Diese sechs Trends sollten Anleger am Radar haben

Kürzlich trafen sich die Allianz Global Investors Strategieexperten, Volkswirte und Portfoliomanager in Hongkong, um die aktuelle Lage der Weltwirtschaft – und deren Entwicklung in den nächsten drei bis fünf Jahren – zu erörtern. Dabei gelangten sie zu der Einschätzung, dass mit einer allmählichen Straffung der Geldpolitik wieder verstärkte Kursschwankungen an den Finanzmärkten verbunden sein könnten, vor allem in den entwickelten Ländern. Positivere Perspektiven sahen sie dagegen in Asien, insbesondere in China. Allianz Global Investors | 07.02.2018 12:32 Uhr
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Die Kernbotschaften

  • Das Spannungsfeld aus geopolitischen Turbulenzen, demographischem Wandel und technologischem Fortschritt wird 2018 für ein abwechslungsreiches und zugleich unsicheres Marktumfeld sorgen.
  • Das Ausmaß der geldpolitischen Konjunkturanreize nimmt weltweit ab, wobei wir jedoch insgesamt von einer nur behutsamen Straffung ausgehen. Wer für Engagements jenseits klassischer Anleihen aufgeschlossen ist, dem bieten sich zahlreiche Möglichkeiten zur Ertragserzielung.
  • Die Aussichten für China und generell die asiatischen Märkte sind weiterhin günstig – tatsächlich könnte eines der größten Risiken für Investoren darin bestehen, dass ihre Portfolios eine „unbewusste“ Untergewichtung Chinas aufweisen.
  • Disruptive Geschäftsmodelle sorgen rund um den Globus für neue Anlagechancen. Gleichzeitig müssen die USA und Europa im Bereich der Hochtechnologie auf chinesische Wettbewerber reagieren. 

1) US-Geldpolitik im Blick behalten

Die Notenbanken haben durch Ausweitung der Geldmenge und extrem niedrige Zinsen eine Stagnation der westlichen Volkswirtschaften verhindert. Mittlerweile sprechen die Notenbankvertreter jedoch von einem wirtschaftlichen Aufschwung und nicht lediglich von einer Erholung – dies lässt eine Straffung der Geldpolitik erwarten, wenngleich nicht in allen Regionen im selben Tempo. Die US-Notenbank hat bereits mit der geldpolitischen Normalisierung begonnen, was ebenso zu verstärkter Volatilität an den Finanzmärkten führen könnte wie eine nachlassende Wachstumsdynamik. Allerdings wird der neue Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, wahrscheinlich Vorsicht bei der Anhebung der Zinsen walten lassen und sich für verstärkte Deregulierung an den Märkten einsetzen – einer der Gründe, weshalb Finanztitel weiterhin zu unseren Favoriten gehören.

2) Der Erfolg Chinas und Asiens wird Risikobereitschaft belohnen

Der Aufstieg Asiens bleibt der bedeutendste Wirtschaftstrend zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu trägt im wesentlichen die erwartete Transformation Chinas von einer exportorientierten hin zu einer stärker vom Inlandskonsum bestimmten Volkswirtschaft bei. Hinzu kommt, dass das chinesische „One Belt, One Road”-Projekt weit mehr als nur ein künstlich aufgebauschtes Vorhaben ist. Die damit verbundenen beträchtlichen Infrastrukturinvestitionen sind bereits in mehreren Ländern der Region sichtbar – beispielsweise im wirtschaftlichen Korridor zwischen China und Pakistan. Zwar wird sich nicht jede Maßnahme in den jeweiligen Ländern auszahlen und die Bedienung der entsprechenden Kredite dürfte für einige von ihnen zum Problem werden, doch insgesamt bedeutet das Projekt einen erheblichen Impuls für viele Volkswirtschaften. Zu den Profiteuren dieser Initiative dürften vor allem Infrastruktur- und Bauunternehmen gehören.

