahr für Österreich-Fonds

Obwohl die Wiener Börse in diesem Jahr um beachtliche 19 Prozent zulegte, übertrafen alle aktiv gemanagten Österreich-Aktienfonds das noch. Die Besten schlugen den Index fast um das Doppelte. Welche Österreich-Fonds langfristig überzeugen und was die führenden Fondsmanager für 2007 erwarten. Funds | 19.12.2006 06:50 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Fast hat es zu Jahresmitte schon so ausgesehen, als ob der Aufschwung der Wiener Börse sein vorzeitiges Ende gefunden hat. Nach einem Anstieg von 18 Prozent zwischen Januar und Mai brach der ATX Prime Index anschließend bis Mitte Juni um 22 Prozent ein (siehe auch „Wien: Ist der Aufschwung jetzt vorbei?“ vom 3.7.2006). Danach erholte sich der Markt aber wieder und übertraf kürzlich sogar seine Allzeithochs von Anfang Mai.

2006: Fonds schlagen ATX im Schnitt um 5,2 Prozent

Unterm Strich konnten sich Wien-Aktionäre per 12.12. über ein Jahresplus von 18,6 Prozent freuen. Noch größer aber dürfte die Freude der Besitzer der insgesamt 16 Österreich-Aktienfonds sein. Im Schnitt legten diese nämlich um 23,8 Prozent zu und übertrafen damit den ATX Prime Index um beachtliche 5,2 Prozent. Besonders erfreulich dabei: Mit Ausnahme des Indexfonds EMIF Austria Index Plus, schlugen alle Österreich-Fonds den Index.

Das Ergebnis-Spektrum der aktiv gemanagten Fonds reicht dabei von +33,1 Prozent beim MEINL Equity Austria bis hin zu immerhin noch 18,64 Prozent beim Swisscanto (CH) Equity Fund Austria. Was ist passiert?

„Wien ist eine der letzten Stockpicker-Börsen“

Der derzeitige Top-Fonds des Jahres 2006, der Meinl Equity Austria, hat vor allem von seinen starken Gewichtungen außerhalb des ATX-Indexuniversums (rund ein Drittel des Fonds sind Ex-Benchmark-Wetten) profitiert. Für nächstes Jahr ist Wolfgang Matejka, Chief Investment Officer der Meinl Bank wieder optimistisch: „Die Gewinnerwartungen heimischer Unternehmen liegen laut konservativen Schätzungen zwischen 7-12 Prozent. Risikofaktor bleibt der Rohstoff-Bereich, dafür sollte eine verstärkte M&A-Aktivität am Wiener Markt für Kursphantasie sorgen“, berichtet der Experte, der dieses Jahr sogar als Vorstand der Wiener Börse im Gespräch war. „Im Schnitt rechne ich mit einer ATX-Performance 2007 von zehn Prozent, wobei die Erfolgsparameter die gleichen wie heuer bleiben. Denn der Markt bleibt einer der letzten wirklichen Märkte für Stockpicker, bei dem Leistung auch belohnt wird“, prognostiziert Matejka.

INVESCO: Für 2007 nur verhalten optimistisch

Dahinter liegt mit +32,5 Prozent der Austria Equity Trust. Michael Fraikin, der bei INVESCO in Frankfurt für den Fonds verantwortlich zeichnet, ist für das nächste Jahr allerdings nur verhalten optimistisch: „Die Wiener Börse hat den lange vorhandenen Rückstand gegenüber den europäischen Märkten mehr als wettgemacht und hat sich bereits im laufenden Jahr sehr ähnlich wie die übrigen europäischen Märkte entwickelt. Insgesamt haben wir eine noch immer günstige Bewertung der europäischen Aktienmärkte und einen intakten Aufwärtstrend - eine weitere signifikante Outperformance des österreichischen Marktes halten wir allerdings für weniger wahrscheinlich“. Für die gute Performance seines Fonds führt er zwei Gründe an: „Unter den Einzelwerten waren Übergewichtungen in Andritz, BoehlerUddeholm und VoestAlpine und Untergewichtungen in BetandWin, OMV und Wiener Städtische sowie den Immobilienwerten besonders hilfreich. Dazu kam noch die recht hohe Aktienquote, die zumeist leicht über 100 Prozent lag“, schildert der Deutsche.

Langfristig: Nur zwei Fonds schlagen den ATX

Das herausragende kurzfristige Abschneiden einzelner Fonds ändert an den langfristigen Ergebnissen aber noch relativ wenig: Denn auf Sicht der letzten fünf Jahre schlugen nur zwei von neun Fonds den ATX Prime Index. Anhand der absoluten Performance auf Platz eins liegt mit einem jährlichen Plus von 32,6 Prozent der von Manfred Zourek verwaltete ESPA Stock Vienna vor dem (noch so benannten) Capital Invest Austria Stock von Friedrich Erhart mit 32,2 Prozent (siehe Tabelle).

Einsamer Outperformance-Weltrekord

Anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) liegt aber Friedrich Erhart von Pioneer Investments Austria auf 5-Jahres-Sicht deutlich auf Platz eins. Der Wiener hält noch einen weiteren, seit diesem Jahr, einsamen Weltrekord: Seit Auflage im Jahr 1990 hat das rund 470 Millionen Euro schwere Portfolio seine Benchmark - den ATX Prime - in jedem einzelnen Kalenderjahr hintereinander geschlagen und in wenigen Wochen sieht es nach einem 17. Mal aus. Mit dieser Historie schlägt er sogar den US-Fonds Legg Mason Value Trust von Bill Miller, der den S&P 500 15mal in Folge übertroffen hat aber 2006 deutlich abgeschlagen hinter dem Index hinterherhinkt.

