Nordea: "Nicht den Einfallsreichtum der EZB unterschätzen!"

Die EZB wird am 3. Dezember geldpolitisch nachlegen. "Täte sie es nicht, wäre das eine kommunikative Fehlleistung erster Güte", erklärt Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea. Nordea Asset Management | 26.11.2015 15:20 Uhr
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea / ©  Nordea Asset Management
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea / © Nordea Asset Management
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Die EZB wird am 3. Dezember geldpolitisch nachlegen. Täte sie es nicht, wäre das eine kommunikative Fehlleistung erster Güte nach all den Andeutungen aus EZB-Kreisen (wie es so schön heißt) und Gerüchten, die die EZB unwidersprochen gelassen hat. Damit haben sich an den Handelstischen enorme Erwartungen aufgebaut, die die EZB erfahrungsgemäß nicht gerne enttäuscht.

Zwei Fragen stellen sich: 1) Ist es überhaupt nötig, geldpolitisch nachzulegen? Und 2) Was wird die EZB tun?

Lockerung wahrscheinlich, aber diesmal nicht nötig

Zu 1) In der EZB-Logik ja, ansonsten nicht. Die EZB argumentiert mit Wachstumsrisiken und der weit unter dem 2%-Ziel liegenden Inflation. Aber: Das Wachstum lebt gerade auch vom glücklichen Umstand niedriger Inflation als Folge gesunkener Rohstoffpreise. Über die Wachstumsrisiken kann man streiten, so schlecht sind die Aussichten nicht, zumal viele Regierungen im Zusammenhang mit dem Zustrom von Flüchtlingen mehr Geld ausgeben, also die Fiskalpolitik expansiver auslegen. Außerdem wird die Inflation in den nächsten Monaten quasi automatisch steigen, weil vor einem Jahr die Energiepreise so stark gefallen sind. Ohnehin konzentriert sich die EZB zu stark auf die Gesamtinflationsrate und nicht auf die höhere und weniger schwankende Kernrate ohne Energie. Und schließlich kann es sein, dass die bisher beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen einfach mehr Zeit brauchen, um zu wirken. Die Argumente für eine weitere geldpolitische Lockerung sind schwächer als bei vergangenen Beschlüssen. 

Zu 2) Wahrscheinlich wird die EZB sowohl die Anleihekäufe erhöhen und verlängern als auch den Einlagenzins senken, also den derzeit bei -0.2% stehenden „Strafzins“, der Banken in Rechnung gestellt wird, wenn sie Geld bei der EZB parken.  Besonders interessant scheint mir die Zinsfrage. Eine Zinssenkung würde vor allem darauf zielen, den Euro am Devisenmarkt zu schwächen. Das fördert die Exporte und importiert über steigende Einfuhrkosten relativ schnell etwas mehr Inflation.

Nicht den Einfallsreichtum der EZB unterschätzen!

Eine Senkung um nur 10 Basispunkte auf -0.3% würde die aktuellen Markterwartungen enttäuschen, der Euro würde sich festigen. Man sollte sollte den Einfallsreichtum der EZB nicht unterschätzen. Dort hat man sich die Erfahrungen in Dänemark und der Schweiz sehr genau angesehen.  In beiden Ländern steht der Einlagensatz bei -0.75%. Die Kostenbelastung für die Banken wird aber begrenzt. In der Schweiz werden nur solche Einlagen „bestraft“, die das 20-fache des Mindestreservesolls übersteigt. Es  gibt also einen hohen Freibetrag, so dass der letztlich nur rund ein Drittel der Überschussliquidität dem negativen Zins unterliegt.  Im dänischen Modell können Banken Liquidität bis zu einer Obergrenze unverzinst auf einem Girokonto bei der Dänischen Nationalbank hinterlegen. Erst für Beträge oberhalb der Grenze greift der negative Einlagensatz.

Der Weg, auf den die EZB womöglich verfällt, könnte es sein, durch eine deutliche Senkung des Einlagensatzes – sagen wir auf -0.5% – einen hohen Signaleffekt auf den Wechselkurs anzustreben,  gleichzeitig die Banken aber nach einem der beiden Modelle zu entlasten. Das Ziel der EZB wird es jedenfalls nicht sein, die Banken dazu zu bringen, gestiegene Zinskosten in der Breite an Privat- und Firmenkunden weiterzugeben. Spätestens dann wäre der Bogen überspannt.

Am 3. Dezember nachmittags sind wir schlauer.

Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea

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