Natürlich bestehen auch Risiken in China, wo das Verhältnis aus Schuldenstand und Bruttoinlandsprodukt bei 258 % liegt. Allerdings dürfte die hohe Gesamtverschuldung der chinesischen Volkswirtschaft beherrschbar sein. Dafür sprechen die nach wie vor moderate Staatsschuldenquote, die hohen Devisenreserven und der niedrige Anteil externer Finanzierung. Zuversichtlich stimmt uns auch, dass MSCI im Mai 2018 erstmals eine Reihe chinesischer A-Aktien in seinen Emerging Market-Index aufnimmt. Der Gesamtmarkt für A-Aktien hat ein Volumen von rund 8 Billionen US-Dollar – das sind gut 30 % mehr als der Aktienmarkt im Euroraum – und könnte für beträchtliches Anlegerinteresse sorgen.

3) Die Politik verändert die Perspektiven des Welthandels

US-Präsident Donald Trump macht aus seiner Geringschätzung für viele Außenhandelsabkommen keinen Hehl. So könnte er mit einem einfachen Dekret das NAFTA-Handelsabkommen zwischen Kanada, Mexiko und den USA beenden. Auch wenn sein erklärtes Motto darin besteht, die Interessen Amerikas an erste Stelle zu setzen, könnten die USA letztlich ihre globale Führungsrolle an China verlieren, wo man nur zu gerne die Nachfolge der Vereinigten Staaten antreten würde.

Allerdings hat Präsident Trump 2017 mit seiner Steuerreform einen großen gesetzgeberischen Erfolg errungen, die der US-Wirtschaft zusätzlichen Schub verleihen dürfte. Einige Unternehmen werden davon wahrscheinlich stärker profitieren als andere: so sind die Ertragserwartungen für die Branchen Finanzen und Industrie nach oben korrigiert worden, während in den Sektoren Versorger und Immobilien das Gegenteil der Fall war. Der Zeitpunkt der Reform ist jedoch nicht ideal, da sich die USA bei Inkrafttreten am Ende des Konjunkturzyklus befinden. Infolgedessen könnte es zu mehr geldpolitischen Schritten kommen, als am Markt bislang unterstellt wurde. Insgesamt gewinnt durch diese Reform die Einzeltitelauswahl an Bedeutung, was den Mehrwert aktiven Managements zusätzlich unterstreicht.

Der Europäischen Union machen die Brexit-Verhandlungen und die schwache Wirtschaft in Italien zu schaffen, obwohl sich die Konjunktur im Euroraum insgesamt als robust erwiesen hat. Auch die britische Wirtschaft hat sich trotz der Abwertung des Pfunds und sinkender Konsumausgaben im Anschluss an den Brexit-Volksentscheid relativ gut gehalten.

4) Japan steht trotz alternder Bevölkerung recht gut da

Die Alterung der Bevölkerung stellt etliche entwickelte Länder vor ganz erhebliche Herausforderungen – dies gilt vor allem für Japan und Deutschland. Weltweit sind mehr als 900 Millionen Menschen über 60 Jahre alt; ihre Zahl könnte in den nächsten zehn Jahren auf 2,1 Milliarden steigen.

Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass Japan ein gutes Beispiel dafür gibt, wie man mit einer alternden Bevölkerung umgeht und eine stagnierende Wirtschaft wieder in Schwung bringt:

  • Die Reformen von Premierminister Abe beginnen allmählich zu greifen. Gleichzeitig dämpfen die höhere Beschäftigungsquote von Frauen und älteren Menschen die Sorgen um eine Verknappung von Arbeitskräften und niedrige Produktivität.
  • Die geplanten steuerlichen Anreize sollten japanische Unternehmen dazu veranlassen, ihre Produktivität zu erhöhen, die Investitionsausgaben zu steigern und die Löhne anzuheben. Wenn dadurch am Ende die Ausgaben im privaten Sektor zunehmen, konnten sich die mittelfristigen Aussichten Japans erheblich verbessern. 
  • Der Übergang zu einer die Interessen der Aktionäre stärker berücksichtigenden Corporate Governance hat die durchschnittlichen Eigenkapitalrenditen japanischer Unternehmen in den letzten fünf Jahren von 5 auf 10 % steigen lassen. Insgesamt macht das Land gute Fortschritte, was die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance (ESG) angeht.
  • Der Kursanstieg am japanischen Aktienmarkt um 120 % über die letzten fünf Jahre (Stand: 30.11.2017) wurde hauptsächlich von steigenden Gewinnen und nur in weit geringerem Umfang von höheren Bewertungen gestützt.