Erhart: „Zyklisches Hoch ist längst überschritten“

„Dieses Jahr war es eindeutig leichter den ATX zu schlagen als in den drei Jahren davor“, berichtet Marathonsieger Erhart. Die schwache Performance des Indexschwergewichtes OMV - der Titel verlor in einem steigenden Gesamtmarkt 15 Prozent seines Wertes – war dafür einer der Hauptgründe. Nach den Kursanstiegen der letzten Monate ist Erhart jetzt aber wieder defensiv ausgerichtet: „Technisch könnte es Widerstände auf den Niveaus der alten Höchststände vom Frühjahr geben“, begründet er. Für 2007 ist er zurückhaltend: „Die meisten Unternehmen haben ihr zyklisches Gewinnhoch schon überschritten und für 2007 liegen die Gewinnschätzungen nur noch im einstelligen Prozentbereich“, schildert Erhart, der deswegen auch nur mit einer einstelligen ATX-Performance 2007 rechnet. Auch die Bewertungen der Wiener Börse liegen schon leicht über dem westeuropäischen Schnitt: „Hier besteht deswegen kaum mehr Potential für Outperformance bei österreichischen Aktien“, glaubt Erhart.

Die härtesten Konkurrenten Erharts sind neben Wolfgang Matejka - der besonders in diesem Jahr einiges an Boden wettmachen konnte - vor allem ESPA-Fondsmanager Manfred Zourek.

Zourek: „Alles spricht für Aktien“

Die Gründe für die Outperformance der Österreich-Fonds sieht Zourek kurioserweise in dem starken Markteinbruch im Mai/Juni: „Viele Fondsmanager haben schon seit Jahren mit einer Korrektur gerechnet und waren im Vergleich zum Index zu defensiv positioniert. Heuer hat sich diese Einstellung aber endlich bezahlt gemacht“, berichtet der Experte. Zudem seien vor allem die kleineren Werte aufgrund von Sondersituationen besser gelaufen: „Für große Fonds wie uns war es aber nicht so leicht von diesen zu profitieren wie für kleine Fonds“, erklärt er das relativ schwächere Abschneiden im Vergleich zu den Fonds von Meinl oder INVESCO. Für die nächsten Jahre spricht laut dem Manager des ESPA Stock Vienna alles für Aktien: „Im Vergleich zu Anleihen sind diese immer noch unterbewertet. Da ich in Zukunft von einer Stabilisierung der globalen Rahmenbedingungen ausgehe, wird sich die Risikoneigung der Anleger zugunsten von Aktien verschieben und diesen Spread schließen“, gibt er sich überzeugt. Den derzeit von den USA ausgehenden Konjunkturpessimismus teilt er nicht, ganz im Gegenteil: „Die große Vorsicht der Investoren heute zeigt mir, dass es morgen viele Käufer gibt“. Für die weitere Outperformance Wien´s im Vergleich zu europäischen Aktien spreche weiterhin das Thema Osteuropa: „Auch wenn es schon langweilig klingt“. Dass Zourek aber in den nächsten Jahren von einem relativ besseren Abschneiden von Growth gegenüber Value ausgeht, spreche gegen Österreich-Aktien: „Denn typische Growth-Titel findet man bei uns kaum“. Unterm Strich rechnet Zourek 2007 mit einem überdurchschnittlichen Aktienjahr in Wien: „Die Gewinne der Unternehmen dürften zwischen 10 und 15 Prozent zulegen, der ATX sollte das sogar noch übertreffen“, prognostiziert Zourek, der vor einem Jahr richtigerweise mit einem ATX-Plus von 15+ Prozent ausgegangen war (siehe auch „Wien: Die unerwartete Hausse“ vom 23.12.2006).

Wögerbauer: „ATX legt 2007 um 10 Prozent zu“

Der zweite große Herausforderer Erharts ist Alois Wögerbauer. Der Geschäftsführer der Linzer 3 Banken-Generali Investment ist seit Auflage im Oktober 2002 auch verantwortlicher Fondsmanager des mittlerweile 179 Millionen Euro großen 3 Banken Österreich-Fonds. Dieser liegt seit Start hinter dem ESPA Stock Vienna aber noch vor dem Capital Invest Austria Stock auf Platz zwei anhand der absoluten Performance. Auch er sieht trotz der Kursgewinne in diesem Jahr für 2007 weiterhin ein positives Umfeld: „Österreich-Aktien sollten im nächsten Jahr wieder im Ausmaß ihrer Gewinnsteigerungen zulegen. Für 2007 rechne ich deswegen mit einem ATX Plus von 10 Prozent“, prognostiziert der Oberösterreicher. Denn auch die Bewertungen, der Markt ist mit einem 2007er KGV von etwa 13 bewertet, liegen im europäischen Schnitt. „Im Vergleich zu europäischen Small Caps mit einem KGV von 15 ist die Wiener Börse sogar billig“. Zu Vorsicht rät Wögerbauer bei zyklischen Aktien, dafür hat er Werte wie Telekom Austria oder Finanztitel wie Raiffeisen bzw. Wiener Städtische übergewichtet.

Alle Daten per 12.12.2006 in Euro
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