Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, meint: „Konjunkturell betrachtet dürften wir uns auf Sicht der nächsten Wochen in einem Übergangsszenario bewegen. Es muss sich erst noch zeigen, ob ein selbsttragendes Wachstum auch ohne fiskalische Stimuli möglich ist. Parallel beginnen die Zentralbanken ihre Exit-Strategie einzusteuern, was den monetären Impuls auch über die Zeit abschwächt.“
Erste Schritte zum Liquiditätsabbau
Gemeinsam mit den Fiskalpaketen gehörte die Politik des billigen Geldes zu den wichtigsten Maßnahmen gegen eine lang anhaltende, weltweite Rezession. Die konnte abgewendet werden und auch die Interbankenmärkte funktionieren wieder stabil. Laut Naumer stellt sich nun die Frage, wann und wie die Zentralbanken die Liquidität auf ein Normalmaß zurückführen können, um inflationäre Effekte zu vermeiden: „ Bei den Leitzinsen der Euro-Zentralbank und der US-Fed dürfte über den Sommer hinweg noch wenig passieren, aber die ersten Maßnahmen im Rahmen der Exit-Strategien setzen dennoch langsam ein. Die quantitative Geldmengenausweitung wird langsam zurückgenommen.“ So schränkte die chinesische Zentralbank die Kreditvergabe durch eine Erhöhung der Mindestreserve ein, während die indische Zentralbank mit einer ersten Zinsanhebung überraschte.
Kaum Impulse aus der aktuellen Berichtssaison
Die im April beginnende Berichtssaison zu den Unternehmensgewinnen im ersten Quartal 2010 dürfte laut Prognose der Kapitalmarktanalysten keine neuen Impulse für die Märkte geben. Naumer meint: „Die vorab kommunizierten Informationen für die Analysten waren eher freundlich. Da die Umsatzdynamik gedämpft bleiben sollte, sind positive Überraschungen kaum zu erwarten.“ Die positiven Revisionen bei den Gewinnerwartungen hätten bereits an Dynamik verloren, d. h. die Analysten seien vorsichtiger geworden.
Da auch die jüngsten Konjunkturindikatoren das Wachstumsbild eines umgekehrten Wurzelzeichens (starker Einbruch, schnelle Erholung auf ein insgesamt niedrigeres Wachstumsniveau als vor der Krise) zu bestätigen scheinen, stellen sich die Kapitalmarktanalysten bei Allianz Global Investors insgesamt auf eine volatile Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten ein. Aktives Management sei weiterhin das Gebot der Stunde.