Wie aus dem Fall VW eine Konjunkturdelle werden kann - eine Rechenübung

Als am vergangenen Donnerstag der überraschende Anstieg der Ifo-Index gemeldet wurde, hieß es, „Dieselgate“ könne das Geschäftsklima bei der nächsten Befragung drücken. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal handelt es sich um die Krise des am Umsatz gemessen größten deutschen Unternehmens. Im Folgenden geht es um eine einfache Rechenübung, die zeigt, wie daraus eine Konjunkturdelle werden kann, die im Bruttoinlandprodukt und in der Beschäftigung sichtbar wird. Nordea Asset Management | 28.09.2015 10:33 Uhr
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea / ©  Nordea
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea / © Nordea
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Volkswirte neigen dazu, Dinge makroökonomisch nennenswert zu nennen, wenn sie das Bruttoinlandprodukt um ein Viertel Prozent bewegen, in diesem Falle: drücken. Alles darunter liegt im gesamtwirtschaftlichen Rahmen im Unschärfebereich, auch wenn es für Sektoren, Unternehmen und Beschäftigte bedeutsam ist. 

Ein paar Zahlen zur Autoproduktion: Im vergangenen Jahr hat der VW-Konzern in Deutschland 2,6 Mio Autos produziert, das waren 46% aller im Inland hergestellten Autos. Die Produktion von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen hat einen Anteil 21% an der gesamten industriellen Wertschöpfung. Die Industrie wiederum (ohne die Bauwirtschaft) hat einen Anteil von 26% an der gesamten Wertschöpfung.


Nehmen wir an, die inländische Produktion bei VW sinkt um 10%.
Dann sinkt die gesamte Autoproduktion in Deutschland unter sonst gleichen Bedingungen um 4½% (was die Stückzahl betrifft; aber hier wird vereinfacht angenommen, dass der Produktionswert im selben Ausmaß sinkt). Alles andere zunächst unverändert sinkt die Industrieproduktion um 1%. Isoliert betrachtet ergibt sich daraus ein Rückgang des BIP um ¼% oder 7½ Mrd EUR.

Nun kommen schwer abzuschätzende erschwerende oder mildernde Umstände hinzu. Erschwerend wirkt, dass eine geringere Fahrzeugproduktion auch Produktionseinbußen etwa bei Metallerzeugnissen, Maschinen und chemischen Erzeugnissen nach sich zieht. Aber auch der Dienstleistungsbereich wäre  betroffen, etwa der Autohandel und der Transportsektor. So dürfte Volkswagen einer der größten Kunden der Deutschen Bahn sein. Der schlimmste anzunehmende Unfall ergäbe sich, wenn das Qualitätssiegel „Made in Germany“ insgesamt Schaden nimmt und auch die Nachfrage etwa nach Autos anderer Hersteller oder auch nach Maschinen zurückgeht. Wahrscheinlich ist das vielleicht nicht – aber eben auch nicht auszuschließen.

Im Moment besteht kein Grund, die Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft wegen VW  zu senken, denn es muss nicht so schlimm kommen. Womöglich kann VW den Absatzrückgang gering halten. Ein Teil der womöglich wegfallenden Nachfrage kann anderen deutschen Herstellern zugute kommen. Und rein mechanisch betrachtet ist auch eine Rückrufaktion eine Wirtschaftsleistung, die ins BIP zählt und Beschäftigte erfordert. 

Fazit: Wenn das umsatzstärkte Unternehmen in der umsatzstärkten Industriebranche in die Krise rutscht, kann das gesamtwirtschaftliche Auswirkungen haben. Vermutlich reicht ein geringerer Produktionsrückgang als 10% bei Volkswagen, um die Wirtschaftsleistung in Deutschland um ein Viertel Prozent sinken zu lassen. Zum Vergleich: Im Zuge der Großen Rezession 2008/09 sank die inländische Produktion des Volkswagen-Konzerns ziemlich genau um 10%. 

Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea

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