Reformdruck für die Altersvorsorgesysteme

Wie der von Allianz Global Investors entwickelte Pensions Sustainability Index* zeigt, hat sich eine frühzeitige Ertragsdiversifizierung der Altersvorsorge sowie die Einführung der Kapitaldeckung gelohnt – auch wenn kapitalgedeckte Systeme durch die Finanzkrise unter Druck kamen. Allianz Global Investors | 21.12.2009 10:14 Uhr
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Die wichtigsten Ergebnisse der Studie in der Zusammenfassung:
  • Laut der Empfehlung von Allianz Global Investors sollten Länder ihre Reformanstrengungen zur Diversifizierung der Risiken und Ertragsquellen ihrer Altersvorsorgesysteme weiter vorantreiben.

  • Im Kontext der globalen Finanzkrise wird deutlich, dass die Kapitaldeckung der Altersvorsorge Risiken ausgesetzt ist. Gleichzeitig verstärkt die anwachsende Verschuldung nationaler Haushalte die Notwendigkeit von Reformen der Vorsorgesysteme.

  • Die Studie zeigt, dass Australien am besten für die Herausforderungen gerüstet ist, gefolgt von Schweden, Hongkong und Dänemark – sämtlich Länder, deren Altersvorsorgesysteme auch eine kapitalgedeckte Säule beinhalten.

  • Für Indien und China ist die Notwendigkeit der Reformierung ihrer Rentensysteme am dringlichsten: Der überwiegende Teil der Bevölkerung dieser Nationen nimmt noch nicht an einem Altersvorsorgesystem teil.

  • Deutschland nimmt einen Platz im Mittelfeld der Analyseergebnisse ein; die teilweise Abkopplung des Rentenniveaus vom Lohnniveau wirkte sich jedoch negativ aus.

Mit Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit der Altersvorsorgesysteme zeigt der Pensions Sustainability Index den Grad der Reformbedürftigkeit des jeweiligen Landes an. Angesichts der landesspezifischen Eigenheiten der Rentensysteme in Bezug auf deren institutionelle, technische und rechtliche Ausgestaltung ist dies keine leichte Aufgabe. Einige der zentralen Einflussfaktoren auf die Nachhaltigkeit öffentlicher Altersvorsorgesysteme sind jedoch weitgehend länderübergreifend gültig: Auf Basis dieser Kennzahlen kann der Index den Reformdruck für die jeweilige Regierung quantifizieren und veranschaulichen.

Hierzu Brigitte Miksa, Leiterin International Pensions bei AllianzGI: „Regierungen weltweit haben die Herausforderungen der fortschreitenden Alterung ihrer Bevölkerungen erkannt und sind bereits seit einigen Jahren bemüht, die Nachhaltigkeit ihrer Rentensysteme zu sichern. Die tatsächlichen Reformfortschritte der einzelnen Länder sind jedoch deutlich unterschiedlich ausgeprägt. Daher hat Allianz Global Investors den Pensions Sustainability Index entwickelt."

Der Index zeigt, dass diejenigen Länder gut positioniert sind, deren Altersvorsorgesysteme eine kapitalgedeckte Komponente beinhalten – das heißt, betriebliche Pensionssysteme, die Vermögen ansammeln und Erträge erzeugen, die den Teilnehmern im Ruhestand zur Verfügung stehen – und die ihre Reformen frühzeitig begonnen haben, wie zum Beispiel Australien, Schweden und Hongkong. Deutschland liegt sowohl im globalen Pensions Sustainability Index als auch im Westeuropa-Index im Mittelfeld. Zwar zeigt sich hier, dass sich die bisher erreichten Reformschritte positiv auf die Nachhaltigkeit auswirkten – es bleibt aber noch einiges zu tun. Die Entscheidung Deutschlands, das Renteneintrittsalter schrittweise von 2012 bis 2029 auf 67 Jahre zu erhöhen, wirkte sich positiv auf die Reformfortschritte aus. Die Lockerung der Rentenanpassung durch die 2009 beschlossene Rentengarantie (durch die eine Minderung des Rentenwertes aufgrund einer negativen anpassungsrelevanten Lohnentwicklung ausgeschlossen ist) war hingegen aus Reformsicht ein Rückschlag.