5) Anhaltende Transformation von Branchen und Volkswirtschaften durch Disruption

Einige der am stärksten disruptiv wirkenden Unternehmen unserer Zeit – Facebook, Amazon, Netflix und Google (“FANG”) in den USA sowie Baidu, Alibaba und Tencent („BAT“) in China – werden weiterhin sektorübergreifend Marktanteile gewinnen und hohe Marktzutrittsbarrieren für Wettbewerber schaffen. Die Verbraucher schätzen zunehmend disruptiv wirkende Dienstleistungen wie elektronische Direktzahlungen (“E-Payments”). Damit werden in einigen Ländern die Banken ganz umgangen – dies gilt vor allem für China, das sich zunehmend zu einer bargeldlosen Gesellschaft entwickelt. Ungeachtet ihres großen Erfolgs rufen die Geschäftspraktiken der Technologiegiganten vermehrt die Aufsichtsbehörden auf den Plan – wobei die Unternehmen in China am Ende eher bereit zur Einhaltung staatlicher Vorgaben sein dürften als ihre amerikanischen Pendants.

Im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zeichnet sich ein scharfer Wettbewerb zwischen den USA und China ab. Dabei könnte China entschlossener sein, sich mit entsprechenden Investitionen am Markt durchzusetzen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in China sind höher als in der gesamten Europäischen Union, wo der Mangel an „FANG“-- und „BAT“-Unternehmen sich mittlerweile als echte Schwäche zu erweisen scheint. Möglicherweise ist Europa diesbezüglich bereits zu weit im Wettbewerb zurückgefallen, um die Zukunft seiner Unternehmen neu zu gestalten. Auch die Schwellenländer müssen auf die disruptiven Wirkungen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz reagieren, indem sie freiwerdende Arbeitskräfte im Dienstleistungssektor unterbringen.

6) Mit kontrolliertem Risiko Ertrag erzielen

Die Weltwirtschaft scheint sich in idealer Verfassung zu befinden; dank des Einsatzes der Notenbanken ist das Wachstum weder zu hoch noch zu niedrig und die Inflationserwartungen sind weiterhin moderat. Es stellt sich die Frage, wie lange das noch der Fall sein wird. In den nächsten ein, zwei Jahren jedenfalls halten wir weder eine Rezession noch einen Abschwung des Kreditzyklus für wahrscheinlich. Auch wenn die Inflation vorerst auf dem jetzigen Niveau bleiben dürfte, rechnen wir damit, dass sie in den nächsten fünf Jahren ansteigt.

Für viele Anleger ist die Erzielung laufender Erträge eine der Hauptsorgen, da klassische Anleihen keine ausreichenden Renditen abwerfen. Eine attraktive Option können verzinsliche Wertpapiere aus Schwellenländern sein: Sie bieten ein höheres Ertragspotential und viele aufstrebenden Volkswirtschaften profitieren von günstigeren gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dividendenstarke Aktien bieten sich ebenfalls als Renditequelle für ertragsuchende Anleger an.

Insgesamt betrachtet erwarten unsere Anlageexperten, dass die Marktrenditen in den nächsten drei bis fünf Jahren zurückgehen. Obwohl viele Marktteilnehmer diesbezüglich etwas sorglos erscheinen, bieten sich auch weiterhin zahlreiche Möglichkeiten zum Eingehen beherrschbarer Risiken.

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