Der Index veranschaulicht darüber hinaus die Problemfaktoren für Altersvorsorgesysteme, die den Reformdruck erhöhen. Hierzu zählt eine besonders großzügig ausgestaltete erste (staatliche) Säule, die langfristig nicht nachhaltig ist. So ist Griechenland durch die Großzügigkeit seines existierenden Rentensystems einer unhaltbaren Belastung seiner Staatshaushalte ausgesetzt. Eine weitere Herausforderung liegt im unzureichenden Zugang der Bevölkerung zur Altersvorsorge. In Indien nehmen lediglich 12 Prozent der Bevölkerung an einem formalen Vorsorgesystem teil; die Situation in China und Thailand stellt sich ähnlich dar. Die Alterung der Bevölkerung ist der zentrale Einflussfaktor: Das Verhältnis älterer Menschen zu jüngeren verschlechtert sich in zunehmendem Maße, was auf Umlageverfahren basierende Systeme in der Zukunft vor erhebliche Probleme stellen wird.  Bei der Reformbedürftigkeit asiatischer Länder steht Japan an vierter Stelle – nicht aufgrund einer mangelnden Abdeckung der Bevölkerung mit Altersvorsorge - sondern angesichts des dramatischen Alterungsproblems und einer hohen Staatsverschuldung. Japan weist bereits heute weltweit einen der schlechtesten Altersabhängigkeitsquotienten auf: Bis 2050 dürfte sich dieser Indikator auf fast 75 Prozent verschlechtern; verglichen mit 45 Prozent für China.

Die Rangfolge der Länder im Index wurde durch die jüngste globale Finanzkrise beeinflusst. Wenn die genauen Auswirkungen auch noch nicht feststehen, so ist doch klar, dass sich staatliche Defizite und Schuldenstände als Konsequenz der Krise ausweiten werden – was die Reform der Rentensysteme noch dringlicher macht. In der Krise wurde deutlich, dass die Kapitaldeckung von Rentensystemen Risiken ausgesetzt ist, denn alle Länder hatten Wertverluste aufgrund der Finanzkrise zu verkraften. Langfristig wirkt sich der Einfluss dieser Risiken auf die Nachhaltigkeit von Rentensystemen weniger stark aus als der einer alternden Gesellschaft.

Brigitte Miksa fügt hinzu: „Alle im Index relevanten Einflussfaktoren verdeutlichen die Notwendigkeit der Risikodiversifikation sowie der Stärkung kapitalgedeckter Elemente in nationalen Rentensystemen. Um die Rentenrisiken abfedern zu können, sollten Staaten alle drei Säulen (öffentliche Vorsorgesysteme, Unternehmenspensionen und private Vorsorge) einbeziehen. Ein Drei-Säulen-System diversifiziert die Vorsorgeerträge auf der Grundlage von drei Quellen mit unterschiedlichen Risiko-/Ertragsprofilen, womit eine Abhängigkeit von einem einzigen System vermieden wird. Den richtigen Mix zu finden, ist nicht einfach: Umlagefinanzierte Systeme beispielsweise unterliegen in höherem Maße demografischen Risiken, während kapitalgedeckte Systeme eher der Volatilität der Kapitalmärkte ausgesetzt sind (aber auch höheres Ertragspotenzial bieten)."

„Bislang lässt sich noch nicht exakt quantifizieren, wie die Risiken am besten auf die drei Säulen zu verteilen sind – insbesondere, da es sich um Risiken aus zukünftigen Entwicklungen handelt (demografische Strukturen, Kapitalmarkttrends, Inflation, etc.). Länder, deren Altersvorsorgeerträge überwiegend aus der zweiten Säule erzeugt werden (wie in den USA und in Mitteleuropa), benötigen einen anderen aufsichtsrechtlichen Ansatz als beispielsweise Länder, in denen die erste Säule stärker ausgeprägt ist und die zweite eher ergänzenden Charakter hat."


* Der Pensions Sustainability Index analysiert den gegenwärtigen Stand und die zukünftige Entwicklung
der Altersvorsorgesysteme von 37 Staaten. Auf der Basis von Variablen wie demografischen Trends, der
Situation der Staatsfinanzen sowie der Ausgestaltung des Rentensystems wird die Notwendigkeit weiterer
Rentenreformen in einer Kennzahl zusammengefasst: Bei einer Gesamtbewertung von 1 besteht kein
Bedarf für Reformen – ein Score von 10 deutet auf hohem Reformdruck hin.

Weitere Details zu den 37 im Index vertretenen Staaten sind in einem Arbeitspapier erhältlich, das unter
http://publications.allianzgi.com/en/
PensionResearch/Pages/PensionStudiesandPapers.aspx

heruntergeladen werden kann.

** Gemäß dem Modell der Weltbank sollten Altersvorsorgesysteme aus mindestens drei Säulen bestehen.
Die staatliche Säule sollte Altersarmut durch Umverteilung verhindern und Absicherung gegen eine
Vielzahl von Risiken bieten. Die zweite Säule sollte ebenfalls obligatorisch sein und voll kapitalgedeckt:
Hierdurch sollen Altersersparnisse angesammelt und Kapital gebildet werden; dabei soll auch Entwicklung
der Kapitalmärkte gefördert werden. Im Prinzip sind im Rahmen dieser Säule sowohl betriebliche als auch
private Altersvorsorge möglich. Die dritte Säule sollte die private Altersvorsorge für diejenigen Menschen
ermöglichen, die im Alter eine höhere finanzielle Sicherheit anstreben. (Weltbank, 1994)

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